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TS 62: Das Rätsel der Venus

TS 62: Das Rätsel der Venus

Titel: TS 62: Das Rätsel der Venus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. (Hrsg.) Wollheim
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runde Münder lechzten nach ihm. Die Fische schlugen einen weiten Bogen um die Pflanzen – ebenso wie Lundy nach diesem Erlebnis.
    Er war höchstens eine halbe Stunde gegangen, als er auf die Straße stieß.
    Es war eine ganz normale Straße, die geradewegs durch den Sand führte. Hie und da war sie beschädigt, und ein paar der großen Quader, aus denen sie bestand, waren hochgekippt oder beiseite geschoben, aber trotzdem war es eine gute Straße, die irgendwohin führte.
    Lundy sah sie an, und ein seltsames Prickeln lief ihm über den Rücken. Er hatte schon von solchen Dingen gehört. Bis jetzt wußte noch niemand besonders viel über die Venus. Sie war ein junger Planet, der den Wissenschaftlern von der Erde noch manche Nuß zu knacken geben würde.
    Aber selbst ein junger Planet hat eine lange Vergangenheit, um die sich mit der Zeit Legenden ranken. Legenden, Lieder, Märchen. Heutzutage stand bereits fest, daß der Teil der Venus, der unter Wasser lag, einst Festland gewesen war – und umgekehrt.
    So hatte also vor langer Zeit einmal die Straße eine Ebene unter dem perlgrauen Himmel überquert und irgendwohin geführt. Vielleicht waren Karawanen von der Küste auf ihr gereist, Ballen von Gewürzen und Spinnenseide und Kisten voll Vahki aus den Sümpfen von Nahali, und silberhaarige Sklavenmädchen aus den Hochländern des Wolkenvolkes, die langsam dem Markt zustrebten, auf dem sie verkauft werden sollten.
    Jetzt überquerte sie eine Ebene glühenden Sandes unter dem schwarzen Meer. Die einzigen Gewächse, die ihr Schatten boten, waren die hohen Pflanzen mit ihren hungrigen Mündern, und die einzigen Lebewesen – außer Lundy –, die sie benutzten, waren die kleinen farbenprächtigen Fische mit den Juwelenaugen, die darüber hinwegschwebten. Aber sie war immer noch da und führte einem fernen Ziel zu.
    Sie führte in dieselbe Richtung, die Lundy eingeschlagen hatte. Lundy fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und betrat die Straße. Er schritt ganz vorsichtig – vielleicht wie ein Mann, der ganz allein in einen leeren Dom tritt.
    Er schritt eine lange Zeit auf der Straße dahin. Die fleischfressenden Pflanzen drängten sich dichter zu beiden Seiten. Die Straße schien mitten durch einen Wald dieser Gewächse zu führen, der sich zu beiden Seiten erstreckte, so weit Lundy zu sehen vermochte. Er war froh, die Straße gefunden zu haben. Sie war breit, und wenn er in der Mitte blieb, konnten die Pflanzen ihn nicht erreichen.
    Draußen wurde es jetzt dunkler, weil die Pflanzen den Sand bedeckten. Bald war es so dunkel, daß Lundy seinen Helmscheinwerfer einschalten mußte. Im milchigen Licht der Lampe konnte er sehen, wie die Zweige der Meerespflanzen sich im Wellenstrom wiegten.
    Hier waren die Blumen bunter. Sie hingen wie Lampen im schwarzen Wasser und leuchteten mit einem Licht, das aus ihnen selbst hervorzudringen schien. Rot und gelb und blau.
    Lundy mochte sie nicht.
    Die Pflanzen wurden immer dichter. Schon wucherten ihre Wurzeln über das Pflaster herein. Die Blumen öffneten ihre grellen hungrigen Münder und griffen nach Lundy.
    Sie griffen – aber sie berührten ihn nicht. Noch nicht.
    Er war müde. Der Brandy und das Benzedrin begannen in ihrer Wirkung nachzulassen. Er wechselte den Sauerstoffzylinder aus. Das half – wenn auch nicht viel. Er nahm ein paar Tabletten, beschloß jedoch, künftig damit zu sparen, um sein Herz nicht zu überlasten. Seine Beine begannen zu ermüden.
    Er hatte schon lange nicht mehr geschlafen. Farrell zu verfolgen war auch nicht gerade ein Vergnügen gewesen, und ihn dann festzunehmen – ihn und Es hatte ebenfalls seinen Tribut gefordert. Lundy war schließlich auch nur ein Mensch, und er war müde, ausgepumpt, erschöpft.
    Er setzte sich und ruhte eine Weile aus. Dabei schaltete er den Scheinwerfer ab, um die Batterie zu schonen. Die Blumen beobachteten ihn und leuchteten in der Finsternis. Er schloß die Augen, aber er fühlte trotzdem immer noch, wie sie ihn beobachteten und warteten.
    Nach ein oder zwei Minuten stand er auf und ging weiter.
    Die Pflanzen wurden dichter und höher, und die Zahl der grellbunten Blumen nahm zu.
    Wieder Benzedrin – es würde schon gut gehen. Der Helmscheinwerfer schnitt einen kalten weißen Tunnel in die Schwärze. Er folgte ihm und schritt wieder schneller aus. Über ihm wuchsen jetzt die Schlingpflanzen von beiden Seiten der Straße zusammen. Die Blumen beugten sich nach innen und nach unten. Ihre Blütenblätter strichen

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