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TS 78: Operation Vergangenheit

TS 78: Operation Vergangenheit

Titel: TS 78: Operation Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Norton
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Anbeter der Großen Mutter, aber er konnte auch nicht ganz von dem Großen Lurgha lassen. Denn Lurgha war der Gott der Krieger und starken Männer. Brachte Lal ihm ein Opfer in Form eines Menschen, würde Lurgha ein Einsehen haben und auch ihn stark und mutig machen. So hatte Lal sich ein Herz gefaßt und war mit einer Schlinge bewaffnet in die Berge gegangen. Dort wäre ihm der Große Lurgha begegnet und …
    An dieser Stelle unterbrach Ashe seinen Redestrom.
    „Wie konnte der Große Lurgha dich sehen, Lal?“
    „Weil …“, Lal begann zu zittern und zu weinen.
    „Rede schon!“ drängte Ashe.
    Aus der Luft habe der Große Lurgha zu ihm gesprochen, genauso wie er mit Nodren gesprochen habe. Lal sei sein Opfer, habe er gesagt, aber er würde ihn nicht sofort verspeisen und ihm Gelegenheit geben, noch etwas für ihn zu tun. Lal habe flach auf dem Boden gelegen, die körperlose Stimme des Großen Lurgha angsterfüllt vernommen und sich geschworen, ihm bis an sein Ende treu zu dienen.
    So hatte Lurgha ihm den Auftrag erteilt, die bösen Fremden zu jagen und sie mit Lederriemen zu fesseln. Dann sollte er die Männer des Dorfes verständigen und gemeinsam mit ihnen die Gefangenen zu jenem Berg bringen, den der Große Lurgha mit Donner und Feuer heimgesucht habe. Somit würde der Fluch von den Leuten Nodrens genommen. Lal hatte dem Großen Lurgha geschworen, alles zu tun. Doch jetzt sei das leider unmöglich, so würde der Große Lurgha ihn wohl aufessen, er habe sehr wenig Hoffnung.
    Die Stimme von Ashe klang jetzt wesentlich milder, als er sagte: „Hast du nicht treu der Großen Mutter gedient, Lal? Hast du ihr nicht einen Anteil von der Ernte deines Feldes gegeben, obwohl die Ernte gering war?“
    Lal starrte ihn an, und es dauerte noch eine Weile, bis in seinen trüben Augen so etwas wie Hoffnung aufblitzte. Dann nickte er eifrig. Gewiß, er habe immer an die Große Mutter gedacht und Lurgha nur geopfert, weil er sich vor ihm fürchtete.
    „Und hat dir die Große Mutter nicht auch viel Gutes erwiesen, Lal? Du bist ein armer Mann, das ist wahr. Doch die Große Mutter wacht über dich, und sie hat dich auch zu uns geführt. Darum spreche ich jetzt zu dir, Lal, und ich spreche frei und ungezwungen. Der Große Lurgha, der unsere Hütte vernichtet und zu dir aus der Luft gesprochen hat, meint es nicht gut.“
    „Aaah …!“ jammerte Lal. „Oh, ich weiß es, Assha. Er ist die Finsternis und der wandelnde Geist der Nacht!“
    „Du hast richtig gesprochen, Lal. Sein Geist hat nichts mit der Großen Mutter zu tun, denn sie ist das Licht und die Hüterin der neuen Ernte. Der Große Lurgha aber ist niemand wohlgesonnen, weder uns noch dir und den Leuten von Nodren.“ Ashe hinkte aus der Höhle. Die Schatten der Nacht huschten schon über die Landschaft. „Höre mich an, Lurgha!“ rief Ashe in die Dämmerung hinein. „Ich bin Assha, der Händler, und bereit, deinen Zorn allein auf mich zu nehmen. Zürne nicht Lal und nicht den Leuten von Nodren. Du hast es gehört, Lurgha!“
    Nur Ross bemerkte, daß Ashe etwas aus der Tasche zog und warf. Auf der anderen Seite des Baches hörte man einen Knall und sah ein grünliches Flammenbündel aufflackern.
    Lal schrie entsetzt, wurde aber wieder ruhig, als er merkte, daß es der Große Lurgha hierbei bewenden ließ.
    „Du hast gesehen, wie Lurgha mir antwortete, Lal. Ich habe seinen Zorn auf mich gelenkt. Und jetzt“, er hinkte in die Höhle zurück, kam mit dem weißen Wolfsfell wieder und legte es Lal vor die Füße, „wirst du Cassca dieses Fell geben. Sie soll daraus einen Vorhang für die Große Mutter machen. Es ist schneeweiß, und die Große Mutter wird sich sehr darüber freuen. Und du wirst ihr sagen, daß du ihr mehr vertraust, mehr als dem Großen Lurgha, und sie wird es dir danken. Aber sage nichts zu den Leuten von Nodren, verrate mit keinem Wort etwas über die Unterhaltung zwischen Lurgha und Assha, dem Händler.“
    Er löste die Schlinge von Lals Handgelenken, der sich bückte, um das weiße Wolfsfell aufzuheben. „Du hast mir ein schönes Geschenk gemacht, Assha“, sagte er. „Die Mutter wird sich freuen. So eine Decke hatte der geheime Altar schon lange nicht mehr. Ich bin nur ein kleiner Mann und kümmere mich nicht um die Streitigkeiten der größeren. Wenn Lurgha mit dir gesprochen hat, so geht mich das nichts an. Aber ich möchte nicht gleich in das Dorf zurückkehren,Assha. Meine Zunge ist locker, und ich sage vieles, was ich eigentlich gar nicht

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