TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara
plötzlich in Bewegung und wurde unsichtbar – darin ein anderes. Immer mehr Schiffe verschwanden plötzlich aus dem Blickfeld, zuletzt in ganzen Gruppen.
Calhoun war zufrieden; er hatte sein Ziel erreicht. Es war nun nicht mehr nötig, die Verfolger zu täuschen. Er nahm Murgatroyd das Mikrofon ab und sagte sachlich: „Hier Inspektionsschiff Aesclipus zwanzig! Wir haben vor einigen Wochen Bekanntschaft miteinander gemacht. Sie haben eben mit meinem Tormal gesprochen!“
Einen Augenblick blieb es still, dann aber hörte er ein entsetzliches Fluchen.
„Ich war in der Zwischenzeit auf Dara!“
Wieder wurde es still.
„Dort herrscht eine unvorstellbare Hungersnot“, sagte Calhoun betont. „Aus diesem Grunde haben die Blauhäute etwas von eurem überflüssigen Getreide geholt. Kein Mensch möchte verhungern, wenn anderswo Überfluß herrscht.“
Wieder war ein ellenlanger Fluch die Antwort. „Wir werden die Interplanetarische Gesundheitsbehörde über Ihr ungesetzliches Eingreifen informieren!“ drohte eine wütende Stimme.
„Tun Sie das!“ antwortete Calhoun. „Vergessen Sie aber nicht, daß ich meinerseits einiges zu berichten habe! Vielleicht interessiert es Sie, daß die Darianer bereit sind, das Getreide und die Schiffe zu bezahlen. Sie können den Preis selbst festsetzen und dafür schwere Metalle, wie Iridium und Uran von Dara beziehen.“
„Sind Sie wahnsinnig? Nie wird einer von uns einen Fuß auf den verseuchten Planeten setzen!“
„Warum eigentlich? Haben Sie noch nie etwas von Sterilisation gehört? Uran hat einen Schmelzpunkt von 1150 Grad, bei Iridium und Wolfram liegen die Schmelzpunkte noch viel höher. Es ist also möglich, alle von Dara bezogenen Rohstoffe zu sterilisieren.“
„Das interessiert uns nicht!“ brüllte der Gesprächspartner aufgebracht. „Wir werden Sie für den Diebstahl des Getreides zur Verantwortung ziehen!“
Calhoun ließ sich durch diese Drohung nicht erschüttern und sagte gleichmütig: „Ich bin sicher, daß meine Worte aufgenommen werden. Ich möchte noch einiges hinzufügen. Sie können jederzeit auf Dara landen und Bezahlung für das Getreide und die Schiffe eintreiben, solange Sie keine feindlichen Absichten haben.“ Dann erklärte er den Leuten, wie sie ohne Gefahr mit den Darianern Handel treiben konnten, ohne auf die Einsprüche seines Gesprächspartners zu achten, der immer wieder wütend dazwischenfuhr.
Dabei beobachtete er aber ständig den Radarschirm, um sich gegen Überraschungen zu sichern. Bald tauchten auch einige Punkte auf, deren Geschwindigkeit und Kurs auf Verfolger schließen ließen.
„Anscheinend wollen Sie die Welt von meiner Gegenwart befreien“, sagte Calhoun geringschätzig. „Da ich noch einiges zu erledigen habe, möchte ich mich jetzt verabschieden. Denken Sie an meine Vorschläge!“
Sekunden später war das Inspektionsschiff nicht mehr auf den Radarschirmen der Verfolger zu erkennen. Calhoun raste mit ungeheurer Geschwindigkeit durch das All, endlich wieder allein mit Murgatroyd. Die Ruhe war wohltuend, wenn auch der gewohnte Komfort nicht mehr vorhanden war. Um Platz für die vielen Leute und die Lufterneuerungsanlage zu schaffen, waren alle entbehrlichen Gegenstände aus dem Schiff entfernt worden.
„Wir müssen die Darianer noch einmal darauf hinweisen, daß ich für das Getreide verantwortlich bin, und daß sie mir dafür Dankbarkeit schulden“, sagte er nachdenklich zu Murgatroyd, der noch immer vor dem Kommunikator saß und vergeblich auf fremde Stimmen wartete. „Hoffentlich sind die Leute vernünftig und hören auf mich. Sie brauchen jetzt nicht mehr zu hungern und sind deshalb vielleicht vernünftigen Argumenten zugänglicher. Das Getreide kann nur die erste Not beheben, aber keine dauernde Hilfe sein. Die Leute müssen Handel treiben und die früheren Verbindungen mit der Außenwelt aufnehmen, wenn sie eine Wiederholung der Katastrophe verhindern wollen. Mit Bomben können sie ihr Problem jedenfalls nicht lösen.“
Calhoun brauchte nun keine Umwege mehr zu machen; das Schiff würde Dara also in fünf Tagen erreichen. Calhoun freute sich auf die fünftägige Ruhe, aus der ihn keine Nachricht aus der Außenwelt aufschrecken konnte, denn während der Superbeschleunigung war das Schiff eine abgekapselte Welt für sich, eine Welt, in die kein Licht, kein Geräusch und keine Nachricht dringen konnte.
Erst wollte er sich aber eine ausreichende Mahlzeit zubereiten. Die Automaten gaben nichts her, weil
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