TS 60: Gehirnwäsche
immer noch die Funken flogen. Aber jetzt war ihr Schein nicht mehr hell genug, um ihn zu verraten. Er sah jetzt, daß sie über die Vegetation streiften, rund um den Stamm, auf dem der Mann saß, um die Felsen, die Sträucher. Aber rings um den Fremden waren sie dichter, als wäre sein Körper ein Magnet. Er wirbelte immer noch seinen Arm und hielt sie dadurch in Bewegung, aber es war hell genug, so daß Rynch erkennen konnte, daß die Finger seiner anderen Hand sich an dem kleinen Kästchen zu schaffen machten, das er an der Brust trug.
Dann hörte die Hand auf, den Knopf zu drehen, und Rynch hob den Kopf. Er hörte ein ganz leises Geräusch. Nicht den Ruf eines Tieres – oder doch?
Wieder bewegten sich diese Finger auf dem Kästchen. Sendete der andere auf diesem Wege vielleicht eine Botschaft? Rynch beobachtete, wie er die Geräte an seinem Gürtel überprüfte und die Nadelflinte in die Armbeuge lehnte. Dann verließ der Fremde das Flußufer und nahm Kurs auf den Wald.
Rynch sprang auf, und seine Lippen formten einen Warnruf, aber er rief nicht. Er trottete hinter dem Mann her. Es war noch genug Zeit, den Mann aufzuhalten, ehe er die Gefahr erreichte, die unter den Bäumen lauerte.
Aber der andere war vorsichtig, als wüßte er, was dort wartete. Er schlich langsam in nördlicher Richtung weiter und vermied sorgfältig die niedrigen Büsche in seinem Weg. Da er sich immer im offenen Gelände bewegte, wagte Rynch nicht, zu dicht aufzuschließen.
Ihr Kurs, der parallel zum Wald verlief, brachte sie schließlich zu einem zweiten Fluß, in den der erste mündete. Dort setzte sich der Mann zwischen zwei Felsen, und alle Anzeichen deuteten darauf hin, daß er beabsichtigte, einige Zeit dort zu bleiben.
Rynch suchte erleichtert einen Platz, von wo aus er den Fremden im Auge behalten konnte.
Die winzigen Funken sammelten sich und hingen in einer kleinen leuchtenden Wolke über den Felsen. Aber Rynch hatte sich in weiser Vorausschau unter einen Busch zurückgezogen, und der aromatische Duft seiner Blätter mußte die Funken abhalten, denn über seinem Lauschposten bildete sich keine schimmernde Wolke.
So schlief er schließlich ein, und als er erwachte, war es heller Tag. Wieder staunte er. Irgendwie war es falsch, über sich einen blaugrünen Himmel zu sehen, anstatt vier schmutzige Wände.
Dann erinnerte er sich und schrak zusammen. Er ärgerte sich, daß er eingeschlafen war. Die Spur des Fremden war unverkennbar, aber sie kehrte nicht um, wie er halb befürchtet hatte, sondern deutete in der feuchten Erde unverkennbar nach Osten. Was hatte die Wanderung des Mannes für einen Zweck? Wollte er vielleicht den Weg verfolgen, den das Flußbett nahm und auf diese Weise das Waldland durchdringen?
Jetzt sah Rynch das Problem von seinem eigenen Standpunkt aus. Der Mann aus dem Raumschiff hatte keine Anstalten gemacht, seine Spur zu verwischen. Im Gegenteil, es schien beinahe, daß er sich förmlich darum bemühte, deutlich sichtbare Stiefelabdrücke zu hinterlassen. Nahm er vielleicht an, daß Rynch ihn verfolgte, lockte er ihn aus irgendeinem Grund immer weiter? Oder legte er diese Spuren, um irgend jemand anderem im Lager den Weg zu weisen?
Wenn er jetzt im Flußbett weiterging, forderte er die Entdeckung förmlich heraus. Rynch untersuchte das näherliegende Ufer. Kleine Gruppen niedriger Bäume und hochwachsende Büsche wechselten einander ab – die ideale Deckung.
Er hatte kaum den Busch hinter sich gelassen, der ihm Nachtquartier geboten hatte, als er den Schrei einer Wasserkatze hörte. Und die Katze griff einen Feind an, sie war zu höchster Wut angestachelt. Rynch rannte im Zickzack von einem Busch zum nächsten. Das haßerfüllte Zischen und Schreien der Katze verstummte plötzlich, als er das Flußufer erreichte.
Der Mann vom Lager der Fremden war der Mittelpunkt eines Dreifrontenangriffs gewesen – ein Wasserkatzenweibchen und ihre beiden Jungen. Drei rote Leiber lagen jetzt flach und reglos auf dem Boden, während der Fremde sich schweratmend gegen einen Felsen lehnte. Als Rynch ihn sah, bückte er sich gerade, um die Waffe aufzuheben, die er hatte fallenlassen und stolperte dann vom Felsen zum Wasser – geradewegs in eine andere jumalanische Falle!
Er hob den Fuß zum nächsten Schritt und trat auf eine glitschige Oberfläche – stürzte nach vorne, als seine Beine in die Fallgrube eines Beißers gerieten. Mit einem erschreckten Schrei ließ der Mann die Waffe wieder fallen und schlug wie wild
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