TS 74: Der Letzte der Navajos, Teil 2
Stamm des Baumes gelehnt blickte Storm um sich, sah das Leuchten von Rosen in voller Blüte, Büschel von Flieder und anderen teils vertrauten, teils unbekannten Gewächsen – alle in Blüte, alle voll Duft, ein schier unglaubliches Aufgebot.
„Was ist das?“ Logan trat zu dem Terraner. Sein zerschlagenes Gesicht war den Blumen und dem Grün zugewandt, als spüre auch er, daß eine heilende Kraft von ihnen ausging.
„Von der Erde!“ Storm benutzte das alte Wort und öffnete weit die Arme. „All diese sind von meiner Welt! Aber wie kamen sie hierher?“
„Und was und wo ist hier?“ fügte Logan hinzu. „Diese hier sind doch bestimmt nicht auch von Terra.“ Seine Hand fiel auf Storms Arm, und er drehte den anderen halb herum, bis er über einen schmalen Pfad aus dem fremdartigen, schwarzen Material hinweg in einen anderen bunten Garten blickte.
Der Arzorianer hatte recht. Die für Terraneraugen seltsam geformten Büsche mit ihren bläulichen, gewundenen Blättern und den gestreiften Blüten – wenn diese flachen Teller Blüten waren – stammten nicht von Terra, und auch von keinem der Planeten, die Storm kannte.
Gorgol kam über die offene Lichtung, wo die Pferde waren. Seine Finger versuchten, sein Erstaunen auszudrücken.
„Viele blühende Dinge – alle verschieden.“
Storm wandte sich wieder um. Seine Hand berührte immer noch den Stamm der Pinie, nicht als Stütze für seinen müden Körper, sondern auch, weil die Tatsache, daß sie hier wuchs, ein Wunder war, das ihm immer noch alles um ihn her als Teil eines schönen Traumes erscheinen ließ.
Von dem Punkt direkt vor dem Gittertor gingen noch zwei Gärten oder Gartenteile aus, und jeder unterschied sich in seinen Pflanzen vom anderen. Nur zwei Eigenschaften war all diesen eigenartigen Gewächsen gemeinsam: Keines war wirklich häßlich, und alle strömten einen süßen Duft aus.
Logan rieb sich mit den verbundenen Händen die Stirn und blinzelte.
„Hier liegt etwas in der Luft.“ Er drehte sich, wie es Storm getan hatte, langsam um die eigene Achse. Eine Gruppe leuchtender Farbflecke, von denen der Terraner geglaubt hatte, sie seien an einem Busch von elfenbeinweißen Stengeln fest angewachsen, bewegte jetzt Doppelflügel und glitt davon zu einem anderen Ruheplatz. Vögel? Insekten? Es konnte beides sein.
„Auf einigen Planeten gibt es Plätze“, versuchte Logan eine Erklärung zu finden, „wo sie wilde Tiere halten – man nennt das einen Zoo. Mir scheint, als wäre dies ein botanischer Garten, in dem man Exemplare der Vegetation vieler verschiedener Planeten zieht. Eins, zwei, drei, vier“, zählte er die einzelnen Parzellen in ihrer Umgebung. „Und sie unterscheiden sich voneinander so sehr, wie man es sich kaum vorstellen kann.“
Er hatte recht, Storm mußte ihm zustimmen. Gorgol streckte eine Hand aus und berührte vorsichtig und zögernd einen der elfenbeinfarbenen Stengel, die die fliegenden Blüten getragen hatten. Er zog den Finger zurück und roch an ihnen mit demselben Entzücken wie Surra es gezeigt hatte, als sie das Parfüm der purpurnen Becher einatmete.
Surra? Storm sah sich suchend nach der Katze um. Aber sie war fort, irgendwo in dieser duftenden Wildnis verschwunden. Er ließ sich am Fuß der Pinie nieder und lehnte seinen Rücken gegen den Stamm, die Hände flach auf den Boden gestützt, der ihm das Gefühl der Heimaterde vermittelte, feucht, aber fest unter seiner Berührung. Jetzt konnte er seine Augen vor dem Überfluß der anderen Gärten und ihrer wilden Schönheit schließen oder hinaufblicken in das Grün über sich und sich zurückversetzt glauben, zurück –
Gorgol und Logan entfernten sich. Storm war froh, allein zu sein. Langsam glitt er an dem Pinienstamm hinunter, bis er lang ausgestreckt auf einer Matte von Nadeln lag und einschlief, traumlos, vollkommen entspannt, obwohl die Tageshelligkeit um ihn niemals in Nacht überging.
„… größte Sammlung, die ich je gesehen habe.“ Logan lag neben ihm auf dem weichen Nadelbett unter der Pinie auf dem Rücken, während Gorgol seine Finger immer wieder in das Polster grub und die braune Ernte von Jahren hindurchrieseln ließ. Dem Licht nach war es immer noch Tag, obwohl sie sich seit vielen Stunden in der Höhle befinden mußten.
„Mir kommt es vor“, fuhr der arzorianische Siedler fort, „als hätte man einen ganzen Berg ausgehöhlt, um dieses hier zu schaffen. Wir haben etwa sechzig verschiedene Gärten gezählt, einschließlich zwei, die
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