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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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werde ich es Ihnen zeigen.“ Sein Lachen wurde fast hysterisch. Anders zog die Stirne kraus.
    „Wieso lachen Sie? Ich bin mir nicht bewußt, einen Witz gemacht zu haben. Ich sagte nur, daß man Sie abholen wird …“
    „Der Kongreß wird uns hier sterben lassen!“ sagte Dirk bitter.
    „Welcher Unsinn! Es kann nur einige Zeit dauern …“
    „Sind Sie noch nie auf den Gedanken gekommen, daß wir unsere besonderen Gründe dafür haben, die Kolonie lebensfähig zu erhalten? Ich habe zugegeben, daß wir einen hoffnungslosen Kampf kämpfen, und ich gebe genauso zu, daß wir lieber heute als morgen zur Erde zurückkehren würden. Die Sache ist nur die, daß wir nicht können. Keiner von uns.“
    „Ich verstehe nicht, was Sie meinen.“ Anders sah von einem zum anderen. „Was wollen Sie damit sagen?“
    „Gehen wir“, schlug Winter vor und stand auf. Dirk folgte, am Arm das Mädchen. Gemeinsam verließen sie alle den Raum.
    Ein Sanitäter nickte dem Arzt zu, als sie das Hospital betraten.
    „Alles in Ordnung, Doc. Die meisten schlafen.“
    Winter nickte und sah hinab auf die Gestalt im nächsten Bett. Es war ein Mann mit ungekämmtem Haar und wächserner Haut. Schmächtige, fast durchsichtige Hände lagen still auf der Decke. Bläulich war die Haut, aufgesprungen und spröde. Kissen stützten ihn, so daß er fast saß. Er starrte leer vor sich hin und atmete in kleinen, hastigen Zügen.
    Pat sah erschrocken auf den lebenden Leichnam. Winter streichelte sanft über die knochigen Hände.
    „Weeway“, sagte er ruhig. „Er war einer der ersten Kolonisten, und bis ihn der Staub erwischte, war er unser Proviantmeister.“ Er führte sie zu einem anderen Bett. „Connor. Ebenfalls zur ersten Expedition gehörend. Außer mir ist er der letzte.“
    „Sehen sie alle so aus?“ schluckte Pat.
    „Alle, bis auf wenige Ausnahmen. Dies hier sind natürlich die schwersten Fälle.“
    „Wie ist das möglich?“
    „Staub. Zuerst dachten wir, er sei harmlos. Wir haben uns aber geirrt.“
    „Wie kommt es, daß Sie gesund blieben, Doc?“
    „Glück!“ behauptete Winter grimmig. „Ich arbeitete meist drinnen und trug als einer der ersten eine Maske. Auch scheine ich eine natürliche Widerstandskraft gegen den Staub und seine Einwirkung zu besitzen.“
    Er schritt auf den Ausgang zu, wo Anders neben dem Kommandanten wartete, einen entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht.
    „Wir haben dreißig Schwerkranke. Der geringste Schock würde sie töten.“ Dirk sah Anders an. „Verstehen Sie jetzt, warum wir hierbleiben müssen? Der Andruck würde jeden von ihnen umbringen.“
    „Aber – Dirk“, sagte Pat und sah an dem Kommandanten vorbei. „Die Leute würden doch sicherlich nicht verlangen, daß Sie sich opfern. Sie würden verstehen … ich weiß, es hört sich grausam an, aber …“
    „Mißverstehen Sie mich nicht, Pat. Ich hätte keine Gewissensbisse, Männer sterben zu lassen, die so gut wie tot sind, aber es geht um etwas anderes. Auf dem Mars gibt es vielleicht noch zwanzig Männer, die zur Erde zurückkehren und ihr normales Leben zuende leben könnten. Weitere zwanzig würden den Flug überstehen, wären aber für den Rest ihres Lebens ans Bett gefesselt. Alle anderen würden sterben. Nein, wir haben keine andere Wahl. Wir müssen hierbleiben. Dazu aber benötigen wir den Nachschub. Sie sehen, wir sind egoistisch, Pat …“
    „Aber Sie alle tragen Masken.“
    „Es gibt keinen Filter, der restlos abschirmt.“
    Pat nickte. Sie entsann sich des Sturmes.
    „Wie lange sind Sie hier, Dirk?“
    „Vier Jahre. Ich übernahm das Kommando, als Hargraves starb.“ Er wechselte das Thema. „Mason sagte mir, daß Sie in wenigen Stunden starten werden?“
    „Wie kommt es, daß Sie gesund blieben?“ fragte sie weiter.
    „Glück. Außerdem war ich vorsichtig.“
    „Warum belügen Sie das Mädchen?“ mischte sich Winter ein. Er lächelte der Reporterin kalt zu. „Wenn er es Ihnen nicht sagt, werde ich es tun. Wenn er zur Erde zurückkäme, müßte er den Rest seines Lebens im Bett zubringen.“
    „Verdammt, Winter! Mußten Sie ihr das sagen?“
    „Ja, Dirk.“ Er zog den Kommandanten von dem weinenden Mädchen weg. „Besser jetzt als später.“
    Hinter ihnen war lautes Schluchzen und Weinen.
    Das erste, das jemals auf dem Mars gehört worden war …
     
    *
     
    Sie standen am Rande des Startgeländes und beobachteten das geschäftige Treiben vor dem Start. Dirk fühlte sich wohler. Er brauchte Pat nun nichts mehr

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