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TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Leiter, die ins Schiff führte und legte den Hammer zu Boden. Er zündete sich eine Zigarette an und rauchte stumm. Toddy wartete wortlos.
    „Nun, Junge?“ meinte Elwood schließlich. „Was sagst du?“
    „Was kann ich tun, Paps?“
    „Tun?“ Elwood lächelte. „Nun, viel ist nicht mehr zu tun. Ein paar Kleinigkeiten noch. Wir sind bald fertig. Du kannst ja auf dem Deck nachsehen, ob noch Bretter festzunageln sind.“ Er strich sich über das Kinn. „Beinahe fertig. Wir haben lange daran gearbeitet. Du könntest ja anstreichen, wenn du Lust hast. Ich möchte, daß die Kabine bemalt wird. Rot glaube ich. Wie wäre rot?“
    „Grün.“
    „Grün? Meinetwegen. In der Garage steht etwas grüne Farbe. Möchtest du sie anrühren?“
    „Klar“, strahlte Toddy. Er ging auf die Garage zu.
    Elwood sah ihm nach. „Toddy …“
    Der Junge drehte sich um. „Ja?“
    „Toddy, warte.“ Elwood ging ihm langsam nach. „Ich möchte dich etwas fragen.“
    „Was denn, Paps?“
    „Es – es macht dir doch nichts aus, mir zu helfen? Du arbeitest doch gern an dem Schiff?“
    Toddy sah seinem Vater ernst in die Augen. Er sagte kein Wort. Eine Weile sahen sich die beiden an.
    „Okay!“ sagte Elwood plötzlich. „Rühr jetzt die Farbe an.“
    Bob kam mit zwei seiner Schulkameraden aus der Oberschule den Fußweg herunter.
    „Hey, Paps!“ rief Bob grinsend herüber. „Geht’s vorwärts?“
    „Klar“, sagte Elwood.
    „Da, schaut euch das an“, sagte Bob zu seinen Freunden und deutete auf das Boot. „Seht ihr das? Wißt ihr, was das ist?“
    „Was denn?“ fragte einer von ihnen.
    Bob öffnete die Küchentür. „Das ist ein Atom-U-Boot.“ Er grinste und die beiden Jungen grinsten auch. „Es ist voll von Uranium 235. Paps fährt damit nach Rußland. Wenn er durchkommt, bleibt nichts von Moskau übrig.“
    Die Jungen gingen ins Haus, und die Tür schlug hinter ihnen zu. Elwood blickte zu seinem Boot auf. Im Nachbargarten hielt Mrs. Hunt eine Weile bei ihrer Arbeit, die Wäsche abzunehmen, inne und blickte zu ihm hinüber.
    „Ist es wirklich mit Atomkraft betrieben, Mr. Elwood?“ fragte sie.
    „Nein.“
    „Wie fährt es dann? Ich sehe keine Segel. Was für einen Motor hat es denn? Eine Dampfmaschine?“
    Elwood biß sich auf die Lippen. Eigenartig, daß er daran nie gedacht hatte. Es hatte keinen Motor, überhaupt keinen. Keine Segel und keine Dampfkessel. Er hatte keinen Motor eingebaut, keine Turbinen, keinen Treibstoff. Nichts. Es war nur ein Holzrumpf, eine riesige Kiste, das war alles. Er hatte nie daran gedacht, was es antreiben würde, nie in all der Zeit, die er und Toddy daran gearbeitet hatten.
    Plötzlich überkam ihn Verzweiflung. Es hatte keine Maschine, nichts. Es war kein Schiff. Es war nur eine große Masse Holz und Teer und Nägel. Es würde sich nie aus eigener Kraft bewegen, nie, nie seinen Hof verlassen. Liz hatte recht: er war wie ein Tier, das nachts in den Hof hinauslief, um zu kämpfen, sich herumzuraufen, ohne zu sehen oder zu verstehen, blind und unsinnig.
    Wofür hatte er es gebaut? Er wußte es nicht. Wohin wollte er damit fahren? Auch das wußte er nicht. Was würde es in Bewegung setzen? Wie würde er es aus seinem Hof herausbekommen? Weshalb hatte er es gebaut, blind und instinktiv wie ein Tier in der Nacht?
    Toddy hatte die ganze Zeit neben ihm gearbeitet. Warum hatte er gearbeitet? Wußte er es? Wußte der Junge, wofür das Boot bestimmt war, weshalb sie es bauten? Toddy hatte ihn nie gefragt, weil er seinem Vater vertraute, weil er glaubte, daß er es wußte.
    Aber er wußte es nicht, er, der Vater, wußte es auch nicht, und bald würde es fertig sein, bereit. Und was dann? Bald würde Toddy seinen Pinsel beiseite legen, die letzte Dose Farbe zudecken und die Säge und den Hammer wieder in die Garage hängen, und dann würde er fragen, würde er die Frage stellen, die er nie zuvor gestellt hatte, aber die schließlich kommen mußte.
    Und er konnte ihm keine Antwort geben.
    Elwood stand da und starrte den großen Rumpf an, den sie gebaut hatten und bemühte sich um Verständnis. Weshalb hatte er gearbeitet? Wofür war das alles? Wann würde er es wissen? Würde er es je wissen?
    Eine endlose Zeit stand er da und blickte starr zum Himmel empor. Erst, als die ersten großen, schwarzen Regentropfen rings um ihn zu fallen begannen, verstand er!

 
Krieg der Spielzeuge
    (THE LITTLE MOVEMENT)
     
    Der Mann saß auf dem Bürgersteig und hielt die Schachtel mit den Händen zu. Der Deckel

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