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TS 71: Flitterwochen in der Hölle

TS 71: Flitterwochen in der Hölle

Titel: TS 71: Flitterwochen in der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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Aber nicht soviel, daß das Menschliche an dir zu sehr zum Vorschein kommt.“
    Ich stolperte in Barneys Bar und sah mich erst einmal um. Von unserem Blättchen war niemand da, aber ein paar andere Presseleute spielten Siebzehn-und-Vier an einem der Tische. Außer Barney war nur noch ein einziger Mann in der Bar. Er war groß und schlank und saß mürrisch in einer der Nischen.
    Ich dachte, es wäre am besten, zuerst Barneys Ansicht über den Fall zu hören und ging zur Bar. „Einen Doppelstöckigen“, sagte ich. „Ist das der angebliche Marsianer, der dort so trübselig in sein Glas stiert?“
    Barney nickte und goß meinen Drink ein.
    „Was soll ich ihm sagen?“ fragte ich. „Weiß er, daß ein Reporter unterwegs ist, um ihn zu interviewen? Oder soll ich nur einen für ihn ausgeben und ihn still und heimlich aushorchen? Wie verrückt ist er eigentlich?“
    „Das weiß ich auch nicht … Er sagt, er wäre vom Mars und erst seit zwei Stunden hier. Außerdem behauptet er, der letzte lebende Marsianer zu sein. Er hat keine Ahnung, daß Sie ein Reporter sind, aber er ist bereit, sich mit Ihnen zu unterhalten. Ich hab’ das bereits arrangiert.“
    „Wie?“
    „Ich erzählte ihm, daß ich einen Freund hätte, der etwas schlauer als der Durchschnitt sei, und der ihm bestimmt einen Rat geben könne. Ich hab’ keinen Namen dazugesagt, weil ich ja nicht wissen konnte, wen Cargan schicken würde. Aber er ist durchaus bereit, sich an Ihrer Schulter auszuweinen.“
    „Wissen Sie seinen Namen?“
    Barney grinste. „Yangan Dal, behauptet er. Hören Sie, vermeiden Sie bloß, daß er hier drin ausfallend wird – ich möchte keine Schwierigkeiten mit der Polizei.“
    Ich goß meinen Drink herunter und sagte: „Okay, Barney. Jetzt sei ein netter Junge und gib mir zwei Bier, die ich mit hinübernehmen kann.“
    Er ließ zwei Gläser vollaufen, kassierte sechzig Cents, und schon war ich zu der Nische unterwegs.
    „Mr. Dal?“ fragte ich. „Mein Name ist Bill Everett. Barney erzählte mir, daß Sie ein Problem haben, bei dessen Lösung ich Ihnen behilflich sein könnte.“
    Er schaute zu mir auf. „Sind Sie der, den er angerufen hat? Bitte, nehmen Sie doch Platz, Mr. Everett. Vielen Dank für das Bier!“
    Ich setzte mich ihm gegenüber. Er nahm den letzten Schluck seines Biers und griff nervös nach dem neuen Glas.
    „Ich nehme an, Sie glauben, ich sei verrückt“, sagte er. „Vielleicht haben Sie recht, aber – ich verstehe es selbst nicht. Der Barkeeper glaubt vermutlich auch, ich sei übergeschnappt. Hören Sie, sind Sie Arzt?“
    „Nicht direkt“, erwiderte ich. „Eher eine Art Psychologe.“
    „Glauben Sie auch, daß ich verrückt bin?“
    Ich antwortete: „Die meisten Leute, die es sind, würden niemals zugeben, daß sie es sein könnten. Aber ich habe Ihre Geschichte noch gar nicht gehört.“
    Er nahm einen Schluck Bier und sagte: „Ich bin ein Marsianer. Der allerletzte. Alle anderen sind tot. Vor zwei Stunden habe ich ihre Leichen gesehen.“
    „Was, vor zwei Stunden waren Sie noch auf dem Mars? Wie sind Sie denn so schnell hierhergekommen?“
    „Ich weiß es nicht. Das ist ja das Grauenhafte daran. Alles, was ich weiß, ist, daß die anderen alle tot sind und daß ihre Körper bereits angefangen haben, zu zerfallen. Es war fürchterlich! Wir waren hundert Millionen, und jetzt bin ich der letzte …“
    „Hundert Millionen. War das die gesamte Bevölkerung des Mars?“
    „Ungefähr, vielleicht ein wenig mehr. Aber jetzt sind sie alle tot, bis auf mich. Ich habe mir die drei größten Städte angeschaut. Ich war in Skar, und als ich dort nur Leichen sah, nahm ich mir einen Targan – es war ja niemand da, der mich daran hätte hindern können – und flog damit nach Undanel. Ich hatte noch niemals einen geflogen, aber die Bedienung war ganz einfach. In Undanel sah ich ebenfalls nur Leichen. Ich tankte und flog weiter. Ich flog ganz niedrig und paßte gut auf, aber ich sah nur Tote. Schließlich flog ich nach Zandar, der Hauptstadt – mit über drei Millionen Einwohnern. Sie waren alle tot und fingen an, zu verwesen. Es war schrecklich, das kann ich Ihnen sagen. Schrecklich! Ich kann einfach nicht darüber hinwegkommen.“
    „Das kann ich mir lebhaft vorstellen“, sagte ich.
    „Nein, das können Sie nicht. Gewiß, wir waren sowieso zum Sterben verurteilt – wir wußten, daß wir in zehn oder fünfzehn Jahren alle verschwunden sein würden. Vor zwei Jahrhunderten waren wir noch drei Milliarden

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