TS 46: Die Marskolonie
Zustand.“
„Ich hoffe es auch“, entgegnete Randy trocken.
„Wissen Sie, warum wir Sie gerufen haben?“
„Ich nehme an, mein Kontrakt ist abgelaufen …?“
„Das würde keine große Rolle spielen“, schüttelte Anders den Kopf. „Wie Sie wissen, leite ich nun das Departement für außerplanetarische Angelegenheiten.“
„Ich hörte von einem solchen Gerücht.“
„Es ist keines“, versicherte ihm Anders. „Außerdem wurden sämtliche Marsverträge für null und nichtig erklärt – aber das spielt keine Rolle.“
„Und warum?“
„Das werden Sie später noch verstehen. Doch kommen wir zum Thema. Es ist unbedingt notwendig, daß die damalige Begeisterung in der Öffentlichkeit für das Marsprojekt wieder angefacht wird. Ihre Aufgabe wird es sein, die Kolonie durch Vorträge und Schilderungen populär zu machen. Das genaue Programm wird zur Zeit ausgearbeitet. Wir haben insofern Glück, weil die TRANSWORLD die Reporterin wieder aufgetrieben hat, die damals zum Mars flog. Ich habe zugestimmt, daß sie künftig in Ihrer Nähe bleibt, denn wir können ihr vertrauen.“
„Vielleicht wäre es gut, wenn der Major endlich die Gründe für unsere Neuorientierung erführe“, schlug Cordray vor. Anders nickte.
„Selbstverständlich. Clarkson, würden Sie so freundlich sein, den Major zu informieren?“
Der General rutschte in seinem Sessel hin und her.
„Wenn .Sie es unbedingt für notwendig halten“, brachte er schließlich hervor. „Ich für meinen Teil denke, daß der bloße Befehl genügt, einen Soldaten gehorchen zu lassen.“
„Ich bin aber nicht Soldat“, machte ihn Randy aufmerksam. „Als ich zum Mars ging, quittierte ich meinen Dienst. Ich trage meinen Titel nur noch ehrenhalber.“
„Machen Sie schon, Clarkson!“ schnappte Anders. „Sie verschwenden Ihre Zeit.“
„Die Analysen des Staubes, den Sie uns vom Mars schickten, haben ergeben, daß er eine gewisse Menge eines radioaktiven Elementes enthält, das sich leicht gewinnen läßt.“ Er sah den Mann auf dem Bett forschend an. „Sie werden sicherlich begreifen, was das bedeutet?“
„Nein“, entgegnete Randy einfach. „Wir kennen radioaktive Elemente seit Jahrzehnten. Was soll das plötzliche Interesse?“
„Wir haben das Element untersucht, und es hat sich als besonders energiehaltig erwiesen. Ein Werk auf dem Mars könnte die Trennung dort vornehmen und uns lediglich das Element schicken.“
„Ah – so ist das!“ sagte Randy und richtete sich hoch, auf den Ellenbogen gestützt. „Das ist genau das, worauf wir warteten. Wenn wir ein wertvolles Ausfuhrprodukt haben, ist die Existenz der Kolonie gesichert. Wenn die Welt das erfährt, werden bald genug Schiffe zum Mars unterwegs sein. Wir haben es dann geschafft.“
„Es darf aber niemand erfahren.“ Clarkson sah kalt auf den Major. „Ich dachte, das würden Sie selbst begreifen. Die internationale Lage ist derart, daß niemand außer uns davon wissen sollte.“
„Dazu benötigen wir Ihre Mitarbeit.“ Anders sog an seiner Zigarre. „Sobald wir die Kolonie in einen militärischen Stützpunkt verwandeln, werden die anderen etwas wittern. Sie werden versuchen, dem Geheimnis auf die Spur zu gelangen, und das möchten wir unter allen Umständen verhindern. Wir planen also dies: Ihre Vorträge werden die Begeisterung erneut anfachen, und wir erhalten neue Gelder für das Projekt. Wie wir diese Gelder anlegen, ist unsere Sache – aber machen Sie sich keine Sorgen. Wir sind genauso wie Sie daran interessiert, daß die Kolonie blüht und gedeiht. Ihre Aufgabe wird eine sehr erfreuliche sein, und nicht viele Männer in der Geschichte wurden so leicht zum Helden. Wir sehen uns noch.“
Zusammen mit Clarkson verließ er das Zimmer. Randy sah hinter ihm her. Cordray sagte lächelnd:
„Hallo, Held.“
Randy fluchte.
*
Der Masseur ließ etwas Öl in seine flache Hand tröpfeln und begann mit seiner Arbeit. Zuerst verspürte Randy Schmerzen, aber dann gewöhnte er sich daran und spürte die wohltuende Wirkung. Er schlief ein.
Das Klicken des Türschlosses riß ihn aus seinem Schlummer.
Der Masseur warf ihm das Handtuch über und öffnete. Ein Mädchen – oder eine junge Frau – betrat den Raum. Randy richtete sich auf.
„Pat! Pat, haben Sie mich vergessen? Wissen Sie nicht mehr, wer ich bin?“
„Major Randolph!“ Sie lächelte, und fünf Jahre schienen im Nichts zu versinken. „Natürlich kennen wir uns. Wir trafen uns auf dem
Weitere Kostenlose Bücher