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TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. E. van Vogt
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warum alle Welt Respekt vor ihr hat. Ist der silberne Gürtel ein Zeichen besonderer Würde?“
    Malenkens blieb ernst. Kein Muskel in seinem Gesicht verriet, was er dachte. „Ich kann dir leider nicht mehr sagen, Slade. Leears Pläne würden fehlschlagen, wenn ich dir mehr sagte. Du mußt abwarten und die Dinge an dich herankommen lassen. Eines kann ich dir aber sagen: Wenn du die Zerstörung der Stadt Naze überlebst, wirst du unbegrenzte Macht besitzen.“
    Slade wußte nicht, was er darauf sagen sollte. Immerhin hatte Malenkens diese schwerwiegenden Worte ausgesprochen. Malenkens sagte selten etwas, und noch seltener machte er schicksalsschwere Prophezeiungen. Slades Stimmung schlug wieder um. Er spürte wieder, daß er in ein großes Abenteuer verstrickt war. Er war wichtig, wichtiger als jemals zuvor in seinem Leben. Dieses Gefühl der Wichtigkeit wog die Unannehmlichkeiten des Abenteuers auf.
    Doch dieses erhebende Gefühl dauerte nicht lange an. Malenkens hatte eine große Belohnung angedeutet – aber auch ein möglichesOpfer. Slade prüfte sich. Wollte er ein Held sein? Wollte er sein Leben aufs Spiel setzen, um dadurch vielleicht in vorerst noch unvorstellbare Geheimnisse des Lebens einzudringen? Er war sich nicht ganz darüber im klaren und hatte mit erheblichen Zweifeln zu kämpfen. Seine Gastgeber waren während der ganzen Zeit sehr freundlich zu ihm gewesen, deshalb wollte er sie nicht verärgern, aber er hielt die Zeit für gekommen, seinen Standpunkt unmißverständlich klarzulegen. Auf keinen Fall wollte er sich in weitere Abenteuer drängen lassen, ohne vorher über die Gründe und Absichten informiert zu sein. Leear konnte unmöglich von ihm erwarten, daß er sich blind in Gefahr begab. Vielleicht würde er mitmachen und Leears Pläne unterstützen, aber dazu mußte sie ihn erst über alles informieren. Er wollte kein blindes Werkzeug, sondern Partner sein.
    „Du wirst einen Menschen töten müssen!“ sagte Malenkens mit seltsam monotoner Stimme. „Es wird nicht einfach sein. Du hast noch nie einen Menschen getötet, und ohne zwingende Notwendigkeit wirst du es nie tun. Das ist Leears Überzeugung und jetzt auch meine. Ich habe dich einen Monat lang beobachtet und analysiert.“
    „Herzlichen Dank für das Kompliment“, antwortete Slade. „Ich bin trotzdem nicht an der Sache interessiert. Wenn man mich nicht informiert, kann man keinen Einsatz erwarten. Ich pflege mir meine eigenen Gedanken zu machen und danach zu handeln. Daran hat Leear anscheinend nicht gedacht.“
    Michael Slade aß schweigend weiter. Ein merkwürdiges Schicksal hatte ihn in diese Welt verschlagen und stellte immer neue Anforderungen an ihn. War er wirklich stark genug, dieses Schicksal zu meistern? Vielleicht wäre es doch besser, nichts zu überstürzen und abzuwarten. Er mußte vor allem mehr Einzelheiten erfahren, ehe er sich endgültig für oder gegen Leear und ihre Pläne entscheiden konnte. Sie machte es ihm jedenfalls nicht leicht.
     
    *
     
    Der zweite Monat schien schneller zu vergehen. Slade war aufmerksamer geworden und betrachtete seine Umwelt mit wachen Augen. Er mußte lernen, immer wieder lernen, wenn er sich behaupten wollte. Auch seine Gastgeber beobachtete er argwöhnisch. Nachts schlief er sogar mit einer Pistole unter dem Kopfkissen. Das war eigentlich unfair, aber Slade fühlte sich nicht mehr sicher, und die Waffe gab ihm ein Gefühl relativer Sicherheit.
    Gegen Ende des zweiten Monats fiel ihm ein, daß die anderen kaum Respekt oder gar Angst empfinden konnten, solange sie die Wirkung seiner Waffen nicht kannten.
    Er überlegte lange hin und her. Jede einzelne Patrone konnte unter Umständen lebenswichtig sein, aber eine Demonstration seinerMacht schien doch sehr angebracht. Die Überlegenheit der Männer reizte ihn. Sie sollten wissen, daß eine kleine Kugel mitunter stärker als der beste Geist sein kann. Er mußte die Wirkung seiner automatischen Pistolen am besten an einem lebenden Ziel demonstrieren.
    Leider hatte er während seines zweimonatigen Aufenthalts noch nie Tiere gesehen. „Es gibt Tiere“, hatte Malenkens erklärt. „Es ist ein geistiges Problem. Du kannst die Tiere nur sehen, wenn du es wirklich willst. Außerdem prüfen die Tiere deine möglichen Reaktionen, bevor sie sichtbar werden, denn sie wollen sich nicht unnötig in Gefahr begeben.“
    Das klang sehr merkwürdig, doch Slade fand bald heraus, daß Malenkens die Wahrheit gesagt hatte. Mitunter gelang ihm eine

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