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TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

Titel: TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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erstarrte er. Seine Gegner warteten nur darauf, daß er sich durch ein Geräusch verriet. Was war besser dazu geeignet als das Schaben von Stein gegen Stahl? Er unterdrückte ein Stöhnen. Was er auch tat. sie blieben ihm gegenüber im Vorteil.
    In diesem Augenblick ließ ein auf Deck ertönender schriller Pfiff ihn zusammenfahren. Bestürzt richtete er sich auf. So überzeugt war er, daß Ezkr und Grazoot vor dem Mastkorb auf ihn lauerten, daß er nicht glauben konnte, daß Amra sich nicht in der Zeit, die die beiden zum Aufentern brauchten, verschätzt hatte oder nicht aus irgendeinem Grunde aufgehalten worden war und jetzt verspätet versuchte, ihn zu warnen.
    Trotzdem konnte er hier nicht länger wie ein verängstigtes Schaf herumstehen. Ob nun Amra recht hatte oder nicht, ob sie auf Stoßweite heran waren oder nicht, er mußte etwas unternehmen.
    „Macht, was ihr wollt!“ knurrte er in die Dunkelheit und schlug den Stahl gegen den Feuerstein. Der Zunder fing sofort Feuer, um dann langsam aber stetig im härteren Holz der Schachtel fortzuglimmen. Er rammte die Nagelspitze der Rakete in den Holzboden des Mastkorbs. drückte den Zunder gegen die Rakete, sah die Zündschnur aufflammen und duckte sich schutzsuchend hinter den Mast. Er wußte, wie unberechenbar diese primitiven Raketen waren. Sie konnte ebensogut am Stiel zerplatzen. Er war kaum hinter den Mast getreten, als ein zischendes Geräusch an seine Ohren drang, und er blickte gerade noch rechtzeitig hoch, um die Rakete im grellen Glanz explodieren zu sehen. Als sie die Dunkelheit zerriß, schaute er schnell nach rechts und links, um zu sehen, aus welcher Richtung er Ezkr und Grazoot zu erwarten hatte.
    Doch sie waren noch eine halbe Schiffslänge entfernt. Wie Fliegen in einem Spinnennetz, so hingen sie, vom Lichtschein auf ihren Platz gebannt, im Takelwerk. Was er für einen Finger gehalten hatte, der sich ihm in den Rücken bohrte, mußte der Bolzen gewesen sein, der den Musketenständer trug.
    Er war so erleichtert, daß er sich anschickte, in lautes Gelächter auszubrechen. Doch in diesem Augenblick erscholl auf den Decks unter ihm gewaltiges Geschrei. Der Obersteuermann und die Rudergänger stießen bestürzte Rufe aus.
    Green blickte nach unten, sah ihre ausgestreckten Finger und folgte mit dem Blick der Richtung, in die sie zeigten.
    Hundert Meter vor dem Schiff ragte eine hohe Baumgruppe auf, und sie jagten geradewegs darauf zu!

 
16.
     
    Dann war die Rakete verloschen, und nichts blieb zurück als Panik.
    Green war sich nicht ganz klar, was er von der Erscheinung zu halten hatte. Im ersten Augenblick hatte er gemeint, nur der Roller allein wäre es, der sich in Bewegung befand. Gleich darauf hatte er erkannt, daß er sich täuschte und auch der Hügel sich bewegte. Übrigens schienen hinter der ersten Anhöhe noch weitere aufzuragen, so daß das ganze Gebilde einer Art Eisberg aus Gestein und Erde glich, auf dem Bäume wuchsen.
    Mehr vermochte er in diesem kurzen verwirrenden Moment nicht zu unterscheiden. Aber auch dann konnte er immer noch nicht daran glauben, denn ein Berg lief nun einmal nicht aus eigenem Antrieb über flaches Land.
    Glaubhaft oder nicht, die Rudergänger handelten. Sie mußten das Steuer sofort herumgerissen haben, denn Green spürte, wie der Mast, auf dem er saß, sich neigte, und der Wind jetzt aus einer anderen Richtung kam. Der Vogel scherte nach Südwesten aus, in einem letzten verzweifelten Versuch, der ,wandernden Insel’ auszuweichen. Aber es war schon zu spät.
    Green blieb gerade noch Zeit für ein kurzes Stoßgebet, dann wurde er gegen die Wand des Krähennestes geschleudert. Ein ohrenbetäubendes Krachen erfüllte die Nacht. Taue rissen mit dem harten Knallen von Peitschenschlägen. Spieren, plötzlich vom Takelwerk befreit, summten wie riesenhafte Violinen. Knirschend und reißend splitterte Holz, dann stürzten unter donnerndem Dröhnen die Masten um, und inmitten diesesLärms gellten die Schreie von Menschen. Green selbst schrie unwillkürlich auf. als er spürte, wie der Fockmast sich immer wieder zur Seite neigte. Er rutschte vom Boden des Mastkorbs, der plötzlich zur Wand geworden war, auf die Wand, die sich in den Boden verwandelt hatte, und seine Finger krampften sich verzweifelt um den einzigen Halt, der ihm noch geblieben war, den Musketenständer.
    Eine Minute lang verharrte der Mast, von dem ineinander verfilzten Tauwerk zurückgehalten, in dieser Lage, und Green glaubte schon, neue Hoffnung

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