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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Kuttner
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ab, Stellung zu beziehen.
    Sonst aber schritten Sams Pläne in halsbrecherischem Tempo voran.
    Und was konnten die Harkers letzten Endes auch unternehmen? Der Öffentlichkeit ihr reizvolles neues Spielzeug zu verweigern, mußte katastrophale Folgen zeitigen. Einem kleinen Kind konnte man keine Schokolade schenken und dann wieder wegnehmen, ohne Protestgeschrei auszulösen. In diesem Punkt war das Volk der Kuppeln weitaus gefährlicher als kleine Kinder.
    Sam wußte, daß er den Gegner zwar in die Enge gedrängt, aber noch nicht geschlagen hatte. Doch er hatte zuviel zu tun, um sich über die Zukunft Sorgen zu machen. Etwas anderes, als Hales Projekt in ein Schwindelunternehmen zu verwandeln, hatte er nie vorgehabt; und dieses Vorhaben setzte er jetzt in die Tat um.
    Dabei verließ er sich ausgerechnet auf das Urteil der Harkers. Sie glaubten, der Siedlungsversuch würde fehlschlagen. In Sams Augen hatten sie recht. Der Logiker war zwar der Meinung, die Kontinente würden besiedelt werden, und normalerweise galt sein Urteil. Eine Maschine konnte sich nicht irren.
    Der Logiker hatte sich aber geirrt, als er Sam selbst einer Prüfung unterwarf. Was Wunder, daß Sam seinen Schlußfolgerungen in Bausch und Bogen keinen Wert mehr beimaß.
    Seine eigenen Pläne konnten nur dann Erfolg haben, wenn das Unternehmen von vornherein den Keim des Scheiterns in sich trug. Sam machte das Geschäft seines Lebens. Die Öffentlichkeit schrie nach Aktien, und er verkaufte und verkaufte.
    Dreihundert Prozent des Aktienkapitals setzte er ab.
    Damit war das Vorhaben zum Mißlingen verurteilt. Wenn er das eingenommene Geld in den Aufbau der Kolonien steckte, blieb für ihn nichts mehr übrig. Und die Inhaber, die den dreifachen Gegenwert des gezeichneten Kapitals besaßen, konnte er ohnehin niemals auszahlen.
    Auf dem Papier aber nahm sich alles wunderbar aus. Neue Versorgungsquellen, die erschlossen wurden, eine blühende Kultur, die sich aus den Meeren erhob, das Wasser von ihren Schultern schüttelte und ans Ufer strebte. Dahinter standen als lockendes Fernziel interplanetare und interstellare Raumreisen.
    ,Ad Astra!’ war ein lohnender Traum. Zumindest lohnte er sich für Sam.
     
    Zwei Monate vergingen.
    Rosathe fiel ihm wie alle anderen reifen Früchte seines Erfolges in den Schoß. Sam gab seine drei Wohnungen auf und ließ sich mit ihr in neuen, reich ausgestatteten Gemächern nieder. Die Fenster gewährten Ausblick auf die hydroponischen Gärten, die ebenso üppig, wenn auch nicht so gefährlich, gediehen wie die Dschungel der Kontinente. Dahinter erstreckten sich die Lichter der weiten Kuppel, die nach seiner Pfeife tanzte.
    Es war unerhört, ein nie geträumter Traum, wie er der ungezügelten Einbildungskraft eines Wahnwitzigen entspringen mochte, und doch faßbare, fühlbare Wirklichkeit.
    Sam Reed begriff nicht, daß er schneller und schneller in einen unwiderstehlichen Strudel von Ereignissen hineingerissen wurde, die sich seiner Lenkung in wachsendem Maße entzogen. Wäre ihm Zeit genug geblieben, um Rückschau zu halten, dann hätte er gewahrt, wie die Geschehnisse an ihm vorübereilten und verschwammen, je mehr sich ihr Tempo steigerte.
    Diese Zeit aber blieb ihm nicht.

 
14.
     
    Rosathe saß auf einem flachen Kniekissen zu seinen Füßen, hielt ihre Harfe im Arm und summte ihm ein Lied vor, als der Augenblick kam.
    Ihre weiten, blauvioletten Röcke bauschten sich auf dem Boden, ihr dichtes Haar fiel über die Leier, und ihre Stimme klang leise und zärtlich.
    „Zum Ohr hin neigt den Mund sie ihm, den reifen, vollen, herben …“
    Die süße Stimme Rosathes klang niemals entzückender, als in den Augenblicken, wenn sie die alten, wehmütigen Balladen sang.
    „Doch alles, was sie flüstert, war …“, fuhr das Mädchen fort – und wurde vom Summen des Kommunikators unterbrochen.
    Sam wußte, daß es sich um ein wichtiges Gespräch handeln mußte; sonst wäre der Anrufer um diese Zeit nicht durchverbunden worden. Widerwillig schwang er die Beine auf den Boden und stand auf.
    Rosathe hob nicht einmal den Kopf. Einen Augenblick lang verharrte sie reglos, als hätte der Summton sie an ihren Platz gebannt. Ohne daß sie hochblickte, glitten ihre Finger über die Saiten. Sie sang die letzte Zeile ihres Liedes:
    „Mein Freund, nun mußt du sterben …“
    Streifen zuckten über den Schirm, als Sam den Kommunikator einschaltete. Dann schälte sich ein Gesicht heraus, bei dessen Anblick er unwillkürlich einen Schritt

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