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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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aber fragen Sie nicht nach den Gründen. Bitte nicht!“
    Lange Minuten sah Margraves den Arzt an, dann warf er einen Blick hinüber zu den Männern, die sich bereits wieder leise unterhielten. Sie lebten wieder. Er atmete tief ein, unterdrückte das plötzlich aufkommende Übelkeitsgefühl und zog die Kopfhaube tief ins Gesicht. Dann stand er auf und schritt langsam auf den Ausgang zu. Winter holte ihn ein.
    „Wohin wollen Sie, Jim?“
    „Nach draußen. Mir die Destillieranlage ansehen – und verschiedene andere Dinge. Kommen Sie mit?“
    Winter nickte. Gemeinsam verließen sie die warme Geborgenheit des Hauses.
    Es war Nacht. In seltener Klarheit leuchteten die Sterne. Die beiden Monde wirkten nicht größer als Sterne erster Ordnung. Hargraves betrachtete die Apparatur neben dem Leitungsende, aus dem das Polwasser floß. Und die Stelle, an der die beiden toten Männer als schreckliche Warnung lagen. Nein, gelegen hatten. Denn nun war die Stelle leer – und Hargraves wußte plötzlich, wo sie geblieben waren.
    „Winter!“ flüsterte er und schluckte. „Winter …?“
    „Ich trage die ganze Verantwortung“, nickte der Arzt düster, „und damit auch die Schuld.“
    „Aber …“, Hargraves wurde schlecht, aber dann beschloß er, nicht mehr darüber nachzudenken. Der Arzt hatte recht. Sie lebten, das war die Hauptsache. Sie sollten nicht fragen, warum das so war. Aber er überlegte doch, was er getan hätte, wenn man ihn vor das gleiche Problem gestellt hätte. Impulsiv trat er vor und streckte dem anderen die Hand entgegen.
    „Danke, Doc. Dank für alles, was Sie getan haben.“
    Winter hob seine Hand, aber ehe sie die des Kommandanten berühren konnte, kam ein donnerndes Rollen und pfeifendes Heulen durch die Finsternis. Gleichzeitig erschien hoch über ihnen ein neuer Stern, der schnell größer wurde und sich herabsenkte. Darüber schimmerte es silbern.
    „Die Rakete!“ schrie Winter. „Mein Gott, das Schiff! Es ist zurückgekehrt! So schnell …?“
    „Egal, warum.“ Hargraves lachte plötzlich, als er zu der flammenden Säule emporstarrte. „Es spielt keine Rolle mehr jetzt …“
    Es spielte wirklich keine Rolle mehr. An Bord des Schiffes waren Lebensmittel und Ersatz für jene Männer, die gestorben waren. Die Kolonie war gerettet.
    Neben Hargraves murmelte Doc so etwas wie ein Gebet.
    „Laß sie nicht abstürzen! Laß sie gut landen …“
    „Sie stürzen nicht ab“, versprach Hargraves und lachte, während die Rakete auf den Dünen landete.

 
1998
     
    Der Wachposten sah auf seine Armbanduhr, grinste vertraulich und öffnete das Tor mit aufreizender Langsamkeit.
    „So früh, Captain?“
    „Na und?“ Captain Manders zeigte wie üblich vor dem Start eine steigende Nervosität. Seine Begleiterin lächelte.
    „Achten Sie nicht auf ihn, Smokey“, sagte sie. „Er hat Angst, daß er den Zug verpaßt.“
    „Ist unmöglich, Mrs. Manders, denn ohne ihn kann der Zug nicht abfahren.“ Der Posten lachte.
    Ein Wagen hielt mit quietschenden Bremsen vor dem Tor. Leise summten die Turbinen. Ein Mann sprang heraus, warf dem Fahrer einige Münzen hin und lief dann auf die anderen zu. Erst als er Manders erkannte, verlangsamte er seine Schritte. Erleichtert atmete er auf und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Hallo, John, Smokey.“ Er tippte mit dem Zeigefinger auf seinen Kopf. „Meine Uhr! Sie wird noch einmal mein Tod sein.“
    „Was war es diesmal?“ grinste der Posten.
    „Ich fürchtete, den Start zu versäumen, darum stellte ich sie eine halbe Stunde vor und vergaß es später wieder.“ Er lächelte der Frau zu. „Hallo, Mrs. Manders. Wo ist Carl?“
    „Keine Ahnung“, gab sie zurück und betrachtete gedankenverloren die leere Straße. An der einen Seite begrenzte sie ein Zaun, auf der anderen war freies Feld. „Das kenne ich nicht an ihm – einen Start zu verpassen! Ich glaube bestimmt, daß er noch kommen wird.“
    „Vielleicht später.“
    „Immerhin mache ich mir Sorgen.“ Sie zuckte die Achseln. „Wie geht es Madge?“
    „Gut.“ Tanner, der Neuankömmling, verbarg seinen Stolz nicht. „Wenn ich zurückkehre, in vier Monaten also, wird sie Mutter eines gesunden und kräftigen Knaben sein.“
    „Oder eines Mädchens …“
    „Nein!“ schüttelte Tanner den Kopf. „Ich habe ihn schon bei der Raumakademie registrieren lassen – Mädchen nehmen sie keine. Es muß also ein Junge werden.“
    „Sie nehmen, was Sie kriegen!“ knurrte Manders.
    „Und ich wette,

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