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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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wirbelnde schwarze Masse. Der Boden raste ihr entgegen. Ihr wurde klar, daß Warren mit Glück oder Überlegung den richtigen Sekundenbruchteil gewählt hatte.
    Der Aufprall machte sie benommen, aber sie verlor die Besinnung nicht. Wohl aber Warren. Sie sah, wie er auf das Fenster zuschoß und packte ihn am Fuß. Sie vermochte ihn nicht aufzuhalten, erreichte aber immerhin, daß er mit geringerer Wucht gegen das Quarzfenster schlug. Virginia hörte das ohrenbetäubende Scharren von Metall auf Stein, bis ihre Ohren es nicht mehr ertragen konnten und sie überhaupt nichts mehr hörte.
    Dann wurde ihr langsam bewußt, daß das Schiff gelandet war. Sie blickte hinaus, aber da war nichts als grauer Nebel und schwarzer Boden. Sie war schon früher auf der Venus gewesen, aber nie im Freien, nur in den Kuppelstädten. Dennoch wußte sie, daß es hellichter Tag war. Es war etwa so hell wie in einer nebeligen Mondscheinnacht auf der Erde, und die Sichtweite betrug vielleicht fünfzehn Meter – was für die Verhältnisse der Venus schon viel war.
    Warren regte sich jetzt. Er erwachte so, wie sie es von ihm erwartet hatte – ruhig, ohne etwas zu tun, ehe er sich umgesehen hatte.
    „Sie haben mich davor bewahrt, durch diese Scheibe zu fliegen“, sagte er. „Hoffentlich kann ich mich eines Tages irgendwie revanchieren.“
    „Das haben Sie schon. Sie haben uns gelandet.“
    Er erhob sich. „Wir lassen am besten die anderen heraus“, sagte er.
    In schweigendem Übereinkommen sahen sie zuerst nach dem Kapitän. Aber er, der zweite Offizier und die anderen Angehörigen der Mannschaft, die vor der Landung noch gelebt hatten, waren jetzt in dem plattgedrückten Maschinenraum zerquetscht. Man konnte überhaupt nicht zu ihnen gelangen, und das war vielleicht ganz gut so. So begaben sie sich zu dem Lagerraum und schlossen die Tür auf.
    Den Umständen entsprechend war die Landung nicht schlecht gewesen. Fünfzehn Menschen waren in dem Raum gewesen, und sieben davon lebten noch, wenn auch zwei von ihnen wohl nie wieder das Bewußtsein erlangen würden.
    Warren machte eine Art Bestandsaufnahme, ohne sich um die Klagen und Schreie zu kümmern. Auch die Toten interessierten ihn nicht. Wenn sie tot waren, blieb es völlig gleichgültig, in welchem Zustand sie sich befanden. Nur auf die Lebenden kam es an. Waters, der Schauspieler, blutete in einer Art und Weise aus Mund und Nase, daß man erkannte, daß er noch lebte. Seine Frau atmete noch – ein grauenhafter Anblick, wenn man bedachte, daß sie sich das Genick gebrochen hatte.
    Die anderen fünf waren beinahe unversehrt. Zum Glück befand sich unter ihnen auch Williamson, der Arzt. Neben ihm stand, sichtlich nur etwas benommen, Old Martin, der schon neunzig war und der den Absturz ebensogut wie irgendeiner überstanden hatte. Drei andere regten sich auf dem Boden, und von ihnen schien Smith, der sich das Handgelenk gebrochen hatte, der am schwersten Verletzte zu sein, wenn es auch die Frauen waren, die sich am lautesten beklagten.
    Mrs. Martin konnte man eigentlich keinen Vorwurf machen, denn wie die meisten anderen hatte sie ein plötzlicher Luftstrom beinahe sämtlicher Kleidungsstücke beraubt, und ihr Geschrei galt vermutlich in erster Linie dem Umstand, daß sie im Alter von fünfundsiebzig Jahren halbnackt vor den anderen stand. Das Glamourgirl, dessen Namen Warren nicht kannte, schrie ebenfalls, aber nur weil sie immer schrie, wenn etwas passierte.
    Als Warren die Spuren des Luftstromes bemerkte, sah er sich in der Kabine um und schnüffelte. Nein, das Schiff war luftdicht. Da waren keinerlei Anzeichen von entweichender Luft, und der Druck war hoch – eher zu hoch. Vielleicht hatte es einen Riß gegeben, der sich durch dieWucht des Aufpralls sofort wieder geschlossen hatte. In den Innenwänden gab es Spalten und Risse, aber die Innenwände waren auch nicht so fest wie die Hülle selbst.
    „Also Doktor“, sagte er. „Jetzt sind Sie an der Reihe.“
    „Sieht nicht so aus. als könnte ich viel tun“, sagte Williamson.
    „Seien Sie nicht so bescheiden“, sagte Warren. Der Doktor blickte starr vor sich hin. und Virginia warf ihm einen schnellen Blick zu.
    Es schien, daß er in ihrer Wertschätzung gesunken war, dachte er, nach dem Blick zu schließen.
    Das Glamourgirl zerrte an seinem Ärmel und schrie: „Ich will hier ‘raus! Ich will ’raus!“
    „Ins Freie?“ fragte er kühl. „Da wären Sie in acht Stunden tot. Aber bis dahin hätten natürlich die Grauen Sie

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