TS 60: Gehirnwäsche
kreisrunden Kraftfeldes schliefen Menschen. Gegen Mitternacht begann der Regen zu fallen und strömte über die Wände der Kuppelzelte hinunter, erstickte die letzten Funken des Feuers.
Aus der Nacht kroch jenes Etwas, das nicht Gedanke und Substanz war und den Menschen von den Sternen fremd war. Aber die Barriere, errichtet, um nächtliche Räuber abzuwehren, erwies sich als ein besserer Schutz, als ihre Erbauer erhofft hatten. Ein Eindringen war nicht möglich – nur ein verblüfftes Anrennen einer Kraft gegen die andere. Und dann zog »es« sich wieder zurück, ebenso ungesehen wie es gekommen war.
Aber dieses Wesen, das keine Intelligenz besaß, wie die Menschheit sie kannte, besaß die Fähigkeit, das Wesen dieser künstlichen Barriere zu ergründen. Das Kraftfeld wurde untersucht und registriert. Der erste Versuch war mißglückt. Jetzt war alles bereit zum zweiten – bereit, wie es vor Monaten noch nicht gewesen war, als diese Wesen zum erstenmal gekommen waren und den uralten Wächter von Jumala geweckt hatten.
Tief in den dunklen Wäldern an den Berghängen regte sich etwas. Wesen flüsterten in ihrem Schlaf, lehnten sich unbewußt gegen Befehle auf, die sie zwar nicht verstehen, denen sie aber nur gehorchen konnten. Wenn der Morgen dämmerte, würden die Heerscharen sich sammeln und ein neuer Angriff würde kommen – nicht auf das Lager, aber auf einen jeden, der seinen Schutz verließ. Auch auf den Jungen, der jetzt in einer niedrigen Höhle zwischen den Wurzeln eines Baumes schlief – eines Baumes, der umgestürzt war, als das Rettungsboot gelandet war.
Wieder war das Glück Hume hold. Als der Morgen dämmerte, hatte es aufgehört zu regnen. Der Himmel war wolkig, aber er nahm an, daß es im Lauf des Tages aufklaren würde. Die wild dahinströmenden Wassermassen des Flusses würden Chambris bei seiner Suche helfen. Gewöhnlich hatten die Wasserkatzen ihren Unterschlupf an den Ufern, aber wenn die Wasser stiegen, vertrieben sie sie oft aus ihrem Bau. Wenn sie am Fluß entlang gingen, konnten sie leicht auf die Spuren einer dieser Katzen stoßen.
Sie machten sich gemeinsam auf den Weg. Hume ging an der Spitze, dicht gefolgt von Chambris. Rovald hatte, einer uralten Tradition folgend, die Nachhut übernommen. Chambris trug eine Nadelwaffe, Starns war, abgesehen von einem kleinen Schocker, unbewaffnet, aber an seiner Brust hing an einem abgewetzten Lederriemen seine Tridikamera. Yactisi trug eine Elektrorute, deren Kontrollkästchen an einem Gürtel hing, obwohl Hume ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, daß es infolge des Sturmes aussichtslos war, in den tiefen Löchern zu fischen.
Unweit des Lagers stießen sie auf die unverkennbaren Spuren, wie die breiten Pfoten einer Wasserkatze sie hinterließen. Sie waren so deutlich ausgeprägt, daß Hume wußte, daß das Tier nicht weit von ihnen sein konnte. Die Eindrücke waren tief, und er maß den Abstand zwischen ihnen mit der Hand ab.
»Ziemlich groß!« rief Chambris befriedigt aus. »Und sie geht vom Fluß weg.«
Das gab Hume zu denken. Die rothäutigen Katzen mochten zwar aus ihren Höhlen getrieben werden, aber sie wandten sich sonst nie aus freien Stücken so weit vom Wasser ab. Er ging in Hockstellung und spähte über die weite Fläche zwischen ihnen und dem fernen Wald.
Das Gras war nicht hoch genug, um einem Tier von derartiger Größe Deckung zu bieten. Dort vorne waren zwei Büsche. Es konnte sich dort versteckt haben und auf die Verfolger warten – aber weshalb? Es war nicht verletzt, konnte von ihnen nicht aufgeschreckt sein – es hatte also keinen Grund, ihnen einen Hinterhalt zu stellen.
Starns und Yactisi blieben etwas zurück, und Starns machte sich mit seiner Kamera zu schaffen. Rovald holte auf. Er hatte seine Strahlpistole gezogen, als Hume ihm mit der Hand ein Zeichen gegeben hatte. Jede Handlung, die den üblichen Gewohnheiten eines Tieres widersprach, war von vorneherein verdächtig.
Hume richtete sich auf und folgte der Spur. Sie war frisch – ganz frisch. Und sie führte immer noch geradewegs auf den Wald zu. Mit einer weiteren Handbewegung hielt er Chambris an. Der Mann gehorchte sofort – trotz seines Eifers. Hume verließ die Spur, machte einen Umweg, der ihn zu einer Stelle brachte, von der aus er die Büsche beobachten konnte. Kein Zeichen, nur daß die Spur zum Wald deutete. Und wenn sie weitergingen, konnten sie leicht das Rettungsboot erreichen!
Er beschloß, es zu riskieren. Als sie nur mehr ein paar Meter
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