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TS 59: Das Raumschiff der Verdammten, Teil 2

TS 59: Das Raumschiff der Verdammten, Teil 2

Titel: TS 59: Das Raumschiff der Verdammten, Teil 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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vielen möglichen neuen Zuständen, nicht aber als etwas Einmaliges betrachtete. Er nahm zur Kenntnis, daß er sich etwa so frei bewegen könne, wie ein Vogel in der Luft und daß es keine Möglichkeit mehr gab, zu entscheiden, wo oben und unten war. Sein Magen, der zunächst am heftigsten von allen Organen gegen das seltsame Gefühl reagiert hatte, war dabei, zur Ruhe zu kommen und sich an die neue Situation zu gewöhnen.
    Val vermutete sogar, daß die absolute Gewichtslosigkeit nur eine Fortführung jenes Zustandes der Leichtigkeit sei, den er schon seit langem verspürte.
    Trotzdem fragte er Fard:
    „Was ist das … das …?“
    Er fand kein Wort für den Zustand, aber Fard wußte, was er meinte.
    „Das ist die Schwerelosigkeit“, antwortete er.
    Val fand die Antwort nichtssagend, und sein Gesicht war danach. Fard lächelte.
    „Wie dein Freund Horp schon sagte, ich habe euch eine ganze Menge zu erklären. Es fängt damit an, daß ich euch sagen muß, daß ein grundsätzlicher und für jeden erkennbarer Unterschied zwischen den beiden Begriffen WELT und SCHIFF besteht.
    Wie Horp schon festgestellt hat, ist zu vieles, was wir gesehen haben, künstlich, als daß wir es als Bestandteil einer WELT in eurem und auch im ursprünglichen Sinne betrachten könnten.
    Das kommt daher, daß wir nicht wirklich in einer WELT leben, sondern in einem SCHIFF …“
    Und dann gab Fard eine Erklärung, die wesentlich phantastischer war als alles, was Val und Horp bis jetzt gesehen und gehört hatten.
    Es war so phantastisch, daß Horp – obwohl er der erste gewesen war, der an Gerards Versuch mit dem blauen Wasser erinnert hatte – mitunter laut und voller Spott zu lachen begann.
    Aber Fard verstand, seine Erklärungen plausibel zu machen. Und zum Schluß sah sogar Horp ein, daß er all das, was Fard berichtet hatte, nicht nur deswegen für lächerlich halten könne, weil er bislang über die Grenzen des McIntosh-Gebietes nicht weiter als für zwei oder drei Wegstunden hinausgekommen war.
    Fards Geschichte war folgende:
    Die WELT ist ein ungeheurer, im allgemeinen leerer Raum.
    Die einzigen Ausnahmen von dieser Leere machen die STERNE. Sie sind gewaltige, glühendheiße Bälle, und um manche dieser STERNE bewegen sich in Kreisbahnen die PLANETEN.
    Auf den PLANETEN leben – soweit die Planeten bewohnbar sind – die MENSCHEN.
    Die Sehnsucht der MENSCHEN war es von Anbeginn aller Zeiten, ihren PLANETEN zu verlassen, was ihnen allerdings ohne die nötigen Hilfsmittel ebensowenig möglich war, wie den Eidechsen das Fliegen. Als sie sich endlich die nötigen Mittel beschafft hatten, verließen sie ihren eigenen Planeten und stießen durch den Raum zu anderen Sternen und anderen Planeten vor.
    Um nun aber eine Reihe von entsetzlich weit entfernten Planeten zu erreichen, bauten die Menschen ein riesiges Schiff – denn so nennt man die Fahrzeuge, mit denen sich der Raum bezwingen läßt. Sie bemannten es mit ungeheuer vielen Leuten und schickten es auf die Reise. Da das Ziel ziemlich weit ist, ist das Schiff immer noch nicht angekommen. Die ursprünglichen Insassen sind inzwischen gestorben, haben Kinder gehabt, und diese Kinder wiederum Kinder. Im Laufe der Generationen ist die Erinnerung verlorengegangen, daß sich alles Leben der Leute nur in einem Schiff abspielt. Sie halten ihr Schiff für die WELT und sind überzeugt, daß es außer dieser WELT nichts anderes mehr gibt.
    „Und das seid ihr!“ schloß Fard. „Ihr seid die Besatzung des Schiffes, und ihr nennt nicht einmal mehr das ganze Schiff eure Welt, sondern die einzelnen Decks. So wenig Erinnerung an das, was wirklich ist, habt ihr übrig behalten, daß ihr die Decke eures Decks für den Himmel haltet und alle Berichte über die Leute, die ,oben’ wohnen, für Sage.“
    Fard löste sich langsam von der Wand und war mit zwei weiten, seltsam trägen und schwebenden Schritten bei der Tür. Dabei verlor Horp den Halt an seinem Bein und glitt hinter ihm drein.
    An der Tür, während er mit der rechten Hand nach dem Brett mit den bunten Knöpfen und Lichtpunkten griff, drehte sich Fard um.
    „Wir werden diesen Raum jetzt verlassen“, sagte er. „Erschreckt nicht! Das, was ihr draußen seht, ist eine ganz andere ,Welt’ als die, die ihr bisher kanntet – anders sogar als das Deck der Springers.“
     
    Es war eine andere Welt.
    Vor der Tür lag die gleiche Art von freier Fläche, von der sie vor den Fremden hatten fliehen müssen. Aber die niedrigen Gewächse waren

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