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TS 68: Die Stadt im Meer

TS 68: Die Stadt im Meer

Titel: TS 68: Die Stadt im Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilson Tucker
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drei gingen schweigend weiter.
    Das Gelände wurde hügeliger und der Boden rauher. Hier und da mußten Soldaten in die Räder der Wagen greifen, und sie durch sumpfige Stellen schieben. Zee bemerkte, daß der Mann die Karawane jetzt in nord-westlicher Richtung führte und nahm an, daß sie sich der Stadt am Rande des Binnenmeeres näherten. Außerdem fiel ihr auf, daß Wolf begonnen hatte, das Gelände in nördlicher Richtung mit scharfen Augen abzusuchen. Sie beorderte mehr Wachen auf diese Seite und fing an, selbst Ausschau zu halten.
    Sie hatte es aufgegeben, ihre Gedanken vor Wolf geheimhalten zu wollen, und zwar nach einem Gespräch zwischen Barra und dem Mann, das sie mit angehört hatte.
    Sie marschierten wie gewöhnlich zu dritt nebeneinander, als sie plötzlich sah, daß Barra zu Wolf aufblickte, ein Lächeln auf den Lippen.
    Wolf sah sie an und sagte: „Ja“, als ob er eine Frage beantwortete. Barra hatte nichts gesagt.
    „Aber warum nicht?“ fragte sie jetzt.
    „Du kannst es nicht. Wirst es nie können.“
    „Aber du kannst hören … das heißt, sehen … nun, du weißt, was ich meine. Warum nicht ich?“
    „Nicht damit geboren“, antwortete Wolf. „Niemals können.“
    „Was soll das?“ fuhr Zee dazwischen.
    „Ich vertreibe mir die Zeit, Zee. Ich stelle ihm im Geist eine Frage, und er antwortet mir.“
    „Das finde ich aber nicht sehr amüsant.“
    „Du nicht, Zee, du nicht. Du bist zu konservativ, um zu sehen, welche Aussichten sich hier für uns eröffnen.“
    „Mir gefällt das nicht“, beharrte Zee. Konnte er wirklich ihre geheimsten Gedanken, ihre ureigensten Gefühle lesen? „Es läßt einem keine Geheimnisse.“
    Die Ärztin bereitete eine Antwort vor, wurde aber von Wolf unterbrochen, der leicht ihren Arm berührte und sie davon abhielt.
    Seine Augen waren nach Norden gerichtet.
    Zee sah abwechselnd auf ihn und zum Horizont.
    „Wolf“, brach Barra das Schweigen, „diese geflügelten Menschen. Sie sprachen auch nicht. Können sie …?“
    „Ja.“
    „Und diese kleinen, nackten Biester, die uns angriffen?“
    „Nein.“ Er schüttelte den Kopf.
    „Hmmm. Die also nicht? Dann war es unser Feuer, das sie angelockt hat?“
    „Nein“, sagte er nochmals. Er blieb stehen, sah sie an und suchte nach dem rechten Wort. Als er keines fand, legte er den Finger an ihre Nase. „Damit.“
    „Meine Nase? O! Sie haben uns gewittert!“
    „Gewittert?“ Er überlegte. „Ja.“ Er berührte den Arm der Ärztin, die Haut ihres Gesichts und ihr Haar. „Gewittert.“ Dann sah er kurz auf Zee und sagte noch einmal: „Ja.“
    „Und die Stadt, zu der du uns führst … Können die Menschen dort auch unsere Gedanken lesen?“
    „Ja.“
    Barra lachte den Captain an. „Am besten findest du dich schon jetzt damit ab, Zee.“
    In dieser Nacht verstärkte Zee die Wachen um das Lager und besonders die nach Norden. Wolf machte wie gewöhnlich die Runde bei den Wachen und beobachtete dabei den Horizont. Nichts geschah, und Zee schlief ein, als auch er sich in einen Schlafsack gewickelt hatte. Es war das erste Mal, daß er sich zudeckte.
    Noch zwei Tage lang dauerte das wachsame Warten, während sie immer weiter nach Nordwesten marschierten.
    Obwohl Zee den Mann unaufhörlich beobachtete, verriet sein Gesicht doch nichts von der inneren Erregung, die, wie sie ahnte, in ihm ständig wuchs und schließlich auch auf sie übergriff. Auch sie behielt ständig den nördlichen Horizont im Auge und wartete.
    Zwei Tage lang.
    Es geschah spät am Nachmittag des zweiten Tages. Wolf blieb plötzlich stehen, und Zee kam hinter ihm zu einem abrupten Halt. Sie starrte über seine Schulter.
    Sie sahen die leichtfüßige Gestalt auf das Lager zulaufen.
    Auch die Soldaten an der Flanke hatten sie gesehen und machten mit gezogenen Waffen Front nach Norden. Die Vorhut hatte angehalten und blickte zurück, auf ein Signal oder einen Befehl wartend. Zees Puls schlug schneller, als etwas in der Haltung des Ankömmlings sie stutzig machte.
    Die Gestalt lief mit derselben Geschwindigkeit wie Wolf, als er das kleine Pferd verfolgt hatte.
    Leutnant Donn war die erste, die die Situation mit ihren scharfen Augen erfaßte. Sie konnte den Fremden klar erkennen.
    „Captain …“, begann sie erstaunt. „Captain …“
    „Schnell!“ befahl Zee.
    Donn sparte sich weitere Worte. Der Neuankömmling hatte den Flankenschutz erreicht und wand sich geschickt zwischen ihnen hindurch, sprang über die gesenkten Spitzen der Waffen, die

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