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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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Er ignorierte es einfach.
    „Fünf!“ sagte er, obwohl Tanner die Uhr genauso gut sehen konnte wie er. „Drei! Zwei! Und – ab durch die Mitte …“
    Er zog einen Hebel vor. Unten im Schiff begann es zu grollen, wurde zu einem schrillen Pfeifen. Die Rakete zitterte. Unsichtbare Gewichte legten sich auf die Brust Manders und preßten ihn tief in die Polster. Der Andruck stieg.
    Vor den Augen wurde es schwarz, aber mit aller Macht kämpfte Manders gegen die drohende Bewußtlosigkeit. Von irgendwoher drang Schreien, wahrscheinlich Tanner, der so versuchte, den Druck von seinen Ohren zu nehmen. Die Instrumente begannen vor seinen Augen zu tanzen.
    Sekunden wurden zu Ewigkeiten.
    Er durfte nicht bewußtlos werden. Automatische Brennschlußkontakte würden Gewicht erforderlich machen – also gab es keine. Es war Sache des Piloten, die Motoren abzustellen, sobald die Fluchtgeschwindigkeit erreicht war. Der Zeiger der Uhr kroch weiter, näherte sich einem schwarzen Strich. Manders seufzte erleichtert auf, streckte die Hand aus – und zögerte. Er starrte auf den Geschwindigkeitsmesser. Beide Instrumente mußten sich jetzt decken, wenn die Berechnungen stimmten. Aber da war eine Differenz von Zeit und Geschwindigkeit.
    Er wartete noch ein wenig, dann schob er den Hebel zurück. Es wurde sofort unheimlich still. Das Pfeifen erlosch. Kein Donnern mehr. Sie befanden sich im freien Fall.
    Tanner grinste schwach und löste die Gurte.
    „Geschafft!“ knurrte er. „Am liebsten hätte ich selbst die Motoren abgeschaltet. Es kam mir zu lange vor. Sie werden alt, John.“
    Manders blieb still liegen und lauschte auf sein Herz. Es stimmte, dachte er, ich werde wirklich alt. Der Andruck – er strengt an. Aber wer hört schon gern, daß er alt wird?
    „Ich bin 27 Jahre“, bemerkte er eisig. Tanner grinste.
    „Eben! Aber beruhigen Sie sich. Ich meinte es nicht so.“
    „Schon gut.“ Manders löste ebenfalls die Gurte. „Warum haben Sie eigentlich so geschrien?“
    „Ich? Nicht daß ich wüßte. Ich dachte, Sie wären das gewesen.“
    Tanner stand auf und stellte die Füße mit den Magnetsohlen auf den Boden.
    „Faul wird man“, sprach er weiter. „Je schneller wir machen, desto früher sind wir zurück. Schauen wir einmal nach, wo wir sind.“ Er stieß sich ab und segelte zur Beobachtungsluke. „Hm, wo ist denn der liebe Mars …?“ Er grunzte, als er den winzigen, rötlich schimmernden Lichtfleck entdeckte. „Wissen Sie, Manders, ich bin recht froh, nicht immer auf dem Mars sein zu müssen. Sicher, die Verpflegung auf den Schiffen ist auch nicht überwältigend, aber schließlich kommen wir von Zeit zu Zeit auf die Erde zurück. Die armen Teufel aber wissen nicht, ob sie unseren Planeten jemals wiedersehen.“
    „Ein hartes Los“, stimmte Manders ihm bei. Er stand auf. „Ich hoffe, sie beeilen sich mit der Venus. Ich möchte sie mir auch gern ansehen.“
    „Ich auch. Schlechter als der Mars kann sie auch nicht sein. Ich bin gespannt, ob Hargraves noch lebt. Das letzte Mal, als ich ihn sah, machte er keinen sehr gesunden Eindruck.“
    „Drei Jahre weilt er nun schon auf dem staubigen Planeten.“
    „Eine lange Zeit. Die Männer haben wirklich Nerven, das auszuhaken.“ Er warf dem Piloten einen Blick zu. „Können wir die Gyros einschalten?“
    „Ja. Ich überprüfe den Treibstoff. Rufen Sie, wenn Sie soweit sind.“
    Das Schiff bestand eigentlich nur aus einer langen Röhre, die vom Bug bis zum Heck reichte. Rund herum lagen die Frachtspeicher, vollgestopft mit Kisten und Paketen. Dahinter die Treibstoffbehälter, Sauerstoff und Wasser.
    Genau im Schwerpunkt war ein Raum, in dem die Gyroskope im rechten Winkel zueinander gelagert waren. Ihre Achsen liefen mit der des Schiffes parallel. Manders kroch unter sie und überprüfte die Treibstoffanzeiger. Beim Start lag die Flüssigkeit unter starkem Druck. Nach Verbrauch sank dieser Druck ab, dadurch war es möglich, fast auf den Liter genau den Inhalt des Tanks zu bestimmen.
    Aus der Zentrale rief Tanner:
    „Die Gyros! Fertig?“
    „Fertig!“
    „Nummer eins zwei Grad links!“
    Jedes Gyroskop besaß genau den einhunderttausendsten Teil des Schiffsgewichtes. Um den Kurs um zwei Grad zu ändern, mußte das Rad 600 mal in entgegengesetzter Richtung gedreht werden. Ein Elektromotor wäre gut gewesen, aber das bedeutete zusätzliches Gewicht. Ein automatisches Zählwerk klickte.
    „Tanner! Hierher – aber schnell!“ Irgend etwas in Manders Stimme ließ

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