TS 57: Die Irrfahrten des Mr. Green
sich mit der Expedition in Verbindung zu setzen?
Trotzdem zögerte er. Wenn er es tat, dann mußte er ihr auch sagen, daß er sie nun verlassen würde, und der Gedanke, ihr wehtun zu müssen, schmerzte ihn sehr.
Er begann auf englisch zu sprechen, unterbrach sich und fuhr in ihrer Sprache fort: „Diese Schiffe – sie haben mein Volk durch den Raum zwischen den Sternen getragen. In einem solchen Schiff, man könnte es einen Raumroller nennen, kam auch ich zu dieser Welt. Mein Schiff stürzte ab, und ich war hier gestrandet. Dann hörte ich, daß ein anderes Schiff in Estorya gelandet war und König Raussmig die Besatzung in den Kerker geworfen hatte und sie beim Fest des Sonnenauges opfern wollte. Es blieb mir nur wenig Zeit, um vorher nach Estorya zu gelangen, und deshalb überredete ich Miran, mich mitzunehmen. Und deshalb verließ ich dich, und deshalb …“
Er stockte und brach ab, weil der Ausdruck auf ihrem Gesicht gar zu seltsam war.
„Aber, Alan, wovon redest du nur?“ sagte sie.
Er deutete auf die Front der Raumschiffe.
„Sie kommen von Terra, meinem Heimatplaneten.“
„Ich weiß nicht, was du mit deinem Heimatplaneten meinst“, erwiderte sie, „aber das sind keine Raumroller, wie du sie nanntest. Es sind die Türme, die die Estoryaner vor tausend Jahren erbaut haben.“
„Was – was sagst du da?“
Verdutzt starrte er zu den Türmen hinüber. Er war wie vor den Kopf geschlagen. Wenn das keine Sternenschiffe waren, wollte er das Takelwerk der Jacht verzehren.
Der frische Wind trieb den Roller näher und näher heran, während seine Spannung ins Unerträgliche wuchs, bis er glaubte, darunter zerbrechen zu müssen.
Endlich fand sie ihr Ventil. Tränen traten in seine Augen, und er schluckte. Seine Kehle schien wie zugeschnürt.
Wie verblüffend echt die alten Baumeister diese ,Türme’ nachgebaut hatten! Es war alles da: die Landestützen, die breiten Flossen, die langen geschweiften Linien, die in der Spitze zusammenliefen. Bloßer Zufall konnte das nicht erklären, hier mußte ein Raumschiff Modell gestanden haben. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
„Weine nicht, Alan“, sagte Amra neben ihm. „Die anderen werden dich für schwach halten. Kapitäne weinen nicht.“
„Dieser tut es aber“, erwiderte er, wandte sich ab und ging zum Bug, wo er sich über die Reeling lehnte, damit niemand das Schluchzen sah, das ihn erschütterte.
Eine Hand legte sich auf die seine.
„Alan“, bat sie sanft. „Sage mir die Wahrheit. Wenn dies Schiffe gewesen wären, mit denen du diese Welt verlassen und in den Himmel hättest aufsteigen können, hättest du mich mitgenommen?“
„Wir wollen jetzt nicht darüber sprechen. Später, wenn alle schlafen.“
„Gut, Alan“, sagte Amra. Sie gab seine Hand frei und zog sich wieder zurück, denn sie spürte, daß er im Augenblick allein sein wollte.
Als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, kehrte er zum Ruder zurück und löste Miran ab. Von da ab war er zu beschäftigt, um über seine Enttäuschung nachzugrübeln. Sie liefen in Fort Shimdoog ein, und er mußte den Hafenkommandanten aufsuchen und seine Geschichte erzählen, was Stunden dauerte, denn der Kommandant rief alle seine Offiziere zusammen, damit sie sich seinen erstaunlichen Bericht ebenfalls anhören konnten. Anschließend fragten sie Amra und Miran aus, und Green lauschte besorgt den Worten des Händlers, in der Furcht, dieser könnte enthüllen, daß er Green nicht für das hielt, was dieser zu sein vorgab. Wenn Miran allerdings solche Absichten hegte, dann schien er offenbar mit der Enthüllung bis zu ihrer Ankunft in der Hauptstadt warten zu wollen.
Die Offiziere waren einhellig der Meinung, daß sie schon viele wunderbare Geschichten vernommen hatten, jedoch keine, die dieser gleichkam, und sie bestanden darauf, für Miran und Green ein Bankett zu geben. Die Folge war, daß Green zwar ein dringend benötigtes Bad samt Haarschnitt und Rasur erhielt, aber auch eine anstrengende Schmauserei über sich ergehen lassen mußte, bei der er gezwungen war, sich bis zum Platzen vollzustopfen, um seine Gastgeber nicht zu beleidigen. Zum Glück konnte sein Symbiont enorme Nahrungs- und Alkoholmengen bewältigen, so daß Green den Soldaten als eine Art Übermensch erschien. Gegen Mitternacht sank der letzte Offizier betrunken am Tisch zusammen, und Green konnte endlich aufstehen und sich zurück zu seiner Jacht begeben.
Unglücklicherweise gehörte Miran ebenfalls zu den Opfern des
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