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TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green

Titel: TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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Bevor er sich allerdings wegschleichen konnte, tauchten die Frauen und älteren Kinder der Wilden auf. Sie trugen Fackeln, nahmen zum Glück aber einen Weg, der sie nicht in zu großer Nähe an ihm vorbeiführte.
    Green hielt sich weit genug hinter den Gefangenen und ihren Wächtern, um vor Entdeckung sicher zu sein, falls jemand sich zufällig umwenden sollte. Der Pfad war schmal und schlängelte sich zwischen den Bäumen und niedrigem Buschwerk dahin. Green schätzte, daß sie mehr als anderthalb Meilen zurückgelegt haben mußten, als der Wald plötzlich übergangslos abbrach, um einer Lichtung Platz zu machen. In ihrer Mitte erhob sich ein Dorf, das aus ungefähr zehn Blockhäusern mit strohgedeckten Dächern bestand. Sechs davon waren klein und dienten vermutlich als Vorratshäuser. Die restlichen vier waren offensichtlich große Gemeinschaftshäuser, in denen sich das Dorfleben abspielte.
    Die Gefangenen wurden in eines der Nebengebäude getrieben und die Tür versperrt. Ein Mann blieb, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, davor kauern. Er war mit einem Speer bewaffnet. Die anderen begrüßten die alten Frauen und die Kinder, die zurückgelassen worden waren. Obwohl sie sich in einer Sprache unterhielten, die Green nicht kannte, beschrieben sie augenscheinlich, was sie bei dem Wrack vorgefunden hatten. Ein paar der alten Weiber begannen Reisig und Äste unter einem der Kessel aufzuschichten; nicht lange – und ein helles Feuer prasselte. Andere brachten Becher und Schalen aus kostbarem Metall – augenscheinlich Beutestücke – angeschleppt. Sie wurden mit einer schäumenden Flüssigkeit gefüllt. Einer der Knaben begann auf einer Trommel einen einfachen, monotonen Rhythmus zu klopfen.
    Nach einiger Zeit standen die Krieger auf und verschwanden unter Mitnahme ihre gefüllten Krüge in dem Wald. Auch die Kinder zogen mit. Als einziger Mann blieb der Posten zurück, der die Gefangenen bewachte.
    Green wartete, bis er sicher sein konnte, daß die Speerträger sich eine gehörige Strecke entfernt hatten, dann erhob er sich aus seinem Versteck. Er achtete nicht auf seine Schmerzen, sondern hinkte um die Lichtung herum, bis er der Rückseite eines der Gemeinschaftshäuser gegenüberstand.
    Er schlich sich näher und blieb drinnen neben dem Eingang stehen. Mehrere große Fenster, die das Mondlicht hereinließen, sorgten für ausreichende Helligkeit, so daß er sich umsehen konnte. Hühner gackerten, und ein Zwergschwein grunzte. Plötzlich streifte etwas Weiches seine Beine. Sein ohnehin heftig pochendes Herz drohte zu zerspringen. Er kauerte sich nieder und versuchte zu erkennen, was ihn berührt hatte. Ein leises Miauen in seiner Nähe verriet es ihm. Er entspannte sich ein wenig, streckte die Hand aus und lockte: „Miez! Miez! Komm, komm her!“
    Aber die Katze stolzierte mit aufgerichtetem Schwanz an ihm vorüber und zur Tür hinaus.
    Leise drang Green tiefer in die geräumige Wohnhalle ein. An breiten Sparren hingen aufgerollte Vorhänge, die, herabgelassen, vermutlich jeder Familie eine Art privates Zimmer lieferte. Lebensmittel waren an der Decke aufgehängt, Gemüse, Früchte und Fleisch.
    Diese Vorräte kamen ihm gerade recht. Er nahm ein paar Streifen gedörrten Hooberfleisches ab, rollte sie zusammen und stopfte sie in eine Tasche. Aus einem Wandgestell nahm er sich einen Speer mit Eisenspitze und ein scharfes Stahlmesser. Auf diese Weise ausgerüstet und versorgt, verließ er das Haus wieder durch die Hintertür.
    Draußen blieb er stehen, um dem fernen Gesang und dem Getrommel zu lauschen. Bei dem Wrack mußte es hoch hergehen.
    „Sollen sie nur“, murmelte Green vor sich hin. „Wenn sie sich betrinken und einschlafen, bleibt mir wenigstens genügend Zeit.“
    Er stahl sich weiter bis zu der Hütte, in der die Gefangenen lagen, wobei er sich den ganzen Weg über vorsichtig in dem Schatten der Bäume hielt. Unterwegs blieb er einmal stehen und warf einen forschenden Blick auf den Dorfplatz. Nur sechs alte Frauen und vielleicht ein Dutzend kleine Kinder waren zurückgeblieben. Die meisten davon hatten sich neben dem Feuer niedergelegt und schliefen jetzt. Der einzige, der ihm außer dem Posten Schwierigkeiten machen konnte, war ein Junge von zehn Jahren, der gleiche, der vorhin leise zu trommeln begonnen hatte. Zunächst begriff Green nicht, warum er seine Altersgenossen nicht zu dem Wrack begleitet hatte, doch das leere Starren und die Art, wie er, ohne zu blinzeln, ins Feuer schaute, verrieten ihm

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