TS 78: Operation Vergangenheit
Frachtladung her? Wem verdankte sie ihren Ursprung? Wer hatte sie produziert? Für welchen Ort war sie bestimmt? Und warum hatten die Russen das Schiff zuerst entdeckt? Es gab viele Fragen und wenige Antworten.
Ihm kam der Gedanke, daß die rechtmäßigen Besitzer des Schiffes Versuche unternehmen würden, es wieder zurückzuerobern.
Der Kahlkopf hatte ihm imponiert. Ross wußte, daß er es nicht mit dieser stummen Konfrontierung bewenden lassen würde. Er mußte die Russen in Spannung halten und sie solange wie möglich im Ungewissen lassen. Dann konnte er die Lage des Zeittransporters auskundschaften. Wie dieses Gerät funktionierte, wußte er nicht; aber man hatte ihn aus dem Becher-Zeitalter geholt. Gelang es ihm, in diese Epoche zurückzukehren, gab es eine Fluchtmöglichkeit. Da brauchte er nur den Fluß zu erreichen und seinem Lauf zu folgen. Draußen in der See wartete das U-Boot, das dort in regelmäßigen Zeitabständen herumkreuzte. Doch alles stellte sich gegen ihn, und Ross wußte es. Aber es hatte keinen Sinn, die Hände in den Schoß zu legen und auf den sicheren Tod zu warten.
Als sie den Posten erreichten, wunderte sich Ross nur über die geschickte Konstruktion desselben. Er war völlig von einem Gletscher bedeckt; auch die Spuren im Schnee verrieten kaum, daß dieser Gletscher hohl war.
Ross Murdock wurde durch einen Tunnel geschoben, passierte eine Kette von Türen und Räumen. Seine Hände waren noch immer gefesselt. Es war dunkel und kälter als draußen.
Er blieb stehen. Hinter ihm war eine Tür ins Schloß gefallen – vorläufig die letzte. Doch seine Augen gewöhnten sich nicht an das Dunkel, alles blieb pechschwarz.
Wenige Minuten nach dem Türenknall hörte er einen dumpfen und merkwürdig hohl klingenden Laut, der sich mehrfach wiederholte.
„Wer ist da?“ Ross benutzte die Sprache der Becherleute.
Keine Antwort.
Nach kurzer Pause wieder das Geräusch.
Vorsichtig und mit ausgestreckten Händen setzte er einen Fuß vor den andern. Nach wenigen Schritten stieß er gegen die Wand, preßte ein Ohr auf das Gestein und horchte.
Das Geräusch schien nicht von einer Maschine herzurühren, die Pausen waren zu unregelmäßig. Ein Spaten konnte dieses Geräusch hervorrufen, ein Rammbock vielleicht. Erweiterten die Russen ihr eisumschlossenes Hauptquartier?
Er horchte zehn Minuten. Nein, es konnte sich auch um kein normales Arbeitsgeräusch handeln; dann stand die Leistung nämlich in keinem Vergleich zu den Pausen. Es hörte sich eher an wie … wie eine verbotene Arbeit.
Ross setzte sich so auf den Fußboden, daß er ein Ohr an der Wand hatte.
Das Geräusch verstummte, und als es wiederkam, war eine so lange Zeit vergangen, daß Ross die Augen zugefallen waren.
Hungrig erwachte er und tastete sich zur Tür. Er bearbeitete sie mit Fußtritten, doch die eingenähten weichen Sohlen seines grünenOveralls verhinderten jeden großen Lärm. Dennoch hatte man ihn gehört. Draußen wurden Stimmen laut. Die Tür öffnete sich, und Ross stand einem der Wächter gegenüber.
„Ich habe Hunger!“ sagte er kurz. „Ich möchte etwas essen!“
Der Wächter hörte gar nicht hin, packte ihn beim Kragen und zog ihn aus der Zelle. Er führte ihn in einen anderen Raum. Dort hatte sich eine Art Gerichtstribunal versammelt. Zwei Leute kannte er: Den Doppelgänger von Ashe und den Mann mit dem ruhigen Gesichtsausdruck, der ihm in einer anderen Zeitstation Fragen gestellt hatte. Der dritte, zweifellos der Richter, sah ihn finster an, während der Ruhigblickende das Wort übernahm:
„Wer bist du?“
„Ich bin Rossa, der Sohn von Gurdi, – und ich habe Hunger! Ich habe nichts Schlechtes getan, werde aber behandelt wie ein Barbar, der aus einem Handelsposten Salz gestohlen hat.“
„Du bist ein Agent“, sagte der Richter mit leidenschaftsloser Stimme. „Für welche Macht du arbeitest, werden wir noch herausbekommen. Doch zunächst wollen wir von dem Schiff sprechen. Was hast du dort entdeckt? Wie kamst du auf die Idee, dich mit den Schaltungen zu befassen? … Einen Augenblick! …“ Seine rechte Hand zuckte vor.
Ross erkannte eine Pistole und trat unwillkürlich einen Schritt zurück.
„Du kennst also eine Pistole, hm? Für einen Händler der Bronzezeit ist das ein äußerst verdächtiges Wissen. Ich schließe daraus, daß du in der Gegenwart lebst und dem Bronze-Zeitalter nur einen Besuch abgestattet hast. Ich würde keine Sekunde zögern, diese Waffe zu gebrauchen … nicht um dich zu
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