TS 80: Spähtrupp der Vergangenheit
Travis stutzig machte, sondern sein Geruchssinn meldete sich.
Der Geruch der Nachtwesen auf dem Wüstenplaneten war ähnlich gewesen. Es war der Dunst eines Tierlagers, und es stank nach Verwesung und Verfall, fremder Körperausdünstung und verwelkter und verfaulter Vegetation. Irgend etwas nistete hier.
Es war die Ungeduld des Jägers, die das Wesen verriet. Ein tiefes kehliges Brummen, wie vielleicht eine Raubkatze es ausstößt, wenn sie auf ahnungslose Beute lauert, drang durch die Schatten an sein Ohr.
Travis fuhr herum. Er sah die zusammengekrümmte Gestalt geduckt auf einer Trennwand kauern, wußte, daß sie im nächsten Augenblick auf ihn springen würde. Er drückte den Feuerknopf des Blasters durch, während er die Waffe hochriß.
Der Angreifer wurde im Fluge getroffen. Ein schreckliches Heulen hallte zwischen den Wänden. Eine ausschlagende Tatze, reichlich mit Krallen versehen, fuhr von der Hüfte abwärts über Travis hinab und ließ ihn noch tiefer in die Finsternis hineintaumeln. Im gleichen Augenblick stürzten Ashe und Ross hinter ihm ins Innere, und die gebündelten Strahlen ihrer Waffen konzentrierten sich auf das jaulende, sich am Boden wälzende Geschöpf, das soeben zum zweiten Angriff auf Travis ansetzte.
Was auch immer es sein mochte, das Geschöpf schien über ungeheure Lebenskraft zu verfügen, lag es doch erst still, als die Strahlen von drei Waffen sich in seinem Leibe trafen. Travis kam wieder auf die Beine. Er zitterte.
Er hinkte zur Tür zurück. Hüfte und Bein schmerzten noch von der Wucht des Prankenschlages. Aber unter seinen vorsichtig tastenden Fingern erwies sein Anzug sich als unversehrt, und Travis schien keine offene Wunde davongetragen zu haben.
12.
Etwa eine Stunde später saßen sie wieder im Schiff. „Ihr habt wohl gemeint, es gibt hier keine netten Überraschungen für uns?“ Ross trommelte mit den Fingern auf den Tisch in der Messe. „So ist es doch immer, wenn der Himmel am freundlichsten lacht, muß man am besten aufpassen.“
„Wissen Sie …“, Renfry kam aus dem Korridor herein, „… diese blauen Flügelwesen kamen zweimal zurück, während Sie unterwegs waren. Sie sind bis dicht an die Schleuse herangeflogen, kamen aber nicht herein.“
Travis erinnerte sich an die Klauen, die er an ihnen bemerkt hatte. „Das ist vielleicht ganz gut so“, murmelte er trocken.
„Und dann“, fuhr Renfry fort, ohne auf die Unterbrechung einzugehen, „fand ich das – in der Außenschleuse.“
,Das’ war sichtlich nicht eine natürliche Kuriosität, wie vielleicht der Wind sie herangetragen haben konnte. Drei grüne Blätter mit gelben Rippen waren mittels einiger fünf Zentimeter langer Dornen zu einer Art Körbchen zusammengesteckt worden, das mit eiförmigen blaßgrünen Gegenständen etwa von der Größe eines Daumennagels angefüllt war.
Das konnte Obst sein, Samen, vielleicht auch eine Art von Korn. Travis war jedenfalls davon überzeugt, daß es sich um Nahrungsmittel irgendeiner Art handeln mußte. Und offensichtlich war das ein Geschenk – eine freundliche Geste – der blauen Flieger. Weshalb? Und zu welchem Zweck?
Eine der eiförmigen ,Früchte’ war aus dem Körbchen gefallen und auf den Tisch gerollt. Travis berührte die Frucht mit der Fingerspitze, und die Kugel zerplatzte sofort wie eine überreife Traube. Ohne nachzudenken, führte er den klebrigen Finger zum Mund. Der Geschmack war würzig, süß, verbunden mit der Frische von Minze oder einem ähnlichen Kraut.
„Jetzt ist es passiert“, stellte Ross fest. „Nun, wir können ja warten, bis Ihnen blaue Beulen wachsen, oder bis Sie grün werden und in Krämpfe ausbrechen.“ Seine Stimme klang amüsiert wie immer, aber Travis spürte genau, daß Ross ihn damit tadeln wollte.
„Schmeckt gut“, erklärte er mit stoischer Ruhe und griff nach einer zweiten Frucht. Die Beere, oder was auch immer es sein mochte, konnte zwar nicht sein Bedürfnis nach frischem Fleisch stillen, aber immerhin war es kein Konzentrat und keine Büchsennahrung.
„Das reicht!“ Ashe nahm ihm das Körbchen weg. „Sie haben schon genug riskiert.“
Aber als Travis keinerlei nachteilige Auswirkungen verspürte, verzehrten sie den Rest der Gabe als Nachtisch zu ihrem Abendessen und freuten sich nach wochenlanger Schiffsverpflegung an dem ungewohnt frischen Geschmack.
„Vielleicht können wir uns noch mehr davon einhandeln“, begann Ross beiläufig und zuckte dann zusammen, als ihm dämmerte, daß das
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