TS 52: Der Weltraumarzt und die Seuche von Dara
jetzt?“ fragte sie.
„Das werden wir bald sehen.“ Calhoun blickte das Mädchen ernst an. „Wir. beide sind jetzt Versuchskarnickel. Wenn Sie sich anstecken, ist das der Beweis dafür, daß die Krankheit übertragbar ist.“
Maril starrte ihn verständnislos an und wartete auf weitere Erklärungen.
Calhoun sagte aber nichts mehr. Er kontrollierte seine Körpertemperatur und lächelte zufrieden. Dann breitete er die Folien mit den Angaben über die zu inspizierenden Planeten auf dem Tisch aus und arbeitete sie durch. Dara gehörte nicht zu seinem Aufgabenbereich, aber er hatte das Recht, einzugreifen, wo immer es ihm notwendig erschien.
Zwei Stunden später maß er wieder seine Temperatur und trug das Ergebnis in das Logbuch ein. Nach weiteren zwei Stunden wiederholte er diese Prozedur. Er war sehr durstig geworden und trank große Mengen Kaffee, aber er sah noch immer sehr zufrieden aus.
Dann zapfte er sich mit einer Spritze einige Kubikzentimeter Blut aus der Armvene und winkte Murgatroyd zu sich heran. Murgatroyd war anscheinend an derartige Operationen gewöhnt. Er kam sofort willig herangehüpft und ließ sich das Blut einspritzen.
Maril sah entsetzt zu. Calhoun bemerkte es und beruhigte sie. „Er merkt nichts davon. Gleich nach seiner Geburt sind seine Nerven an dieser Stelle unempfindlich gemacht worden. Außerdem ist er für solche Zwecke an Bord.“
„Ich denke, er ist Ihr Freund!“
Murgatroyd klammerte sich liebevoll an seinen Herrn, als wäre nichts geschehen. Calhoun streichelte ihm freundschaftlich das Fell und antwortete: „Er ist mein Assistent. Unsere Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit. Wir gehören beide dem Gesundheitsdienst an und haben bestimmte Pflichten zu erfüllen. Er muß manchmal Dinge tun, die ich nicht kann, aber dafür tue ich für ihn Dinge, die er nicht kann: Zum Beispiel koche ich Kaffee für ihn.“
Bei der Erwähnung des Wortes Kaffee kam Leben in die kleine Gestalt. Murgatroyd stellte sich auf die Hinterfüße und bettelte.
„Meinetwegen!“ sagte Calhoun. „Verdient hast du es.“
Er füllte Kaffee ab, reichte Murgatroyd die kleine Tasse und sah zu, wie sein kleiner Gefährte gierig das heiße Getränk schlürfte. Murgatroyd war glücklich, wie immer, wenn er in der Nähe seines Herrn sein durfte. Ab und zu kratzte er sich an der Einstichstelle, aber es war ihm keinerlei Beeinträchtigung seines Wohlbefindens anzumerken.
Nach einiger Zeit sprang Murgatroyd auf Calhouns Schoß, rollte sich zusammen und schlief ein. Vorsichtig zog Calhoun ein Hörrohr aus der Tasche und hörte Murgatroyds Herztöne ab, ohne das kleine Wesen dabei zu stören.
„Schreiben Sie bitte etwas für mich auf, Maril!“ sagte er dann. „Ich möchte Murgatroyd jetzt nicht wecken.“ Er sagte ihr einige Zahlen an, die sie gehorsam aufschrieb, ohne jedoch den Sinn der Angaben zu verstehen. Von da an mußte sie in regelmäßigen Abständen Zahlen niederschreiben, die sich jeweils nur leicht von den vorherigen Werten unterschieden.
Erst nach zwei Stunden war Calhoun zufrieden und setzte Murgatroyd vorsichtig auf den Boden. Noch einmal kontrollierte er seine eigene Temperatur und nickte. Danach forderte er Maril auf, in die Schlafkabine zu gehen. „Ich habe hier noch eine Kleinigkeit zu erledigen“, sagte er. „Es wäre mir lieb, dabei mit Murgatroyd allein zu sein.“
Maril gehorchte nur zögernd, ging aber doch in die andere Kabine und schloß die Tür hinter sich. Calhoun zapfte nun Murgatroyd etwas Blut ab, vermischte es mit einer Lösung und filterte die Flüssigkeit solange, bis er ein wasserklares Serum hatte. Erst dann rief er Maril wieder herein.
„Es war eigentlich nur eine Kleinigkeit, aber ich wollte Ihnen den unangenehmen Anblick ersparen“, sagte er. „Es war nur eine Routineangelegenheit, die nach unseren sehr strengen Vorschriften notwendig ist.“
Da er offenbar nicht bereit war, weitere Erklärungen zu geben, wandte Maril sich ab und ging zum Lebensmittelautomaten hinüber. „Wir sollten etwas essen. Sie haben doch zusätzliche Verpflegung aus dem anderen Schiff mitgebracht“, fügte sie zögernd hinzu.
Calhoun schüttelte den Kopf. „Ich bin etwas eigenwillig. Im Grunde ist die Not auf Dara nur durch die Nachlässigkeit meiner Behörde entstanden. Ich kann nicht essen, solange Ihre Landsleute nicht satt sind, Maril. Ich will nur die Rationen wie alle anderen.“
Während der ganzen Zeit beobachtete Calhoun das Mädchen unauffällig. Er sah die leichte
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