TS 60: Gehirnwäsche
überhaupt nicht landen. Warum sollten wir auch – unter solchen Bedingungen kann man ja doch keine Safari abhalten. Ex-Te hat Jumala als Wild-Welt freigegeben, und unsere eigene Expedition hat dieses Ergebnis bestätigt.«
»Ist jemand hier nach Ihrem Abflug gelandet?«
»Das glaube ich nicht. Dazu ist die ganze Aktion viel zu gut organisiert. Außerdem haben wir einen Kontrollsatelliten auf einer Kreisbahn um Jumala, und jedes landende Schiff würde automatisch geortet und registriert werden. Keinerlei Meldung dieser Art hat die Gilde erreicht. Ein kleines Schiff – wie das von Wass – könnte durchschlüpfen, wie er es ja getan hat. Aber um all diese Tiere und Geräte zu landen, würden sie einen schweren Transporter brauchen. Nein – das sind Eingeborene.« Hume lehnte sich wieder vor und legte einen Schalter um.
Ein kleines rotes Lämpchen glomm an seinem Armaturenbrett auf.
»Radarwarnung«, erklärte er.
Also würden sie wenigstens nicht an irgendeiner Felswand enden. Ein schwacher Trost fürwahr, wenn man all die anderen Möglichkeiten bedachte, die ihnen noch bevorstanden.
Hume hatte das Radar gerade noch rechtzeitig eingeschaltet. Das Licht blinkte in immer schnellerem Rhythmus auf, und der Flug des Gleiters verlangsamte sich in dem Maße, wie die Automatik der Warnanlage sich einschaltete. Humes Hand lag immer noch am Steuer, aber das war eine reine Formsache, seit die Flugautomatik mit ihren tausendfach schnelleren Reflexen die Steuerung der Maschine übernommen hatte.
Sie verloren an Höhe und mußten sich damit abfinden, seit die Automatik sich infolge der Radarwarnung dafür entschieden hatte, daß dieser Kurs für die Sicherheit der Passagiere am besten war, Jetzt würde der Robotpilot den Gleiter so schnell wie möglich zu landen trachten.
Es dauerte tatsächlich nur Augenblicke, bis die Landestützen den Boden berührten. Dann verstummten die Motoren.
»Das wäre das«, stellte Hume nicht besonders geistreich fest.
»Und was nun?« wollte Vye wissen.
»Warten!«
»Warten! Worauf in aller Welt?«
Hume warf im Schein der schwachen Kabinenbeleuchtung einen Blick auf seine Armbanduhr.
»Bis zur Morgendämmerung ist noch etwa eine Stunde – wenn es hier um die gleiche Zeit dämmert wie im Flachland. Ich habe nicht die Absicht, in der Dunkelheit hinauszugehen.«
Das war , natürlich richtig. Trotzdem war es nervenzermürbend, hier in der engen Kabine zu sitzen und nicht zu wissen, was draußen auf sie wartete.
Vielleicht spürte Hume, welche Belastung die erzwungene Untätigkeit für Vye darstellte, vielleicht ging er auch rein routinemäßig ,vor. Jedenfalls öffnete er mit einem Daumendruck ein kleines Kästchen an der Wand und begann die Notrationen auszupacken.
9.
Sie sortierten die eisernen Rationen in mehrere kleine Päckchen. Dann wurde aus einer Decke aus wasserundurchlässiger, federleichter ozakischer Spinnenseide ein notdürftiger Überwurf für Vye geschneidert. Damit waren sie beschäftigt, bis der Himmel grau zu werden begann und sie einen Blick auf ihre Umgebung werfen konnten. Das dunkle Blattwerk der Bergvegetation war hier von einer dunkelblau gefärbten Felsschwelle unterbrochen, auf dem die Maschine gelandet war.
Rechts fiel der Fels steil ab, und die ganze Schwelle maß hinter dem Gleiter nur ein paar Meter, der Rest war von einem Erdrutsch begraben. Ein immer schmäler werdender Pfad, der sich vor ihnen steil in die Höhe wand, schien der einzige Ausweg.
»Können wir wieder starten?« Vye hoffte, daß der andere ihn mit einer bejahenden Antwort beruhigen würde.
»Dort oben!«
Vye drängte sich mit dem Rücken gegen die Felswand und starrte in die Höhe. Vielleicht hundert Meter über ihnen schwebten die Leuchtkugeln in regelmäßigen Kreisen.
Hume war vorsichtig an den äußeren Rand der Felsschwelle getreten und spähte mit dem Feldstecher in die Tiefe.
»Bis jetzt ist noch nichts zu sehen.«
Vye wußte, was er damit meinte. Die Kugeln waren über ihnen, aber die blauen Tiere oder auch andere Wesen, die diese Bälle herbeirufen konnten, waren bis jetzt noch nicht aufgetaucht.
Sie schulterten ihre Bündel und begannen den Aufstieg. Hume hatte seine Strahlpistole, aber Vye war waffenlos, sofern er nicht unterwegs irgend etwas fand, was sich wenigstens provisorisch als Waffe eignete. Auf der Insel hatte er mit wohlgezielten Steinwürfen die Kugeln zerstört, vielleicht ließen sie sich auch gegen die blauen Tiere als Waffe einsetzen. Er hielt
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