Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 71: Flitterwochen in der Hölle

TS 71: Flitterwochen in der Hölle

Titel: TS 71: Flitterwochen in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
Vom Netzwerk:
Schreibtisch. Slepper war weg, um über irgend etwas zu berichten. Johnny Hale sah von dem Magazin auf, das er gerade las und fragte: „Na, hat sich der Ausflug gelohnt?“
    „Nöh“, antwortete ich. „Ein Besoffener hat Märchen erzählt. Es wundert mich, daß Barney überhaupt angerufen hat.“

 
Die Kuppel
    (THE DOME)
     
    Byle Braden saß in seinem bequemen Lehnstuhl und fragte sich etwa zum millionstenmal, ob er es riskieren könnte, auf den Knopf in der gegenüberliegenden Wand zu drücken. Heute nachmittag war es gerade dreißig Jahre her …
    Es konnte vielleicht den Tod bedeuten, aber er wußte nicht, in welcher Form. Natürlich nicht mehr den Atomtod, denn die Bomben waren bestimmt schon vor Jahren verbraucht worden. Seine sorgfältigen Berechnungen hatten ihm damals gezeigt, daß es fast ein Jahrhundert dauern würde, bis die Menschen wieder eine Art von Zivilisation aufbauen konnten – falls es überhaupt noch Menschen gab.
    Was war außerhalb des kugelförmigen Kraftfeldes los, das ihn immer noch vor dem Grauen dort draußen bewahrte? Menschen, die wie Tiere lebten? Oder war die Menschheit völlig zugrunde gegangen und hatte weniger rohen Lebewesen Platz gemacht? Nein, die Menschheit hatte bestimmt überlebt – irgendwie …
    Dreißig Jahre, dachte Braden. Er seufzte, als er an die Tage dachte, die er allein verbracht hatte. Aber er hatte alles gehabt, was er brauchte, und die Einsamkeit war zweifelsohne besser als der plötzliche Tod. Ein einsames Leben ist besser als überhaupt kein Leben, als Tod in seiner grausamsten Form.
    Das hatte er sich damals überlegt, als er siebenunddreißig Jahre alt war – und so dachte er mit siebenundsechzig immer noch. Er bedauerte nicht, was er getan hatte, aber er war müde. Er fragte sich zum millionsten Male, ob er es riskieren konnte, auf den Knopf in der gegenüberliegenden Wand zu drücken.
    Draußen hatten sie wahrscheinlich erst wieder zu einer niedrigen Form des Lebens zurückgefunden – dann konnte er ihnen helfen, konnte ihnen die Dinge und das Wissen geben, die sie brauchen konnten. Dann konnte er aber auch ihre Dankbarkeitsbezeugungen entgegennehmen, bevor er wirklich alt war und das Gefühl genießen, ihnen geholfen zu haben.
    Außerdem wollte er nicht allein sterben. Er hatte allein gelebt, und es war die meiste Zeit erträglich gewesen – aber allein zu sterben war eine andere Sache. Irgendwie erschien es ihm schlimmer, hier allein zu sterben, als von den Barbaren, die er draußen zu finden erwartete, umgebracht zu werden.
    Heute war eine gute Gelegenheit. Heute waren es genau dreißig Jahre, wenn seine Chronometer nichts Falsches anzeigten – und das taten sie bestimmt nicht, selbst nach so langer Zeit. In einigen Stunden würden es auf die Minute genau dreißig Jahre sein. Ja, dann wollte er es tun! Bis zu diesem Tag hatte ihn nur die Unwiderruflichkeit dieses Schrittes davon abgehalten.
    Hätte er das Kraftfeld ein- und ausschalten können, wäre die Entscheidung einfacher gewesen und er würde es schon längst versucht haben, vielleicht schon nach zehn oder fünfzehn Jahren. Aber das Feld benötigte ungeheure Mengen elektrischer Energie zum Aufbau und sehr wenig zur Aufrechterhaltung. Es hatte damals noch Strom im öffentlichen Netz gegeben, als er es einschaltete.
    Das Feld hatte selbstverständlich alle Verbindungen zur Außenwelt abgeschnitten, aber die Aggregate im Haus lieferten genügend Strom für seine eigenen Bedürfnisse.
    Er entschied sich endgültig – ja, heute nachmittag wollte er auf den Knopf drücken, wenn die Uhren anzeigten, daß genau dreißig Jahre vergangen waren. Dreißig Jahre waren lange genug, um allein zu sein.
    Dabei hatte er gar nicht allein sein wollen. Wenn nur Myra, seine Sekretärin, ihn nicht verlassen hätte, als … Es war zu spät, um daran zu denken, aber er tat es. wie schon unzählige Male vorher. Warum hatte sie nur so lächerliche Ideen gehabt, das Schicksal der Menschheit zu teilen und denen zu helfen, denen keiner mehr helfen konnte? Sie hatte ihn geliebt. Sie hätte ihn auch geheiratet, aber er hatte ihr die Wahrheit zu rücksichtslos beigebracht – er hatte ihr einen förmlichen Schock versetzt. Wie wunderbar wäre es gewesen, wenn sie bei ihm geblieben wäre!
    Die schlechten Nachrichten waren damals viel zu früh gekommen. Als er an jenem Morgen das Radio ausschaltete, wußte er, daß es sich nur noch um Stunden handeln konnte. Er drückte auf den Summerknopf, und Myra kam herein –

Weitere Kostenlose Bücher