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TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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große Sternkarte ein. Er fuhr mit dem Finger den Index entlang und drückte einen Knopf. Im nächsten Augenblick fiel eine Karte aus einem Schlitz.
    Er nahm die Karte und schob sie in den Robopiloten.
    „Das Emphor-System“, murmelte er nachdenklich.
    „Emphor? Fliegen wir dorthin?“
    „Nach der Karte gibt es neunzig Systeme mit neun Planeten, deren dritter einen einzigen Mond hat. Von den neunzig liegt Emphor am nächsten. Dorthin steuern wir jetzt.“
    „Ich verstehe das nicht“, protestierte Norton. „Emphor ist ein ganz gewöhnliches System. Emphor III hat nicht einmal eine Station der D-Klasse.“
    Captain Andrews grinste.
    „Emphor III hat einen einzigen Mond und ist der dritte von neun Planeten. Mehr wollen wir ja nicht. Weiß irgend jemand mehr über die Erde?“ Er blickte wieder zu Boden. „Weiß sie mehr über die Erde?“
    „Ich verstehe“, sagte Norton langsam. „Ich verstehe.“
     
    *
     
    Emphor III drehte sich schweigend unter ihnen. Eine stumpfrot gefärbte Kugel, die zwischen angefressen wirkenden Wolken hing und an der die Überreste eines alten Meeres nagten; von Rissen und Schrunden zerfetzte Klippen stachen in den Himmel. Die Ebenen lagen kahl und nackt da. Riesige Höhlen durchlöcherten die Oberfläche, schwere Wunden im Fleisch des Planeten.
    Nortons Gesicht verzog sich angeekelt.
    „Sehen Sie sich das an. Lebt dort drunten noch etwas?“
    Captain Andrews runzelte die Stirn.
    „Ich wußte nicht, daß er so ausgeplündert ist.“ Er trat an den Robopiloten. „Irgendwo dort drunten soll ein Landeautomat sein. Ich versuche, ihn anzupeilen.“
    „Ein Landeautomat? Sie wollen sagen, daß diese Wüste bewohnt ist?“
    „Ein paar Emphoriter. Ein heruntergekommener Handelsposten oder so etwas.“ Andrews sah auf die Karte. „Handelsschiffe landen hier gelegentlich. Die Verbindung mit dieser Gegend war seit dem centaurianisch-riganischen Krieg recht schwach.“
    Plötzlich waren Schritte im Korridor zu hören. Der funkelnde Robodiener und Mrs. Gordon betraten die Zentrale. Das Gesicht der alten Frau glühte vor Erregung. „Captain! Ist das – ist das die Erde dort unten?“
    Andrews nickte. „Ja.“
    Der Robodiener führte Mrs. Gordon zu dem großen Bildschirm. Im Gesicht der alten Frau zuckte es.
    „Ich kann kaum glauben, daß das wirklich die Erde ist. Das ist – das ist unmöglich.“
    Norton sah Captain Andrews scharf an.
    „Es ist die Erde“, erklärte Andrews und wich Nortons Blick aus.
    „Jetzt sollte bald der Mond zu sehen sein.“
    Die alte Frau schwieg. Sie wandte den beiden Männern den Rücken.
    Andrews nahm Verbindung mit dem Landeautomaten auf und koppelte ihn mit dem Robopiloten. Das Schiff zitterte unter ihrenFüßen und begann dann, auf den Planeten zuzusinken, als der Peilstrahl von Emphor den Steuermechanismus auslöste.
    „Wir landen“, sagte Andrews zu der alten Frau und berührte sie an der Schulter.
    „Sie kann Sie nicht hören, Sir“, sagte der Robodiener.
    Andrews knurrte. „Nun, jedenfalls kann sie sehen.“
    Die zerklüftete, verwüstete Oberfläche von Emphor III raste ihnen entgegen. Das Schiff trat in den Wolkengürtel ein und kam über einer trostlos leeren Ebene wieder hervor, die sich erstreckte, so weit das Auge reichte.
    „Was ist dort drunten passiert?“ sagte Norton zu Andrews. „Der Krieg?“
    „Ja, der Krieg. Und Bergbau. Und alt ist der Planet auch – uralt sogar. Die Löcher sind vermutlich Bombenkrater. Ein paar von den langen Gräben können die Spuren von Schaufelbaggern sein. Es sieht so aus, als hätten sie wirklich das letzte Gramm Erz herausgebuddelt.“
    Soeben schoß eine zerklüftete Bergkette unter ihnen vorbei. Sie näherten sich den Überresten eines Ozeans. Dunkles, unappetitlich aussehendes Wasser spülte unter ihnen, ein weites, salzverkrustetes Meer, dessen Ufer unter aufgehäuftem Schutt verschwanden.
    „Weshalb sieht das so aus?“ fragte Mrs. Gordon plötzlich. Ihre Augen flackerten mißtrauisch. „Warum?“
    „Was meinen Sie?“ fragte Andrews.
    Sie sah skeptisch auf den Planeten hinunter.
    „So soll es doch nicht sein. Die Erde ist grün, grün und lebendig. Blaues Wasser und …“ Sie fand keine Worte mehr, nur noch: „Warum?“
    Andrews nahm ein Blatt Papier und schrieb:
    PLANETENOBERFLÄCHE DURCH BERGBAU VERWÜSTET.
    Mrs. Gordon studierte, was er geschrieben hatte, und ihre Lippen zuckten dabei. Dann durchlief sie ein Zittern.
    „Verwüstet …“, ihre Stimme wurde schrill. „Aber so soll

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