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TS 63: Planet zu verschenken

TS 63: Planet zu verschenken

Titel: TS 63: Planet zu verschenken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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zusammen, obwohl es nur zehn Millionen von ihnen gab. Hier, in dieser riesigen Stadt lebten mehr als zehn Millionen Menschen, und alle hatten mehr als genug Platz zur Verfügung.
    Am erregendsten war der Fahrstuhl. Enni wunderte sich, daß Dolores mit ihr in einen so kleinen Raum ging und erschrak, als der Boden plötzlich sanft gegen die Füße drückte. In den Häusern ihrer Heimatstadt gab es keine Fahrstühle, denn selbst diese kleine Bequemlichkeit wurde als sündhaft und verwerflich bezeichnet.
    Der Fahrstuhl hielt an, und Dolores führte sie durch einen langen Korridor und dann in einen großen, hellen Raum. Ein Mann saß an einem weißen Schreibtisch und blickte auf. Er hatte starke, buschige Augenbrauen und stechende Augen. Genau wie die Ärztin im Raumschiff trug er einen weißen Kittel, aus dessen Taschen verschiedene Instrumente hervorschauten.
    „Ich habe sie gefunden, Dr. Gold“, sagte Dolores. „Es war ganz einfach. Hoffentlich ist Ihre Aufgabe ebenso leicht.“
    Der Arzt bot Enni einen Stuhl an. „Setzen Sie sich, mein Kind!“ sagte er nicht unfreundlich.
    Enni begriff nicht, was das zu bedeuten hatte. Sie blickte verwirrt von einem zum anderen und fragte ängstlich: „Was ist los? Was soll mit mir geschehen? Ich denke …“
    Dolores Laurenco zuckte mit den Schultern. Sie wirkte nicht mehr freundlich und sympathisch, sondern kalt und gleichgültig. „Ich habe nur getan, was man von mir verlangt hat“, erklärte sie.
    Enni fühlte sich verraten und betrogen. Anscheinend spiegelten sich ihre Gefühle auf ihrem Gesicht wider, denn Dolores wurde wieder etwas freundlicher und sagte aufmunternd: „Ich kann nichts dafür. Es wird schon nicht so schlimm werden. Der Doktor wird es so schmerzlos wie möglich machen.“
    Enni atmete tief durch und sammelte ihre ganze Energie, um ihre Stimme wieder in die Gewalt zu bekommen. „Sagen Sie mir doch. was hier vorgeht!“ stammelte sie.
    „Sie werden tun, was ich verlange“, antwortete der Arzt. „Sie müssen erst einmal erkennen, daß Sie als Mensch nicht sehr wichtig sind.“
    Enni biß sich auf die Lippen und schüttelte hartnäckig den Kopf. Sie spürte eine ungewisse Bedrohung, aber sie wußte nicht, was das alles zu bedeuten hatte.
    „Wie Sie wollen“, sagte Dr. Gold resignierend und drückte auf einen Knopf. Eine Wand glitt zur Seite, und einige ebenfalls weißgekleidete Männer kamen auf Enni zu.
    Wenig später erfuhr sie, daß die furchtbaren Geschichten, die ihre Lehrer ihr über die Erde und deren Bewohner erzählt hatten, nur ein Bruchteil der entsetzlichen Wahrheit waren.
    Sie wurde hypnotisiert und mußte Wahrheitsdrogen schlucken. Die furchtbaren Männer drangen in ihr Bewußtsein ein und entrissen ihr die allergeheimsten Gedanken. Alle ihre Worte, ihre Schreie und ihr Gewimmer, alles wurde aufgenommen und immer wieder abgespielt, bis sie alles offenbart hatte. Es gab keinen privaten Gedanken, keine private Erinnerung mehr, alles wurde ihr systematisch genommen …
     
    *
     
    Falconettas Haus stand im wahrsten Sinne des Wortes direkt am Rande des Indischen Ozeans. Bei Flut überspülte das Wasser die gläserne Decke des großen Wohnraumes. Es war gerade Hochflut, als Falconetta und Ram Singh ungeduldig im grünen Dämmerlicht saßen und auf etwas ganz Bestimmtes warteten. Sie sprachen nur wenig miteinander, aber ihre nervösen Bewegungen verrieten ihre Ungeduld nur allzu deutlich.
    Obwohl sie darauf warteten, schraken sie zusammen, als der Summer des Transfax-Gerätes ertönte. Falconetta stand sofort auf und öffnete die für alle Uneingeweihten unsichtbare Tür.
    Counce trat in den Raum und schnitt alle Fragen mit einem Kopfnicken ab.
    „Er hat sie“, sagte er. „Wahrscheinlich sind seine Leute schon bei der Arbeit und quetschen das arme Mädchen wie eine Zitrone aus. Wir müssen jetzt überlegen, wie lange wir ihr das zumuten können.“
    „Auf keinen Fall sehr lange“, sagte Falconetta.
    „Aber lange genug, um Bassett dahin zu bringen, wo wir ihn haben wollen“, fügte Ram Singh hinzu. „Er muß davon überzeugt sein, daß sie keine Geheimnisse mehr hat. Erst dann können wir den Plan als gelungen bezeichnen.“
    Counce war der gleichen Meinung. „Zwei Wochen sollten genügen. Wenn Bassett herausfindet, daß die so erhaltenen Informationen nicht ausreichen, wird er vielleicht stärkere Mittel anwenden und die Gesundheit des Mädchens gefährden. Das darf niemals geschehen.“
    „Und wie willst du sie ihm entreißen?“

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