TS 66: Sternenfieber
Masse, taten sie in eine kleine Schüssel und fügten ein wenig Wasser bei. Dann warteten sie, bis der Brei sich durch Aufsaugen der Flüssigkeit vermehrte und selbständig erwärmte. In Ermangelung einer künstlichen Schwerkraft waren sie gezwungen, den so entstandenen Brei mit Hilfe von Druckflaschen zu verzehren.
„Ich schätze, wir sind nun wahrhaftig Asteroiden-Springer geworden, wie man uns vorschlug. Hm, wenn ich es mir richtig überlege, das ist ja genau das, was ich sowieso auch mal probieren wollte …“
Wenn sie sich auch alles vorstellen konnten, so erhielten sie doch keinen rechten Begriff von der gewaltigen Ausdehnung des Raumes zwischen Mars und Jupiter. Als sie nach vielen Tagen ständigen Abbremsens endlich den eigentlichen Gürtel erreichten, konnten sie zuerst keinen Unterschied bemerken. Hier war es genauso leer und einsam wie vorher. Der Lichtpunkt Pallas stand weit abseits, während der von den Tovies besetzte Planetoid Ceres ziemlich in der Nähe war. Die veralteten Instrumente machten es schwer, den richtigen Kurs zu halten, aber dann schafften sie es doch, mit der Durchschnittsgeschwindigkeit der Asteroiden – zwanzig Kilometer in der Sekunde etwa – dahinzugleiten. So war die Gefahr eines eventuellen Zusammenstoßes nicht mehr so groß, denn nicht alle Trümmerstücke des zerplatzten Planeten besaßen die gleiche Geschwindigkeit oder Richtung.
Und dann begegneten sie ihrem ersten Asteroiden.
Es war ein gezackter Brocken aus reinem Nickeleisen mitten aus dem Herzen des auseinandergerissenen Planeten. Langsam trieb er vor ihnen her und bestätigte, daß sie in etwa die richtige Umlaufgeschwindigkeit erreicht hatten. Mühelos landeten sie und untersuchten die Oberfläche. Eigentlich war es kaum zu begreifen, daß schon jemand vor ihnen dagewesen war. Sie fanden die Spuren von Meißel und Hammer. Trotzdem brachen sie einige Brocken eines grünlich schimmernden Materials los, das den Geigerzähler sofort ansprechen ließ.
„Vielleicht haben wir Glück“, lachte Ramos und verstaute seinen Anteil in dem Netz, das sie hinter sich herzogen.
„Vielleicht“, stimmte Nelsen zu, dann flogen sie weiter.
Sie fanden noch viele Asteroiden, manche nicht viel größer als den Kopf eines Mannes. Das waren die Stücke aus dem Zentrum des Planeten. Hier konzentrierten sich die schwersten Metalle. Und als Ramos die goldglänzenden Brocken sah, schimmerte es in seinen Augen fiebrig.
Nelsen sagte:
„Gold, Ramos, hat heute keinen besonderen Wert mehr. Wir suchen etwas Anderes, Wertvolleres, Osmium oder Uran. Wenn wir Glück haben …“
Uran gab es schon, aber es lag meist unter der Oberfläche, und sie besaßen keine vollwertige Ausrüstung, um es zu fördern.
„So eine Schweinerei, mit unseren lausigen Batterien!“ schimpfte Ramos wütend. „Wir können doch nicht die ganzen Kleinplaneten mitnehmen.“
Nelsen ärgerte sich genauso, aber es wäre unverantwortlich gewesen, ihren erschöpften Batterien zuviel zuzumuten. Die Luftanlage war zu wichtig, um ausfallen zu dürfen. Ebenso war es mit dem Entfeuchter.
Das Sonnenlicht hier so weit draußen war nur noch schwach, außerdem lieferten die Sonnenbatterien nur noch wenig Strom. Sie konnten einfach das empfangene Licht nicht mehr in Energie verwandeln. Nelsen und Ramos versuchten, die Zellen wieder in Ordnung zu bringen, hatten auch einigen Erfolg, vergeudeten aber mehr Zeit mit der Reparatur, als ihnen lieb sein konnte.
Die in der Zwischenzeit stark veränderte Position der größeren Asteroiden hatte bewirkt, daß sie bald überhaupt nicht mehr wußten, wo das Depot der Gebrüder Kuzak zu finden war. Auch war Pallas noch sehr weit entfernt, und mit der geringen Energie, die ihnen zur Verfügung stand, blieb ihnen eigentlich nur noch die Hoffnung, daß andere Prospektoren in erreichbare Nähe kamen und Hilfe leisteten. Freilich, das war in dieser Gegend wirklich nur eine sehr schwache Hoffnung.
Um sich zu beschäftigen, untersuchten sie alle Asteroiden, denen sie begegneten. Sie nahmen natürlich nur das wertvollste Metall und legten es in das Netz. Auch hatten sie vom ersten Tag an die Lebensmittel und das Wasser rationiert, eine sehr kluge Maßnahme, wie sich bald herausstellte. Die Wochen vergingen und wurden allmählich zu zwei Monaten, und die beiden Männer begannen sich ernsthafte Gedanken darüber zu machen, wie lange sie es noch aushalten würden.
Frank gab sich oft bewußt Illusionen hin, um die Ungewißheit des Lebens noch
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