TS 40: Die neuen Herrscher
unwahrscheinlich schnelle Fortschritte im Studium der Gorillasprache; Bridger bemühte sich verzweifelt, ihren Vorsprung nicht zu groß werden zu lassen. Undeutlich fühlte er, daß sie der einzige Mensch war, von dem er nicht wünschte, daß er ihm in irgend etwas voraus war.
Eines Morgens erschien T’kluggl ohne jegliche Begleitung.
„Blidza“, begann er in langsamer Gorillasprache, „es wird Zeit, daß wir anfangen, euch die Freiheit zurückzugeben – zuerst nur ein wenig, so daß ihr sie nicht mißbraucht. Würdest du und Pihane Lust haben, unsere Stadt zu besichtigen?“
Bridgers stotternde Antwort blieb nach drei Worten stecken, aber das Mädchen, sprang in die Bresche und sagte fehlerfrei:
„Wir wären sehr froh darüber!“
Während sie hinter dem Gorilla die Straße entlanggingen, erklärte sie dem Chemiker auf Englisch:
„Henley, wir haben noch ein Problem. Babies sind unterwegs.“
„Babies? Zum Donnerwetter! Ich hatte die ganze Zeit schon Angst davor. Wer …“
„Elisabeth und Eleanor. Die Mädchen sind mit ihrem Kummer zu mir gekommen.“
„Wer sind die Väter?“
„Bei Elisabeth ist es Dave Toomey. Dave möchte das Richtige tun – aber er ist Katholik, und er glaubt, ohne Priester nicht heiraten zu können. Ich versuchte ihn davon zu überzeugen, daß es einfach keine Priester mehr gibt und daß wir ohne sie auskommen müssen, aber es macht ihm noch eine Menge Sorgen.“
„Wie ist es mit Eleanor?“
„Ronnie Franchot scheint der Verantwortliche zu sein. Und jetzt ist Ruby Stern wütend – es sieht so aus, als habe sie ein Auge auf Ronnie geworfen, und sie beschuldigt Eleanor des unfairen Wettbewerbs!“
„So, so! Wir müssen sie irgendwie zusammenbringen. Nelson ist unser Beamter – vermutlich kennt er das Heiratszeremoniell. Wir müssen ohnehin alle Gesetze, die wir brauchen, selbst machen, wenn wir uns nicht dazu entschließen, den Gorillakode anzuerkennen. Verdammt noch einmal, warum können sie sich nicht in acht nehmen!“
Bridger bemerkte nicht den mißbilligenden Blick, mit dem das Mädchen ihn bedachte.
T’kluggl führte sie in eines der hölzernen Häuser, die an der Straße standen.
„Das“, sagte er, „ist mein Haus. Dies ist meine Frau, P’plookhl. Und die hier, Liebling, sind die zwei intelligenten menschlichen Wesen, über die ich mit dir gesprochen habe.“
Bridger und Ruth nahmen die Vorstellung mit der Höflichkeitsformel zur Kenntnis, die man ihnen beigebracht hätte. In dem Zimmer gab es keine Stühle, aber an den Wänden entlang lagen Haufen von Kissen, und mehrere kurzbeinige Tische standen davor.
Die Unterhaltung, die fast den ganzen Tag in Anspruch nahm, ergab sehr viel Wissenswertes.
Interessant war ohne Zweifel zu hören, daß T’kluggl in seinem Beruf ebenso Lehrer war wie Ruth und ein paar von den anderen Frauen. T’kluggl gab ihm eine kurze Übersicht über das Schulwesen der Gorillas: Die Kinder wurden im allgemeinen von ihrer Geburt an bis zum zwölften Lebensjahr unterrichtet. Diejenigen, die ein überdurchschnittliches Maß an Intelligenz verrieten, wurden nach dem zwölften Lebensjahr auf die Schule der Hauptstadt geschickt.
„Also ist das hier nicht eure Hauptstadt?“ fragte Bridger.
„Nein, unsere Hauptstadt ist Mm Uth. Dlldah, diese Stadt ist nur eine kleine Siedlung, die am weitesten nach Osten vorgeschoben ist!“
Natürlich interessierte es Ruth und Bridger, über ihre eigene Rasse zu erfahren.
„Was weißt du über uns?“ fragte Bridger. „Ich meine natürlich abgesehen von dem, was du von uns selbst erfahren hast!“
T’kluggl legte die Stirn in Falten.
„Nicht sehr viel! Unsere Archäologen wissen, daß eure Rasse sehr plötzlich verschwunden ist, bevor unsere Kultur begann. Wir haben ein paar Skelette und auch Gebrauchsgegenstände gefunden; aber bisher wußten wir weder, wie ihr aussaht, noch, warum eure Rasse so plötzlich ausgestorben ist!“
Später am Tag kam das Gespräch auf die Armbanduhren, die die Gorillas den Menschen abgenommen hatten, als sie sie im Zoo einquartierten.
„Es waren in der Hauptsache diese Instrumente, die uns davon überzeugten, daß ihr intelligent seid“, erklärte T’kluggl. „Ist die Annahme richtig, daß ihr sie benutzt, um die Zeit zu messen?“
Bridger nickte.
„Ja, das ist richtig. In unserer Zeit besaß fast jeder Mensch ein solches Instrument.“
T’kluggl war äußerst erstaunt.
„Natürlich könnten wir die Zeitmeßinstrumente nachbauen; aber es wäre
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