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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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jetzt ruhig weiterhin den Helden spielen, da er praktisch ohnehin schon ein toter Mann war. Aber Warren war den Tod gewöhnt. Die Orden irgendwo in seinem Gepäck bewiesen das.
    „Ich bin nie viel auf der Venus geflogen“, gab er zu. „Niemand tut das. Aber wir sind noch ziemlich weit oben, würde ich sagen.“
    Der Kapitän sank schwer in einen der Sessel. Er würde jetzt nicht mehr aufhören zu zittern, aber er konnte wenigstens dagegen ankämpfen. „Wir haben nur für etwa fünf Sekunden Treibstoff“, sagte er. „Das bedeutet, daß die Düsen in vierzig Meter Höhe einsetzen sollten.“
    Warren schüttelte den Kopf. „Auf dem Boden sehen Sie vielleicht vierzig Meter weit. Aber nicht von da oben nach unten. In zwanzig Meter Höhe ist die Suppe am dicksten.“
    „Deshalb bin ich jetzt zu Ihnen gekommen. Wir sind ganz auf Sie angewiesen, Blackwell, Sie verstehen mehr von diesen Strömungen als sonst irgendwer an Bord. Sie müssen einfach schätzen, das ist alles. Die Instrumente sind bei weitem nicht so genau, und wenn Sie warten, bis Sie den Boden sehen, ist es zu spät. Jemand muß es also riskieren – und Sie sind noch am besten dazu geeignet.“
    Warren nickte. Morris stemmte sich mühsam hoch. An der Tür drehte er sich noch einmal um. „Leben Sie wohl“, sagte er.
    Warren war mit dem Mädchen allein. „Jetzt können Sie sich wieder einen Orden verdienen“, sagte sie.
    „Ich würde es ohne Orden auch aushalten. Als der Krieg um war, dachte ich, jetzt wäre das gefährliche Leben vorbei.“
    „Das ist es nie. Die Gefahr folgt dem Tapferen auf dem Fuß.“
    „Vielleicht“, murmelte Warren. „Aber ich bin nicht tapfer. Ich war es nie.“
    Ihre Augen weiteten sich, aber sie sagte nichts. Sie hatte Warren Blackwell vor dieser Reise nicht gekannt. Auch war er ihr nicht offiziell vorgestellt worden – das hatte sie selbst vor ein paar Minuten nachgeholt. Aber wie alle anderen hatte natürlich auch sie während des Krieges von ihm gehört. Ein Mann, dem sein Leben so unwichtig erschien, wie vielleicht einem Millionär ein Zehncentstück, das er auf der Straße fand. Dabei war er keineswegs so vom Glück verfolgt, daß man sagen könnte, die Gefahr wäre ihm weniger wirklich als anderen Menschen erschienen. Er war vielleicht ein dutzendmal verwundet und zweimal gefangengenommen worden.
    Was war das? fragte sie sich und sah ihn an. während er durch die dicke Quarzscheibe spähte. Bedeutete ihm das Leben so wenig, daß sein Mut nichts anderes als Resignation war? Sie hatte gelesen, daß er in einem Waisenhaus aufgewachsen war. es hieß sogar, er wäre eine Zeitlang in einem Heim für schwererziehbare Kinder gewesen. Aber solche Einzelheiten über einen Helden wurden nicht veröffentlicht.
    Nein, das konnte es nicht sein, entschied sie. Der Mann da neben ihr hing leidenschaftlich am Leben. Das konnte man aus der Art sehen, wie eine jede Faser seines Körpers sich jetzt auf seine Aufgabe konzentrierte. Er versuchte nicht, sie und die anderen zu retten. Wäre das der Fall, wäre er ruhig und gleichgültig gewesen. Er versuchte, sich selbst zu retten – und daß er damit auch die anderen rettete, war nur ein Zufall.
    Er strich sich plötzlich mit der Hand über die Stirn und wandte sich vom Fenster ab. „Ein paar Minuten noch“, sagte er. „Wenn ich noch lange hinaussehe, werde ich nervös und lasse die Düsen zu früh starten.“
    Er sah sie an. Sie war nicht besonders hübsch, eher von einer Art herber Schönheit. Sie trug dunkle lange Hosen und ein dichtgewebtes blaues Hemd, und wenn diese Aufmachung auch nicht gerade dazu angetan war, ihre Figur zu betonen, so verbarg sie sie auch nicht. Ihr Haar war von hellbrauner Farbe.
    „Was machen Sie eigentlich?“ fragte er sie.
    „Ich habe schon eine ganze Menge gemacht. Im Augenblick arbeite ich für die Regierung.“
    „Welche Regierung?“
    „Die UNO natürlich. Ich …“
    Sie verstummte, als Warren sich plötzlich wieder der Luke zuwandte. „Ich fühle etwas“, murmelte er. „Wir sollten jetzt über dem Norman-Wald sein. Aber wir sind ziemlich lange schräg geflogen. Vielleicht sind wir schon über den Wald weg. Und dann …“ Seine Stimme klang plötzlich nur noch wie ein Flüstern – „sollte ich Alarm geben. Jetzt gleich!“
    Virginia war nicht darauf vorbereitet. Ihre Augen flogen zu Warrens Hand, die den Knopf niederdrückte, und dann zum Fenster, wo gerade eine Lücke in dem grauen Nebel sichtbar wurde. Ein blendender Blitz, dann eine

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