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TS 60: Gehirnwäsche

TS 60: Gehirnwäsche

Titel: TS 60: Gehirnwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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sie eine Art Programmsteuerung haben – so wie unsere Maschinen. Für neue Situationen ist dabei nichts vorgesehen.«
    »Also könnte diese lenkende Intelligenz schon lange nicht mehr existieren?«
    »Ja.« Dann wechselte Hume plötzlich das Thema:
    »Wie sind Sie eigentlich im ,Sternfall’ gelandet?«
    Es war nicht leicht, plötzlich an Nahuatl zurückzudenken – als wäre der Vye Lansor, der in dieser Hafenkneipe herumgelungert hatte, eine völlig andere Person. Er suchte in seinen Erinnerungen, in denen immer noch Spuren von Rynch Brodie vorkamen, herum.
    »Ich hielt die Jobs, die ich vom Staat bekam, einfach nicht aus. Und wenn man sich einmal das Essen angewöhnt hat, will man auch nicht verhungern.«
    »Was paßte Ihnen denn an den staatlichen Stellen nicht?«
    »Wenn man keine Protektion hat, kommt man nicht weiter. Ich habe mich wirklich bemüht. Aber dazusitzen und stundenlang nichts anderes tun, als auf einen Knopf zu drücken, wenn ein Lämpchen aufleuchtet …« Vye schüttelte den Kopf. »Sie sagten, ich sei zu sprunghaft und schoben mich ab. Noch ein Versager, und sie hätten mir eine Gehirnwäsche verpaßt. Ich zog es vor, Hafentramp zu werden.«
    »Haben Sie schon einmal daran gedacht, eine Stelle anzunehmen und sich etwas Geld zu leihen, um noch einmal von vorne anfangen zu können …«
    Vye lachte bitter. »Geld leihen! Daß ich nicht lache! Wenn man keinen Job länger als ein paar Monate hat – wer leiht einem da Geld. Oh, ich habe es versucht …« Er erinnerte sich der vielen Stunden, die er in Einstellbüros auf seine Chance gelauert hatte, eine Chance, die niemand ihm gegeben hatte, von dem Tag an, als er aus dem staatlichen Waisenhaus entlassen worden war. »Nein, ich hatte die Wahl zwischen der Gehirnwäsche oder – einem Leben als Tramp.«
    »Und Sie zogen es vor, ein Tramp zu sein?«
    »Immerhin blieb ich dabei ich selbst – solange ich es fertigbrachte, mich um die Gehirnwäsche herumzudrücken.«
    »Und dann wurden Sie trotz allem Rynch Brodie.«
    »Nein – nun ja, eine Weile. Aber jetzt bin ich wieder ganz Vye Lansor.«
    »Ja. Und ich glaube auch, daß Sie fürs erste keine Geldsorgen mehr haben werden. Sie können natürlich eine Entschädigung verlangen.«
    Vye schwieg, aber Hume ließ nicht locker.
    »Wenn die Patrouille kommt, geben Sie gleich Ihren Anspruch zu Protokoll. Ich bestätige es.«
    »Das können Sie doch nicht.«
    »Da irren Sie sich«, erklärte Hume ruhig. »Ich habe bereits im Schiff meine ganze Aussage auf Band gesprochen – die ist jetzt bei den Akten.«
    Vye runzelte die Stirne. Der Jäger schien sich förmlich nach einer Strafe zu drängen. Eine illegale Konditionierung – Gehirnwäsche, wie der Volksmund es nannte – war eines der schwersten Verbrechen.
     
    *
     
    Wenn man sich ein Dreieck vorstellt, dessen Spitzen das Bergtal, Wass’ Lager und das der Safari bildeten, flogen sie jetzt auf einem Diagonalkurs, der sie auf die Vorberge zuführte, in die die Tiere Wass und seine Leute vermutlich trieben. Vye, der den Wald unter ihnen beobachtete, begann schon zu zweifeln, ob sie sie je finden würden, ehe sie die ,Pforte’ zu dem Tal erreichten.
    Hume flog jetzt einen Zickzackkurs, während beide wie gebannt nach einem Blitzen Ausschau hielten, wie die Leuchtkugeln es verursachten. Das wäre der Hinweis, den sie brauchten, um die Spur zu finden. Sie hatten schon die ersten Vorberge überflogen, als Vye zwei von den blauen Tieren auf einem Waldpfad dahintrotten sah. Keines der Tiere kümmerte sich um sie.
    »Vielleicht die Nachhut des Packs«, meinte Hume.
    Er zog die Maschine etwas höher. Jetzt konnten sie auf der einen Seite die letzten Ausläufer von Vegetation sehen, während vor ihnen bereits der nackte Felsen begann. Obwohl sie sich einige Minuten nicht von der Stelle bewegten, war unten nichts zu sehen.
    »Die falsche Fährte.« Hume wendete den Gleiter. Er steuerte ihn jetzt von Hand.
    Ein etwas weiterer Bogen brachte ihnen die Antwort. Eine von Vegetation überwucherte Spalte, nicht unähnlich dem Weg, der sie in das Hochland geführt hatte. Hume steuerte den Gleiter daran entlang.
    Aber wenn die Männer, die sie suchten, unter dem dichten Blätterdach dahingetrieben wurden, vermochte man sie jedenfalls von der Luft aus nicht zu sehen. Endlich, als der Abend schon zu dämmern begonnen hatte, mußte Hume wohl oder übel das Vergebliche seiner Suche eingestehen.
    »Warten wir an der ,Pforte’?« fragte Vye.
    »Das werden wir wohl müssen.« Hume

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