TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara
Ausmaßen erkennen. Auch Calhoun blickte nach oben und dankte seinem Schöpfer für diese wunderbare Rettung aus größter Todesgefahr.
Das Schiff landete am Rande der Plattform. Die Menge setzte sich in Bewegung und flutete tobend und begeistert, alle Schranken durchbrechend, auf den zur Ruhe gekommenen Riesenkörper des erbeuteten Raumschiffes zu. Kein Mensch achtete auf Calhoun, der sich abwandte und langsam in entgegengesetzter Richtung zu seinem Schiff ging, das in der Aufregung sogar von den Wachen verlassen worden war.
Er sah, wie das Schott des großen Schiffes geöffnet wurde und der Pilot triumphierend Getreide über die jubelnde Menge streute. Calhoun dachte daran, daß sie vor wenigen Minuten bei seinem Tode wahrscheinlich ähnlich gebrüllt hätten.
Schon stürmten neue Gruppen heran, um das Wunder zu feiern. Calhoun hatte Mühe, sich durch die tobenden Menschen zu drängen, die sich nun auf ihn besannen und ihm vor Freude beinahe die Kleider vom Leibe rissen. Da war kein Haß mehr, kein Schrei nach Blut und Rache. Die selben Leute, die vor wenigen Minuten noch seinen Tod gefordert hatten, ließen ihn nun hochleben und waren ihm über alle Maßen dankbar.
Zwei Stunden später landete das zweite Schiff, bald danach das dritte, und jedesmal kannte der Überschwang der Darianer keine Grenzen. Das letzte Raumschiff landete erst am nächsten Tag, aber auch sein Pilot wurde von seinen begeisterten Landsleuten gefeiert.
*
Calhoun stand nun wieder den leitenden Regierungsbeamten gegenüber, diesmal aber nicht als Angeklagter, sondern als Sieger, dem alle Dankbarkeit schuldig waren. Er nutzte seine Position aber nicht aus und beschränkte sich auf die notwendigsten Forderungen, die er auch nur im Interesse der Darianer erhob.
„Ich brauche noch mehr Piloten“, sagte er kurz. „Ich glaube, daß wir das Unternehmen wiederholen können. Gleichzeitig damit bekommen wir Schiffe in die Hände. Ich muß aber darauf bestehen, daß diese Schiffe nicht zu irgendwelchen Angriffen verwendet werden, sondern lediglich zur Verteidigung gegen eventuelle Angreifer. Wir müssen kühle Köpfe bewahren und an die Zukunft denken! Das Getreide ist eine große Hilfe, aber noch nicht die Rettung. Die Bevölkerung braucht mehr als ein paar Schiffsladungen Getreide!“
„Mit wieviel Getreide können wir rechnen, wenn wir unsere Gegner noch einmal überrumpeln können?“ fragte ein Mann, der wegen eines großen blauen Fleckes im Gesicht besonders auffiel.
Calhoun gab ihm bereitwillig die gewünschte Auskunft.
„Aber sie werden uns vorher angreifen und mit Atombomben ausrotten!“ sagte ein anderer grimmig.
„Wenn wir genug Schiffe haben, können wir das verhindern“, sagte Calhoun besänftigend.
„Aber wie?“
Calhoun erklärte es den Männern. „Wir müssen vernünftig sein und alle Aspekte unserer Situation berücksichtigen. Vor allem müssen wir Vertrauen erwecken und den aufgehetzten Bewohnern des Planeten Weald die wirklich unbegründete Furcht vor der Krankheit nehmen. Gewaltaktionen sind nicht dazu geeignet.“
Die Militärexperten waren nicht ganz damit einverstanden und wollten ihren aufgestauten Haß gegen die Umwelt abreagieren. „Wir haben genügend spaltbares Material, um jede Menge Atombomben herstellen zu können“, rief einer. „Wir haben bisher nur darauf verzichtet, weil wir keine Raumschiffe mit einem großen Aktionsradius hatten. Wir können Weald in einen Trümmerhaufen verwandeln!“
Der Mann schien die anderen mitzureißen. Calhoun sah sich genötigt, einzugreifen. „Was wäre damit gewonnen?“ fragte er ruhig. „Es würde Ihnen vielleicht eine gewisse Genugtuung, aber keine Lebensmittel verschaffen. Von befriedigten Rachegelüsten kann kein Volk leben! Ich werde noch einmal starten und die vier Piloten sowie zwanzig weitere Männer mitzunehmen. Vorher müssen aber noch ein Zusatzgerät und Lebensmittel in mein Schiff.“
Es gelang Calhoun schließlich, die Regierungsbeamten von der Zweckmäßigkeit seiner Pläne zu überzeugen. Es dauerte aber trotzdem noch zwei Tage, ehe er wieder starten konnte. Der Einbau eines Lufterneuerungsgerätes hatte viel Zeit verschlungen, obwohl Tag und Nacht fieberhaft daran gearbeitet worden war. Es war aber notwendig, um eine ausreichende Versorgung mit Atemluft zu garantieren. Calhoun hatte die Anlage sogar etwas überdimensioniert, denn der Erstickungstod der Bergleute war für ihn ein allzu anschauliches Lehrbeispiel gewesen. Die
Weitere Kostenlose Bücher