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TS 67: Der Held des Universums

TS 67: Der Held des Universums

Titel: TS 67: Der Held des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sicher damit gerechnet, zu unterliegen – und jetzt lag Jörn tot da.
    Ein Schatten fiel über die Szene. Harkins blickte auf. Ein Sternriese stand vielleicht dreißig Meter von ihm entfernt. Der Wald reichte ihm bis zu den Hüften, und er blickte in die Ferne. Harkins fragte sich, ob der riesige Fremde den Kampf wohl beobachtet hatte.
    Langsam begann er sich zu beruhigen und seine augenblickliche Lage zu überdenken. Jetzt, da Jörn tot war, mußte sein nächster Schritt sein, die Führung des Stammes zu übernehmen. Und das –
    „Jörn!“ rief eine Frauenstimme. „Jörn, wo bist du? Wir warten mit dem Essen.“
    Harkins drehte sich herum. „Hallo, Katha.“
    Sie blickte starr an ihm vorbei. „Wo ist Jörn?“ fragte sie. „Was tust du dort hinten?“
    „Dort drüben ist Jörn“, sagte Harkins und trat zur Seite, damit sie es sehen konnte.
    Ihr Gesichtsausdruck war furchterregend. Sie wandte sich von Jörns Leiche zu Harkins und fragte: „Hast du das getan?“
    „Er hat mich angegriffen. Er war nicht bei Sinnen.“
    „Du hast ihn getötet“, sagte sie schwer. „Du hast Jorn getötet.“
    „Ja“, sagte Harkins.
    Die Gesichtszüge des Mädchens verhärteten sich. Sie spuckte verächtlich aus. Und dann sprang sie.
    Es war wie der Sprung einer Tigerin. Harkins, der von seinem Kampf mit Jörn noch erschöpft war, war nicht auf die Wucht ihres Aufpralls gefaßt und hatte beide Hände voll zu tun, um ihre mit langen Nägeln bewehrten Finger von seinen Augen abzuwehren. Sie warf ihn auf den Boden, schlug, biß und kratzte.
    Harkins brauchte eine volle Minute um freizukommen. Dann umklammerte er ihre Handgelenke mit seiner rechten Hand und preßte sie an sich. Sie schlug mit den Füßen nach ihm und hörte erst damit auf, als sie bemerkte, daß sie so keinen Schaden anrichtete.
    „Jetzt hast du mich, Lloyd Harkins – bis du losläßt.“
    „Das werde ich nicht tun – ich halte dich fest, bis du aufhörst zu schlagen.“
    „Dann mußt du mich ewig festhalten.“
    „Also gut“, grinste Harkins. Er beugte sich dicht an ihr Ohr. „Wenn du so wütend bist, gefällst du mir besonders.“
    „Als ich zu dir kam, hast du mich abgewiesen, du Feigling. Willst du mich jetzt vor Jörns Leiche beleidigen?“
    „Jörn hat sein Schicksal verdient“, erklärte Harkins. „Ich habe ihm ein Reich angeboten – und er hat es ausgeschlagen. Er konnte einfach den Gedanken nicht ertragen, seine Macht mit jemand anderem teilen zu müssen.“
    Das Mädchen schwieg eine Weile. Als sie wieder sprach, klang ihre Stimme völlig verändert. „Ja – so war Jörn.“
    „Ich hatte nur die Wahl, ihn zu töten oder selbst getötet zu werden“, fuhr Harkins fort. „Jörn war wahnsinnig. Ich mußte …“
    „Sprich nicht davon!“ herrschte sie ihn an. Und dann: „Was ist das mit diesem Reich?“ Habgier und Neugierde schienen ihre Wut zu verdrängen.
    „Etwas, was der Wächter mir gesagt hat.“
    Katha reagierte ähnlich wie Jörn. Sie wurde bleich und wandte das Gesicht ab, um Harkins Blick auszuweichen. „Der Wächter hat mir gezeigt, wo das Geheimnis der Macht zu finden ist“, sagte er. „Ich habe Jörn …“
    „Wo?“
    „In der Tunnelstadt“, sagte er. „Wenn ich an der Spitze einer Armee dorthin gehen könnte, wäre es mir möglich, die Kontrolle über die Roboter zu übernehmen. Und wenn sie auf unserer Seite stünden, können wir die Welt erobern.“ Wenn der Wächter die Wahrheit gesagt hatte, fügte er in Gedanken hinzu. Und wenn er, Harkins, Mittel und Wege fand, die Roboter unter seine Kontrolle zu bekommen.
    „Das würden die Sternriesen nie zulassen“, sagte Katha.
    „Das verstehe ich nicht.“ Er lockerte seinen Griff versuchsweise, und sofort spannten sich die Muskeln des Mädchens. Sie war wie eine Sprungfeder, dachte er.
    „Die Sternriesen halten uns in kleinen Gruppen“, sagte sie. „Immer wenn Gefahr besteht, daß wir eine Armee oder eine Stadt bilden könnten, sprengen sie uns auseinander. Irgendwie erfahren sie das immer. Sie würden also nie zulassen, daß du die Welt eroberst.“
    „Das ist also ihr Laboratorium?“ meinte er, als ihm einiges klarer wurde.
    „Was?“
    „Ich meine – die Sternriesen beobachten und studieren euch. Sie halten die einzelnen Gemeinwesen klein – vielleicht siebzig oder achtzig höchstens. Sie betreiben also psychologische Experimente.“
    Plötzlich drängte sich ihm ein Bild auf – eine Welt in einem Reagenzglas, das ein Sternriese mit einem weisen

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