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TS 50: Die Roboter und wir

TS 50: Die Roboter und wir

Titel: TS 50: Die Roboter und wir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin (Hrsg.) Greenberg
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helfen“, schüttelte Morton vorwurfsvoll den Kopf. Seine Stimme war sanft wie die eines Engels. Er war ein fähiger Psychiater und wußte, wie man mit störrischen Patienten umzugehen hatte. Ferguson bewunderte ihn in diesem Augenblick, obwohl er die Schweißperlen auf der Stirn des Arztes nur zu deutlich erkannte.
    Morton näherte sich dem Bett. Der Patient hatte sich weiter aufgerichtet und sagte nun mit lauter Stimme:
    „Steigen Sie in die Höhe!“
    Die Luft schien plötzlich wieder wie mit Elektrizität geladen, und die Geigerzähler begannen zu ticken. Mortons Füße hoben sich vom Boden ab, und der Psychiater schwebte lautlos gegen die Decke des Zimmers. Dort blieb er vorerst.
    Der Patient aber hatte sich völlig erhoben und stieg aus dem Bett. Niemand hinderte ihn daran.
    „Ich muß jetzt leider gehen“, sagte er entschuldigend und schritt an den Erstarrten vorbei zur Tür. Sie war verschlossen. „Hinweg mit dir!“ schrie er sie an – und die Tür verschwand. Sie löste sich einfach von einer Sekunde zur anderen in Luft auf. Der alte Mann ging hinaus auf den Gang zur großen Halle.
    Vom Fenster aus sahen sie ihn quer über den Platz schreiten und einen Helikopter besteigen. Dann erhob sich das Flugzeug mit kreisenden Flügeln, schwebte empor und verschwand bald darauf als schwarzer Fleck am Horizont.
    „Immerhin“, bemerkte Blake und atmete hörbar auf. „benutzte er einen Helikopter, statt Flügel auszubreiten und davonzusegeln.“
    „Haben Sie das etwa erwartet?“ wunderte sich Ferguson.
    „Ich hätte sogar darauf gewettet!“
     
    Ferguson ging zum Telefon.
    „Lassen Sie den Helikopter nicht aus den Augen“, befahl er, nachdem er der Polizei die näheren Umstände erklärt hatte. Während er sprach, beobachtete er Clanahan. Morton und Blake, die eine neue Flasche Whisky kreisen ließen. Blake war Antialkoholiker, wenigstens war er es bis heute gewesen. „Er startete vom Landefeld vor Abteilung 71 vor zehn Minuten. Flugrichtung West.“
    „Wir werden ihn finden“, versprach der Polizeichef.
    „Noch eins: der Mann ist kein Dieb, sondern lediglich geistesgestört.“
    Ferguson hoffte sehnlichst, daß seine Behauptung stimmte.
    „Ach – ein Irrer?“
    „Ja, und außerdem ist er radioaktiv verseucht.“
    „Was?“ schrie der Polizeichef erschrocken. „Ist im Werk etwas schief gegangen? Wollen Sie die gesamte Bevölkerung vergiften?“
    „Finden Sie den Helikopter und unterrichten Sie mich dann“, gab Ferguson zurück und hängte ein. Er streckte die Hand nach der Whiskyflasche aus. Morton gab sie erstaunlicherweise her.
    „Wie gefiel es Ihnen an der Decke?“ fragte ihn Ferguson.
    „Nicht schlecht“, murmelte Morton. „Wirklich nicht schlecht. Allerdings ein wenig außergewöhnlich, finden Sie nicht auch?“
    „Was glauben Sie, wie derartiges möglich ist?“
    Morton zuckte die Achseln.
    „Er will uns vormachen, er sei der liebe Gott. Vielleicht bildet er sich das auch nur ein. Immerhin muß ich zugeben, daß er recht handgreifliche Beweise vorzubringen versteht.“
    „War es vielleicht nur Einbildung?“
    „Recht realistische Einbildungen, finde ich“, knurrte Morton ungehalten. „Der Mann hätte Illusionist werden sollen. Er lebt von seiner Illusion und will nicht, daß wir sie ihm zerstören. Das ist alles.“
    Der Psychiater mußte selbst wissen, daß seine Erklärung absolut keine war. Sein Argument besaß Löcher, in denen man ein Raumschiff wenden konnte.
    „Die Tür bestand aus Materie“, erinnerte ihn Clanahan.
    „Genau wie die Krankenschwester, der Assistent und Morton. Wenigstens hielt ich Fleisch und Blut bisher für Materie“, wandte Ferguson ein.
    Clanahan wurde offensichtlich nicht mehr mit dem Problem fertig. Er warf wieder bedauernde Blicke auf die fast geleerte Flasche in den Händen Mortons und öffnete nun zum drittenmal den Wandschrank.
    Mortons Augen leuchteten.
    „Scheint nie alle zu werden“, bemerkte er hoffnungsvoll.
    „Die letzte!“ sagte Clanahan mit Betonung und nahm die Flasche heraus.
    „Fein“, sagte Morton. Clanahan sah ihn voller Vorwurf an.
    „Was denken Sie sich eigentlich?“ wunderte er sich.
    „Ich ziehe es jetzt vor“, erwiderte Morton mit unsicherer Stimme. „überhaupt nicht mehr zu denken.“
    „Sie wollen also Tatsachen ignorieren?“
    „Nein, ich will nur nicht den Verstand verlieren.“
    Blake schien genug von dem Whisky bekommen zu haben.
    „Vielleicht war er wirklich Gott“, hauchte er leise.
    Morton

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