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TS 71: Flitterwochen in der Hölle

TS 71: Flitterwochen in der Hölle

Titel: TS 71: Flitterwochen in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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– wir traten uns schon gegenseitig auf die Füße. Dann kam das Kryl, ein Leiden, das vom Wüstenwind herkam und das unsere Wissenschaftler nicht heilen konnten. Innerhalb von zweihundert Jahren vernichtete es siebenundneunzig Prozent unserer Bevölkerung und wurde immer schlimmer.“
    „Ihr Volk ist also an diesem – Kryl gestorben?“
    „Nein. Wenn ein Marsianer an Kryl stirbt, dann schrumpft er zusammen. Aber die Leichen, die ich gesehen habe, waren nicht zusammengeschrumpft.“ Er schüttelte sich und trank sein Bier aus. Ich bestellte noch zwei Bier und hörte wieder zu.
    Mein Marsianer sprach unaufhörlich weiter. „Wir versuchten, brauchbare Raumschiffe zu erfinden, aber wir schafften es einfach nicht. Wir dachten, einige von uns könnten dem Kryl entgehen, wenn sie zur Erde oder einem anderen Planeten kämen. Aber wir versuchten es umsonst – wir konnten nicht einmal Deimos und Phobos, unsere Monde, erreichen.“
    „Die Marsianer kannten keine Raumschiffe? Aber wie …“
    „Ich weiß es nicht. Ich weiß es auch nicht, und das macht mich so unsicher. Ich weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin. Ich bin Yangan Dal, ein Marsianer. Und ich bin hier in diesem Körper. Es macht mich ganz verrückt, das sage ich Ihnen!“
    Barney kam mit dem Bier. Ich wartete, bis er außer Hörweite war und fragte dann: „In diesem Körper? Wollen Sie damit sagen …“
    „Natürlich. Sie glauben doch nicht im Ernst, daß Marsianer genauso wie Menschen aussehen? Ich bin etwa einen Meter groß und wiege ungefähr zwanzig irdische Pfund. Ich habe vier Arme mit je sechs Fingern an den Händen. Dieser Körper, in dem ich mich jetzt befinde – er erschreckt mich einfach. Ich verstehe ihn nicht, genauso wenig, wie ich je verstehen werde, wie ich hierhergekommen bin.“
    „Oder warum Sie Englisch sprechen? Oder können Sie sich das erklären?“
    „Nun – in gewisser Beziehung kann ich das. Dieser Körper: sein Name ist Howard Wilcox. Er ist ein Buchhalter. Er ist mit einem weiblichen Exemplar seiner Rasse verheiratet. Er arbeitet in einer Firma namens Humbert Lampen-Gesellschaft. Ich habe seine ganzen Erinnerungen und kann alles, was er konnte oder kann. In gewisser Beziehung bin ich Howard Wilcox – ich habe Ausweise in meiner Tasche, die das einwandfrei beweisen, Aber das ist unmöglich, weil ich Yangan Dal heiße und ein Marsianer bin. Ich habe sogar die Vorliebe für Bier, die er hatte. Und wenn ich an seine Frau denke – ich … nun, ich liebe sie.“
    Ich starrte ihn sprachlos an und bot ihm eine Zigarette an. „Rauchen Sie?“
    „Dieser Körper – Howard Wilcox – raucht nicht. Trotzdem vielen Dank. Ich werde noch eine Runde bezahlen. In den Taschen habe ich Geld gefunden.“
    Ich gab Barney ein Zeichen.
    „Wann ist das alles passiert? Vor zwei Stunden, sagten Sie? Haben Sie schon jemals vorher das Gefühl gehabt, ein Marsianer zu sein?“
    „Das Gefühl gehabt …? Ich war ein Marsianer! Wie spät ist es jetzt?“
    Ich sah auf die Uhr. „Kurz nach neun.“
    „Dann ist es doch schon länger her, als ich dachte. Dreieinhalb Stunden. Es muß halb fünf gewesen sein, als ich mich in seinem Körper wiederfand, denn er war gerade auf dem Nachhauseweg, und ich weiß aus seinen Erinnerungen, daß er um vier Uhr dreißig Dienstschluß hatte.“
    „Gingen Sie – er – nach Hause?“
    „Nein, ich war zu verwirrt. Es war nicht mein Zuhause. Ich bin ein Marsianer. Können Sie das denn nicht verstehen? Gut, Sie können nichts dafür, wenn Sie es nicht begreifen, denn ich kapiere es ja selbst nicht. Jedenfalls war ich auf der Straße. Und dann wurde ich – ich meine Howard Wilcox – durstig und er – ich …“ Er machte eine Pause und fing noch einmal von vorne an. „Dieser Körper wurde durstig und ging hier herein, um sich ein Bier zu genehmigen. Nach zwei oder drei Bieren dachte ich, der Barkeeper könnte mir einen Rat geben, und ich fing an, mich mit ihm zu unterhalten.“
    Ich lehnte mich über den Tisch und sprach zu ihm wie folgt: „Howard, Sie waren doch schon vor einer Stunde zu Hause zum Abendessen fällig. Ihre Frau wird sich schon ganz schöne Sorgen machen, es sei denn, Sie haben sie angerufen. Haben Sie das?“
    „Habe ich – natürlich nicht. Ich bin doch nicht Howard Wilcox.“ Ein besorgter Ausdruck zeigte sich auf seinem Gesicht.
    „Sie sollten sie doch lieber anrufen“, sagte ich. „Ob Sie nun Yangan Dal oder Howard Wilcox sind – jedenfalls sitzt eine Frau zu Hause und macht sich

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