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TS 46: Die Marskolonie

TS 46: Die Marskolonie

Titel: TS 46: Die Marskolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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marsianische Vegetation heranzuziehen.“
    „Schon Erfolg gehabt?“
    „Nein, aber so schnell ist der auch nicht zu erwarten. Ich muß neue Arten züchten, über Generationen hinweg beobachten und die stärkste Sorte heraussuchen. Es kann zwanzig Jahre dauern, aber ich kann auch genau so gut nächstes Jahr Glück haben.“
    „Wie lange sind Sie schon hier, Devine?“
    „Zehn Jahre. Ich kam mit Major Randolph. Warum?“
    „Wieviel Stunden arbeiten Sie am Tag?“
    „Keine Ahnung, das ist verschieden. Morgens fange ich an, abends höre ich auf. Feiertage kennen wir nicht.“
    „Zehn Jahre ohne Pause gearbeitet?“ Landry schüttelte den Kopf. „Ich gebe Ihrem Unterbewußtsein recht – Sie sind ein Narr!“
    „Was?“ Die Wangen des Botanikers zeigten etwas Rot. „Die Pflanzen benötigen ständige Pflege und Aufsicht und …“
    „Sie sind ein Narr!“ wiederholte Landry kalt. „Sie wissen es selbst. Wenn Sie so weitermachen, werden Sie bald endgültig zusammenbrechen. Damit würden Sie für die Kolonie wertlos. Mann, seien Sie doch vernünftig. Es gibt auch auf dem Mars so etwas wie Erholung, nicht wahr?“
    „Ich denke schon“, erwiderte Devine dumpf. „Wir veranstalten Tanzabende. Auch besteht eine Theatergruppe, aber das alles interessiert mich kaum. Sollte es denn?“
    „Ich würde es Ihnen empfehlen. Sind Sie verheiratet?“
    „Nein.“
    „Dann wäre es an der Zeit, es nachzuholen. Vielleicht kann der Kommandant helfen.“ Landry erhob sich und lächelte. „Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen sagte, Devine. Weniger Arbeit, mehr Erholung. Das ist eine ärztliche Anordnung, verstanden?“
     
    *
     
    Wie alle Kolonistenfrauen war auch Mrs. Marvin breithüftig und knapp 160 Zentimeter groß. Da sie gut mit der Nadel umzugehen verstand, bedeutete ihre Ankunft auf dem Mars damals einen Gewinn für die ganze Kolonie. Sie lächelte, als Landry erklärt hatte, was er wissen wolle.
    „Ich heiratete innerhalb der ersten drei Tage und behielt Marvin als Mann. Er ist gut und anständig. Wir bekamen bald unser erstes Kind, ein Mädchen.“
    „Die Geburt verlief normal?“
    „Ja, fast auf den Tag genau.“
    „Und dann?“ Er zögerte, als suche er die richtigen Worte. Sie lächelte und kam ihm zu Hilfe.
    „Ich weiß, was Sie fragen wollen. Selbstverständlich wollten wir ein zweites Kind, und zwar so schnell wie möglich. Ich verstand es auch nicht. Es dauerte sehr lange, ehe ich wieder schwanger wurde.“
    „Wie lange?“ Landry beugte sich vor.
    „Zwei Jahre.“
    „Normalgeburt?“
    „Nein. Ich trug das Kind ein Jahr. Unser alter Arzt war gerade gestorben, also machte ich mir doppelte Sorgen, aber ich konnte spüren, wie mein Kind sich bewegte. Und doch wurde es tot geboren.“
    Landry nickte.
    „Darf ich Sie untersuchen, Mrs. Marvin?“
    Es ging schnell, denn er wandte die letzten Erkenntnisse irdischer Medizin an. Während sie sich anzog, las er die Ergebnisse seiner Analysen ab.
    „Wie alt sind Sie, Mrs. Marvin?“
    „Dreiunddreißig. In der vergangenen Woche hatte ich Geburtstag.“
    „Danke.“ Er lächelte ihr zu. „Sagen Sie der nächsten Frau, daß sie hereinkommen kann.“
    Sie gab das Lächeln zurück und verließ den Raum.
    Es war bei ihnen genau das gleiche. Die erste Geburt war normal verlaufen, dann folgte eine lange Zeit der Unfruchtbarkeit und eine ungewöhnlich lange Periode der Schwangerschaft. In 50% aller Fälle wurde das Kind dann totgeboren, oder es zeigte Abnormalität.
    Jede Frau aber, die er untersuchte, war steril geworden.
    Und nicht nur das. Er entsann sich jener zwanzig, die den Einschläferungstod verlangt hatten, weil die Weltraumstrahlung Krebs bei ihnen hervorrief. Mit ernsten Augen betrachtete er die lange Reihe der Reagenzröhrchen mit den analytischen Untersuchungsergebnissen.
    Sie hatten alle Krebs.
    Jede Frau, die er untersucht hatte, würde sterben – und wußte es nicht.
    .Er schauderte zusammen. Die Frauen gebaren ein Kind, dann folgte Unfruchtbarkeit und Tod. Warum aber lebten die Männer und blieben fruchtbar? Keiner von ihnen hatte Krebs. Die Männer waren normal, die Frauen aber …
    Er saß am Tisch und starrte auf seine Notizen. Irgend etwas rief bei den Frauen Unfruchtbarkeit und Krebs hervor, und dieses Irgend etwas befand sich auf dem Mars. Was konnte es sein? Die Weltraumstrahlung konnte auf keinen Fall die Ursache sein, denn dann hätte die Wirkung sich bereits früher gezeigt. Nein, die Ursache lauerte hier auf dem Mars, und so sehr er sich

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