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TS 63: Planet zu verschenken

TS 63: Planet zu verschenken

Titel: TS 63: Planet zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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seine Uhr und stellte fest, daß er sich bereits zu lange aufgehalten hatte. Er winkte ein Taxi heran und fuhr mit Enni zum Hafen. Während er mit den Hafenbehörden verhandelte, stand Enni allein und einsam inmitten der fremden Umgebung und dachte über ihr Schicksal nach. Sie kam mehr und mehr zu der Überzeugung, daß Jaroslav ihr wirklich keinen Gefallen getan hatte.
    Enni sah sich verängstigt um. Nach der Enge ihrer Heimat wirkte die grandiose Umgebung doppelt erregend und beunruhigend. Ein großes Raumschiff stieg auf und ritt auf einem gewaltigen Feuerstrahl in den Himmel. All die vielen strahlenden Farben, der Lärm und die Aktivität der Menschen machten Enni immer unsicherer und einsamer.
    Eine junge, schlicht und sauber gekleidete Frau kam suchend heran und blickte auf das gewaltige Raumschiff. Sie schien Enni erst in diesem Augenblick zu entdecken und kam langsam auf sie zu.
    „Entschuldigen Sie bitte“, sagte sie freundlich lächelnd. „Kennen Sie den Namen dieses Schiffes?“
    „Das ist die Amsterdam“, antwortete Enni stockend und erregte mit ihrem fremdartigen Akzent die Aufmerksamkeit der Fragerin.
    „Sie sind fremd hier, nicht wahr?“ fragte die Frau. „Sind Sie gerade angekommen?“
    Enni nickte. „Ich stamme vom Ymir“, sagte sie schüchtern und wunderte sich insgeheim, welche Reaktion dieser Hinweis auslösen würde.
    „Wie interessant!“ rief die freundliche junge Frau aus. „Sie sind demnach mit der Amsterdam angekommen?“
    Enni fühlte sich wieder wohler. Die Stimme der jungen Frau verriet offene und ehrliche Anteilnahme. Enni wagte es, das Lächeln zu erwidern. Hier schienen die Leute sehr rasch Kontakt aufzunehmen.
    „Ich hörte, daß ein Schiff vom Ymir gelandet wäre und bin gleich hergekommen“, sagte die junge Frau. „Ich wollte eigentlich nur mal hören, ob einer etwas von einem alten Bekannten von mir weiß. Er ist Ymiraner. Ich habe ihn vor einigen Jahren kennengelernt und muß sehr oft an ihn denken. Vielleicht kennen Sie ihn sogar. Er heißt Jaroslav Dubin.“
    „Natürlich kenne ich ihn!“ rief Enni freudig aus. „Das ist aber eine wunderbare Fügung. Es ist wirklich ein glücklicher Zufall, daß ich auf einen Menschen stoße, der Jaroslav kennt.“
    Sie sah das erstaunte Gesicht der jungen, netten Frau und erzählte in wilder Hast, was sich zugetragen hatte.
    Die Frau hörte aufmerksam zu und schüttelte schließlich den Kopf. „Das hätte ich Jaroslav einfach nicht zugetraut. Wie konnte er Sie nur so unvorbereitet fortschicken! Sicher mußte er es tun, um sein Leben zu retten, aber er hätte wenigstens für Ihre Zukunft sorgen müssen. Übrigens heiße ich Dolores Laurenco. Sie können mich Dolly nennen. Wo ist überhaupt der Captain? Der Mann kann Sie doch nicht einfach hier stehen lassen. Ich glaube, ich muß mal ein Wörtchen mit ihm reden.“
    Dann ging alles sehr schnell. Enni war froh, so schnell eine Freundin gefunden zu haben, die es ganz offensichtlich gut mit ihr meinte. Sie ließ sich widerspruchslos in ein Taxi drängen und sank verwirrt in die Polster. Die junge Frau redete unablässig auf sie ein. Sie war anscheinend entschlossen, sich um Enni zu kümmern und ihr die ersten Schritte in der neuen Umgebung zu erleichtern.
    Enni stellte keine Fragen. Sie hatte einfach Angst, als dumm oder undankbar zu gelten. Sie wunderte sich allerdings, als das Auto mitten in die Stadt hineinfuhr und vor einem riesigen Haus anhielt. Das Haus sah absolut nicht wie ein Wohnhaus aus. Sie behielt diese Gedanken aber für sich, denn sie hatte ja noch nicht genügend Erfahrungen und konnte sich leicht irren.
    Im Fahrstuhl und auf den Gängen blickten vorübereilende Männer und Frauen erstaunt auf sie herab. Sie wußte nicht recht, warum sich diese Leute so für sie interessierten. Wirkte sie so fremdartig?
    Enni fühlte sich nicht recht wohl in ihrer Haut, aber die vielen neuen Eindrücke lenkten sie immer wieder ab und ließen keine tiefgreifenden Fragen aufkommen. Nie zuvor hatte sie ein derartig hohes und modernes Gebäude gesehen. Überall war Glas und glänzendes Metall. Selbst die Wände der Gänge waren mit Bildern und teuren Tapeten dekoriert. Die vorübergehenden Frauen rochen berauschend. Sie trugen nur dünne Kleider, die die Körperformen nicht versteckten, sondern eher betonten. Alle Räume waren verschwenderisch groß und wurden nur zu einem kleinen Teil ausgenutzt. In Ennis Heimat war das ganz anders. Dort drängten sich die Menschen auf engstem Raum

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