TS 71: Flitterwochen in der Hölle
er verfehlte sie auch nicht. Der Stein flog geradewegs auf den Roller zu, und das mit wesentlich höherer Geschwindigkeit als dessen Geschosse.
Der Stein traf mit einem dumpfen Geräusch. Der Roller hatte gerade nach einem anderen Stein gesucht, aber jetzt gab er es auf und flüchtete. Als Carson einen zweiten Stein nach ihm warf, war er bereits vierzig Meter von ihm entfernt. Der zweite Wurf ging daneben und der dritte war bereits zu kurz.
Carson grinste. Diese Runde hatte er gewonnen …
Er hörte zu grinsen auf, als er sich sein Bein ansah. Der scharfkantige Stein hatte eine einige Zentimeter lange Wunde gerissen, die ziemlich heftig blutete, obwohl keine Arterie verletzt zu sein schien. Wenn sie von selbst zu bluten aufhörte, dann war alles in bester Ordnung – wenn nicht, dann stand die Sache schlecht …
Zunächst mußte er herausbekommen, was mit der Barriere los war. Er ging mit ausgestreckten Händen auf sie zu und stemmte sich mit einer Hand dagegen. Mit der anderen warf er eine Handvoll Sand gegen die Barriere – der Sand durchdrang sie; seine Hand nicht.
Organische Stoffe gegen anorganische? Nein, denn die tote Eidechse war durchgeflogen, und sie bestand aus organischen Stoffen, gleichgültig ob tot oder lebendig. Pflanzliches Leben? Er brach einen Zweig ab und versuchte, ihn durch die Barriere zu stecken. Der Zweig durchdrang sie, aber seine Finger wurden aufgehalten.
Er konnte sie nicht durchdringen und der Roller auch nicht. Aber Steine und Sand und eine tote Eidechse …
Wie war es denn mit einer lebendigen Eidechse? Er suchte unter den Büschen herum, bis er eine gefunden hatte und warf sie leicht gegen die Barriere. Sie prallte ab und lief eilig durch den blauen Sand davon.
Das schien die Antwort zu sein. Die Barriere war für lebende Dinge nicht zu durchdringen, aber tote oder anorganische Gegenstände kamen durch.
Nachdem er das herausgefunden hatte, beschäftigte Carson sich wieder mit seinem Bein. Die Blutung hatte fast ganz aufgehört, und er brauchte sich also keine Sorgen mehr darum zu machen. Etwas Wasser wäre allerdings gut gewesen, um die Wunde zu reinigen.
Wasser – dieser Gedanke brachte ihm zu Bewußtsein, wie durstig er war. Er mußte einfach Wasser finden, falls dieses Duell noch länger dauern sollte.
Er stand auf und begann durch den Sand zu humpeln. Er beschrieb zuerst einen großen Kreis durch sein Gebiet und durchquerte es dann mehrmals in verschiedenen Richtungen.
Kein Wasser.
Kein Wasser. Blauer Sand, blaue Büsche und eine unerträgliche Hitze. Sonst nichts.
Es mußte Einbildung sein, daß er so Durst litt, denn er war gewiß noch nicht länger als ein paar Stunden hier. In dieser kurzen Zeit konnte er doch nicht so unter Durst leiden!
Aber er litt darunter, sein Hals war ausgedörrt und schmerzte. Wahrscheinlich war die Hitze schuld daran. Es war heiß! Etwa vierzig Grad Celsius, vermutete er. Eine trockene Hitze, ohne die geringste Luftbewegung.
Er hinkte stark und war völlig erschöpft, als er von seinem Rundgang zurückkehrte.
Carson starrte den Roller an und hoffte, daß er sich genauso unbehaglich fühlte. Das war gut möglich, denn die Stimme hatte doch gesagt, daß die Bedingungen für beide gleich ungünstig seien. Vielleicht kam der Roller von einem Planeten, wo normalerweise achtzig Grad Hitze herrschten – und fror hier erbärmlich, während Carson vor Hitze beinahe umkam.
Kein Wasser.
Das bedeutete, daß er sich beeilen mußte. Wenn er nicht einen Weg durch die Barriere fand oder seinen Gegner von seiner Seite aus tötete, würde er allmählich vor Durst umkommen.
Er mußte sich beeilen.
Was konnte er tun? Nichts, und doch so viel. Er mußte die ganzen Büsche auf ihre Verwendungsmöglichkeit untersuchen. Sein Bein mußte irgendwie versorgt werden. Er mußte Munition in Form von Steinen sammeln. Er brauchte einen Stein, der sich als Messer verwenden ließ.
Sein Bein schmerzte jetzt ziemlich, und er entschied, daß es im Augenblick am wichtigsten war. Einer der Büsche hatte eine Art von Blättern, die als Verband geeignet zu sein schienen. Er riß eine Handvoll ab und reinigte die Wunde damit. Dann legte er ein paar Blätter darauf und band sie mit dünnen Zweigen fest.
Die Zweige waren ungewöhnlich stark und zäh für ihre Dicke. Carson mußte sie mit einem scharfkantigen Stein absägen. Ihm fiel ein, daß einige dieser Zweige zusammengebunden ein ziemlich brauchbares Seil ergeben würden. Vielleicht konnte er später einmal ein
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