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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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Tanner nicht mehr länger zögern. Mit besorgtem Gesicht kam er in die Gyrozentrale.
    „Was ist los? Leitungen defekt?“
    „Sehen Sie sich das an!“ sagte Manders und streckte dem Astrogator die Hand hin. Er zeigte gleichzeitig auf einen dunklen Fleck neben dem Frachtraum. Tanner fühlte mit seinen Fingern. Dann sagte er ungläubig:
    „Blut! Wo kommt denn das Blut her?“
    Sie luden die vordersten Kisten aus der Luke.
    Er lag zusammengekauert in einem Hohlraum, ein junger Mann noch, fast ein Knabe. Seine massige Struktur verriet, daß er später einmal ein Riese sein würde. Er war blaß und blutverschmiert. Der Atem ging heftig und stoßweise.
    „Carl!“ stieß Manders hervor und fluchte. „Dieser verdammte Narr! Wie ist er nur auf den Gedanken gekommen?“
    Tanner schwieg, aber seine Lippen waren fest aufeinandergepreßt, als sie den bewußtlosen Körper aus dem engen Raum zerrten. Mechanisch stellte er die Kisten zurück.
    Im Kontrollraum versuchte Manders indessen, seinen jungen Schwager wieder zur Besinnung zu bringen. Er benutzte dazu Medikamente und kostbares Wasser. Endlich stöhnte der Junge, schlug zögernd die Augen auf und setzte sich hin. Manders fing ihn ab, bevor er in die Höhe schweben konnte. Mit den Gurten schnallte er ihn fest.
    „Wie fühlst du dich, Carl?“
    „Schlecht.“ Der Junge zuckte zusammen, als er seine Brust berührte. „Kopfschmerzen. Meine Rippen scheinen gebrochen zu sein.“
    „Du hast also geschrien?“
    „Ja, ich dachte, es würde helfen. Ist der Start immer so?“
    „Nicht immer. Warum hast du das getan, Carl?“
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte der Junge langsam. „Vielleicht wollte ich nur wissen, ob man sich an Bord eines Raumschiffes verbergen kann. Ich wollte nicht mitfliegen. Aber dann, als man mich nicht fand, tat es mir leid, die Chance nicht zu nutzen.“
    „Und wie kamst du an Bord?“ Tanner war in die Zentrale gekommen und machte ein sehr ernstes Gesicht. Der Junge zuckte die Schultern.
    „Das war nicht sehr schwer. Ich bin mit dem Piloten verwandt, also kümmerten sie sich kaum um mich. Ich strich im Schiff umher, richtete mir den Platz ein und stellte die Kisten vor mich. Niemand kam auf den Gedanken, nachzuschauen.“
    „Das muß vor zwei Tagen gewesen sein“, stellte Manders fest. „Wie kam es, daß wir dich nicht vermißten?“ Er wußte die Antwort selbst. In den letzten Stunden ihres Beisammenseins hatten er und Jean keine Zeit gehabt, sich um den achtzehnjährigen Jungen zu kümmern. Aber dann tauchte ein anderer Gedanke auf. „Was hast du mit der Ladung angestellt? Etwas aus dem Schiff geworfen?“
    „Nein, das nicht. Ich stellte alles nur so, daß nichts auffiel.“ Er grinste. „Keine Sorge, John. Du hast die volle Ladung.“
    „Mehr!“ sagte Tanner und sah Carl bedauernd an.
    „Was heißt das?“ Carl sah die beiden Männer fragend an. „Ich weiß, daß ich nicht richtig gehandelt habe, aber ihr könnt mich ja auf dem Mars zurücklassen. Ich wollte schon immer zum Mars.“
    „Darum geht es nicht.“
    „Worum denn?“ Der Junge sah ängstlich, wie die beiden Männer sich einen schnellen Blick zuwarfen. Er wollte aufstehen, aber die Gurte hinderten ihn daran.
    „Darum geht es wirklich nicht“, murmelte Tanner. „Bist du dir auch im klaren darüber, daß du der erste blinde Passagier auf einem Raumschiff bist? Und – ich beneide dich nicht deswegen.“ Er verließ die Zentrale, ehe Carl antworten konnte. Manders folgte ihm. Er sah plötzlich sehr blaß aus. Im Heck trafen sie sich. Hier konnte der Junge sie nicht belauschen.
    „Was soll ich tun, Bob?“ Manders schlug die Faust in die Handfläche. „Die Wachen sind schuld! Sag doch, was ich tun soll?“
    „Sie wissen das genauso gut wie ich, John. Soll ich es ihm sagen?“
    „Nein!“ Manders schrie es fast. „Er ist fast noch ein Kind. Wir können es nicht tun!“ Er sah den Astrogator an. „Es muß eine andere Möglichkeit geben. Es muß!“
    „Welche? Umkehren?“ Tanner zuckte mit den Schultern. „Sie wissen genau, was dann passieren wird. Brenner würde Sie ins Gefängnis werfen lassen. Nein, es gibt keinen anderen Weg.“
    „Können wir ihn nicht mitnehmen? Der Treibstoff ist nun einmal verbraucht, und wir sind im freien Fall.“
    „Wollen Sie mir und sich selbst etwas vormachen, John? Ich nehme es Ihnen ja nicht übel, denn schließlich ist der Junge der Bruder Ihrer Frau. Aber Sie müssen den Tatsachen ins Gesicht schauen. Ich werde es ihm

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