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TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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Amor gedacht und alle anderen Möglichkeiten einfach außer acht gelassen. Warum war ihm die Langsamkeit der Bewegungen nicht schon vorher aufgefallen? Jetzt sah er die Hand ganz deutlich. Es war nicht Amors jugendfrische Hand, sondern eine welke, alte Hand – Caldras Hand!
    Diese geheimnisvolle, langsame Caldra war der Versuchung erlegen. Slade wurde sich der Tatsache bewußt, daß er in einer Tragödie die Hauptrolle spielte. Caldra hatte einst ihre Gier nach Blut überwunden, aber nun erlitt sie einen Rückfall.
    Erst empfand Slade nur Verachtung und Ekel, aber diese Gefühle flauten merkwürdig schnell ab und wichen einem starken Gefühl des Mitleids. Als die Frau aber wieder an sein Bett trat, packte ihn ein heilloses Entsetzen. Will sie etwa noch mehr? fragte er sich.
    Sie befreite ihn jedoch nur von den Fesseln, die ihn an Hals, Brust und Beinen niederhielten. Dann hörte er leise Schritte und das Quietschen der Tür.
    Slade blieb still liegen. Er fand sich merkwürdig schnell mit dem Geschehenen ab. Er war erschüttert und deprimiert, aber er war zu müde, um diese Gefühle zu stark werden zu lassen. Der Blutverlust hatte ihn auch ein wenig erschöpft und machte ihn der Umwelt gegenüber gleichgültig. Langsam und ohne sich dessen bewußt zu werden, fiel er in einen tiefen Schlaf.
    Er erwachte mit einem Schreck. Über sich sah er ein riesenhaftes bärenartiges Tier, das ihm eine haarige Pfote auf den Mund drückte. Slade konnte den mächtigen pelzigen Körper gut sehen, denn einige uniformierte Männer hielten Taschenlampen auf ihn und das Fabelwesen gerichtet. Andere Uniformierte kamen heran und hielten ihn an Händen und Füßen fest. Slade sah entsetzt, daß sich auch im Nebenraum und im Korridor bewaffnete Männer aufhielten.
    Endlich, kurz bevor Slade dem Ersticken nahe war, nahm das riesige Tier die Pfote von seinem Gesicht. Slade wurde hochgehoben und in den hellen Nebenraum getragen. Er sah Caldra am Boden liegen; ein Messer im Rücken.
    Slade schüttelte sich vor Angst. Wo war Amor? Hatte sie etwa das gleiche Schicksal erlitten?
    Die Angst um Amor wirkte wie ein furchtbarer Schock, und dieser Schock löste den Bann und schleuderte Slade wieder in die normale Welt zurück. Der Boden schien sich aufzulösen, die Umgebung wurde undeutlich und verschwand schließlich ganz. Slade stürzte etwa drei Meter tief und landete recht unsanft auf Händen und Füßen. Er brauchte einige Zeit, um zu begreifen, was geschehen war.
    Er spürte die kalte Feuchtigkeit des Bodens und fühlte die harten Stoppeln des abgeernteten Feldes. Etwa drei Kilometer westlich von ihm sah er die Lichter der Stadt Smailes. Noch etwas benommen richtete er sich auf und starrte ungläubig auf den über der Stadt rötlich leuchtenden Himmel. Dann sah er die Scheune und ging an ihr vorbei zu der Straße, wo er seinen Wagen abgestellt hatte. Der Wagen stand noch immer an der gleichen Stelle, ein schwarzer Schatten in einer geisterhaften Umgebung.
    Michael Slade wartete noch einige Zeit. Er fragte sich nach dem Sinn des Abenteuers, fand aber keine Antwort auf diese Frage.
    Trotz seiner furchtbaren Müdigkeit machte er sich auf den Heimweg. Er brauchte den Rest der Nacht und einen guten Teil des Vormittags, um sein Haus zu erreichen.
    Zu seiner Überraschung fand er einen Brief vor. Die kräftige, fast männliche Handschrift deutete unzweifelhaft auf Leear hin. Slade drehte den Brief unschlüssig in den Händen. Sollte er sich auf weitere Abenteuer einlassen oder diesen Brief einfach ignorieren? Die Erlebnisse der Nacht hatten immerhin recht eindeutig bewiesen, daß die andere Welt voller Schrecken war. Er war aber auch neugierig und riß den Brief schließlich doch auf. Seine Augen überflogen hastig die wenigen Zeilen.
     
    Lieber Michael Slade!
    Jetzt wissen Sie es also. Sie waren in Naze und haben selbst gesehen, welche Zustände dort herrschen. Wahrscheinlich haben Sie sich gewundert, warum nach vierundzwanzig Stunden nichts geschah. Sie konnten ja nicht wissen, daß Sie nur durch einen starken Schock in Ihre gewohnte Welt zurückversetzt werden konnten. Es tut mir leid, daß ich Sie aus diesem Grunde in eine recht ungemütliche Situation bringen mußte. Eine andere Wahl hatte ich jedoch nicht.
    Sie haben in Naze einige Leute kennengelernt, die ernsthaft an einen Angriff auf den Zentralturm denken. Diese Narren wissen nicht, wogegen sie kämpfen. In einem Kampf gegen den unsterblichen Geean müssen alle ihre Pläne fehlschlagen. Diese

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