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TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: TS 76: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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es doch nicht sein. Ich will es nicht so!“
    Der Robodiener ergriff sie am Arm. „Sie sollte jetzt besser ausruhen. Ich führe sie in ihre Kabine zurück. Bitte, verständigen Sie uns, wenn die Landung stattfindet.“
    „Natürlich“, nickte Andrews, als der Robodiener die alte Frau vom Bildschirm wegführte. Sie klammerte sich an das Geländer, und ihr Gesicht war vor Furcht und Erstaunen verzerrt.
    „Irgend etwas stimmt hier nicht!“ jammerte sie. „Weshalb ist es so? Weshalb …“
    Der Robodiener führte sie aus der Zentrale. Als die schwere Hydrauliktür sich hinter ihr schloß, verstummte ihr Geschrei abrupt.
    Andrews sank erleichtert in seinen Sessel zurück.
    „Großer Gott.“ Er zündete sich mit zitternden Fingern eine Zigarette an. „Was sie für ein Geschrei macht.“
    „Wir sind beinahe unten“, erklärte Norton eisig.
    Kalter Wind umpfiff sie, als sie vorsichtig ins Freie traten. Die Luft roch schlecht – sauer und verbraucht, wie faule Eier. Der Wind blies ihnen Sand und Salz ins Gesicht.
    Ein paar Meilen von ihrem Landeplatz entfernt, begann das Meer. Sie konnten in der Ferne undeutlich den Wellenschlag hören. Ein paar Vögel überflogen sie, ihre großen Schwingen bewegten sich lautlos.
    „Wirklich deprimierend“, murmelte Andrews.
    „Ja, ich möchte nur wissen, was die alte Dame denkt.“
    Soeben kam der Robodiener die Landerampe herunter. Er war der alten Frau behilflich. Sie ging zögernd, unsicher, und hielt sich am stählernen Arm des Robodieners fest. Der kalte Wind peitschte ihr ins Gesicht. Einen Augenblick taumelte sie – dann ging sie weiter, ließ die Rampe hinter sich und trat auf das unebene Land.
    Norton schüttelte den Kopf. „Sie sieht schlecht aus. Diese Luft. Und der Wind …“
    „Ich weiß.“ Andrews ging auf den Robodiener und Mrs. Gordon zu. „Wie geht es ihr?“ fragte er.
    „Nicht gut, Sir“, antwortete der Robodiener.
    „Captain“, flüsterte die alte Frau.
    „Was denn?“
    „Sie müssen mir die Wahrheit sagen. Ist das – ist das wirklich die Erde?“
    Sie ließ ihn nicht aus den Augen. „Schwören Sie es? Schwören Sie?“ Ihre Stimme klang wieder schrill.
    „Ja, es ist die Erde!“ brauste Andrews gereizt auf. „Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Natürlich ist es die Erde.“
    „Es sieht aber nicht wie die Erde aus.“ Mrs. Gordon klammerte sich förmlich an seine Antwort.
    „Es sieht nicht wie die Erde aus, Captain. Ist es wirklich die Erde?“
    „Ja!“
    Ihr Blick wanderte zum Meer hinüber. Ihre verblichenen Augen flackerten plötzlich. „Ist das Wasser? Ich möchte es sehen.“
    Andrews wandte sich Norton zu. „Holen Sie das Beiboot heraus. Fahren Sie sie, wohin sie will.“
    Norton schien darüber nicht erfreut. „Ich?“
    „Das war ein dienstlicher Befehl.“
    „Okay.“ Norton schlenderte mürrisch zum Schiff zurück. Andrews zündete sich eine Zigarette an und wartete. Kurz darauf schob sich das Beiboot aus dem Schilf und glitt über das Aschefeld auf sie zu.
    „Du kannst ihr zeigen, was sie sehen will“, sagte Andrews zu dem Robodiener. „Norton wird das Boot steuern.“
    „Danke, Sir“, erwiderte der Robodiener. „Sie wird Ihnen sehr dankbar sein. Ihr ganzes Leben hat sie sich gewünscht, einmal auf der Erde stehen zu dürfen. Sie erinnert sich daran, wie ihr Großvater ihr davon erzählt hat. Sie glaubt, daß er von der Erde kam, früher einmal, vor langer Zeit. Sie ist sehr alt. Sie ist die letzte lebende Angehörige ihrer Familie.“
    „Aber die Erde ist doch nur …“ Andrews hielt inne. „Ich meine …“
    „Ja, Sir. Aber sie ist sehr alt. Und sie hat viele Jahre gewartet.“ Der Robodiener wandte sich zu der alten Frau und führte sie zu dem Beiboot. Andrews starrte ihnen nach und strich sich über das Kinn. Er runzelte die Stirn.
    „Okay“, hallte Nortons Stimme herüber. Er schob das Verdeck auf, und der Robodiener war der alten Frau beim Einsteigen behilflich. Dann schloß das Verdeck sich wieder.
    Im nächsten Augenblick schoß das Beiboot über die Salzebene davon, auf den häßlichen, schmutzigen Ozean zu.
     
    *
     
    Norton und Captain Andrews schritten ruhelos am Strand auf und ab. Der Himmel hatte sich verdunkelt. Der Wind blies ihnen Salz in die Augen. Die Schlammtümpel verbreiteten einen unerträglichen Gestank. In der Ferne waren undeutlich die Ausläufer eines Gebirges sichtbar.
    „Nur zu“, sagte Andrews. „Was dann?“
    „Das ist alles. Sie stieg aus dem Beiboot. Sie und der

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