Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
Vom Netzwerk:
verachtete sich aber nicht, denn diese Gefühle waren doch rein menschlich gewesen. Vielleicht hatten die Fieberphantasien ihm die Hauptursache seines Leidens gezeigt. Ich muß wieder heiraten und ein ganz normales Leben führen! sagte er sich. Möglicherweise kommt Miriam zu mir zurück? Wenn sie bei mir ist, werde ich nicht so leicht in die Versuchung kommen, mich in eine andere Welt zu flüchten.
    Das war es: er mußte ein normales Leben führen, genau wie früher leben und sein drittes Auge vergessen.
    Dieser Entschluß war allerdings leichter gefaßt als ausgeführt. Slade ließ sich Zeit, denn er wollte nichts übereilen und durch Ungeduld vielleicht alles verderben. Nacht für Nacht streifte er durch die Straßen und dachte über sein Schicksal nach.
    Bei einem dieser Spaziergänge traf er zwei alte Geschäftsfreunde und sah darin eine Gelegenheit, wieder an das alte Leben anzuknüpfen. Die beiden ehemaligen Freunde eilten jedoch vorbei und blieben erst auf sein Zurufen stehen. Slade nahm es ihnen nicht übel, denn er hatte ja durch eigene Schuld viel zu seiner Vereinsamung beigetragen.
    Das Gespräch mit den ehemaligen Freunden war dann aber nicht sehr erfreulich. Alle drei suchten mühsam nach möglichst belanglosen Themen, um die peinliche Situation zu überbrücken. Slade blieb aber hartnäckig und ließ die beiden nicht ohne weiteres gehen. Er wollte nicht wieder in die fremde, phantastische Welt zurückgestoßen werden und fühlte instinktiv, daß er sich unbedingt einen seelischen Halt suchen mußte, wenn er nicht wahnsinnig werden wollte. Um aber in einer normalen Welt leben zu können, brauchte er Freunde und eine Frau.
    Die Unterhaltung mit den Freunden war für keinen der Beteiligten ein Vergnügen, am wenigsten für Slade selbst, aber er durfte ja nicht aufgeben und mußte die letzten Kontakte pflegen. Sie sprachen von allen möglichen Dingen, machten auffällig lange, ungemütliche Pausen und verabschiedeten sich dann unter einem fadenscheinigen Vorwand.
    „Wir werden ja bald wieder zusammenkommen, Michael“, sagte der eine jovial und reichte ihm mit betonter Eile die Hand.
    Slade wanderte langsam nach Hause. Das Gespräch hatte ihm mit aller Deutlichkeit gezeigt, daß er ein Ausgestoßener war. Die beiden hatten ihm unter anderem erzählt, daß Miriam einen Freund hatte. Sie hat sich erstaunlich schnell mit der Trennung abgefunden, dachte Slade bitter. Vielleicht gibt es jetzt wirklich keinen Rückweg mehr. Miriam war seine letzte Hoffnung gewesen.
    Trotzdem fand er sich nicht mit seinem Schicksal ab. Schon am nächsten Tage rief er Miriam an, konnte sie aber nicht erreichen. Er ließ aber nicht locker und versuchte es wochenlang Tag für Tag. Jedesmal erklärte ihm das Dienstmädchen, Miriam sei nicht zu Hause. Das war natürlich nicht wahr. Miriam wollte ihn nicht mehr sehen, ja nicht einmal sprechen. Das war eine schmerzliche Erfahrung und verletzte seinen Stolz, aber da er spürte, daß seine Zukunft von Miriam abhing, schrieb er ihr einen Brief. Er versprach ihr, das dritte Auge durch eine Hautverpflanzung schließen zu lassen, doch auch darauf reagierte seine ehemalige Frau nicht.
    Schließlich entschloß er sich zu einem Besuch, wurde aber trotz seiner flehenden Bitten von dem Dienstmädchen abgewiesen.
    Als dann am nächsten Tage ein Kriminalbeamter zu ihm kam und ihn aufforderte, seine ehemalige Frau nicht länger zu belästigen, da wußte er endgültig, daß er verloren war. Der Beamte war ein sympathischer Mann und hatte durchaus Verständnis für Slades Nöte, aber er mußte schließlich seine Pflicht erfüllen.
    „Wir haben eine Beschwerde bekommen“, sagte er bedauernd. „Wenn Sie Ihre Frau nicht in Ruhe lassen, werden wir amtliche Schritte unternehmen müssen“, sagte er abschließend. „Sie verstehen, was ich meine?“
    Slade nickte wortlos. Sein Traum von Glück und Rettung war zerronnen.
     
    DIE AUSSAGE DES WILFRED STANTON.
     
    „Vor fünf Jahren wurde ich von Mr. Slade als Hausmeister und Diener angestellt. In diesen fünf Jahren war ich nur einmal während eines Urlaubs abwesend. Nach dem Unfall und der Scheidung verließ Mr. Slade das Haus auffällig oft und blieb dann immer mehr oder weniger lange fort. Nach der Rückkehr von diesen merkwürdigen Ausflügen war er immer sehr verwirrt und erregt, aber er hat mich nie in sein Vertrauen gezogen, so daß ich nichts über das Ziel und den Zweck dieser offensichtlich stets unvorbereiteten Reisen sagen kann. Vor seiner

Weitere Kostenlose Bücher