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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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würden sie ihre schäbigen Uniformen wieder mit Bauernkleidern vertauschen. Einer von ihnen setzte den Lift in Bewegung, der Fenner Lee zuckelnd und ächzend in die Höhe brachte. Je höher er stieg, desto intensiver bemächtigte sich Fenner Lees eine gut erklärliche Spannung. Er hatte schon viel durchgemacht, aber bei jeder neuen Gefahr überkam ihn dieses Gefühl, das sich in dem Maße verstärkte, als er sich der Gefahr näherte.
    Der Aufzug stoppte, er straffte sich und betrat die Plattform zur Einstiegsluke.
    Gleich dahinter wartete der Kapitän auf ihn.
    Ohne Gruß sagte er zu Fenner Lee:
    „Die anderen Passagiere sind schon hier. Wir warteten nur noch auf Sie.“
    „Sehr liebenswürdig“, konterte Lee spöttisch.
    Der Kapitän jedoch hatte sich bereits umgewandt, und seine Stimme dröhnte durch den schwach erleuchteten Korridor.
    „Ich bin so zu den Menschen“, sagte er, „wie sie es verdienen. Kommen Sie. Ich zeige Ihnen Ihre Kabine.“ Und ohne sich umzublicken ging er voran. Sie kamen zu einer Eisenleiter und mußten aufs Oberdeck klettern. So gelangten sie in einen ovalen Raum, der einige bequeme Stühle beherbergte, die um einen Tisch gruppiert waren. Aus dem Tisch konnte man einen Bildschirm ausfahren.
    Sechs Türen führten aus dem ovalen Raum. Der Kapitän deutete auf eine von ihnen, drehte sich wortlos um und kletterte auf demselben Weg, den sie gekommen waren, wieder zurück. Die Luke schloß er hinter sich.
    Fenner Lee betrat seine Kabine, die für ihn eine einzige große Enttäuschung darstellte. Sie war klein, muffig und deprimierend. Er war mit einem Einmann-Raumboot hierhergekommen, das in der Tat sehr eng war. Mit dieser Kabine aber verglichen, bot es das Höchste an Bequemlichkeit. Er zwängte sich auf die harte Liegestatt.
    Nachdem die brummige Stimme des Kapitäns über den Lautsprecher ertönt war und die gewöhnlichen Ermahnungen an die Passagiere durchgegeben waren, startete das Schiff.
    Fenner Lee stellte befriedigt fest, daß wenigstens die Antigrav-Aggregate des alten Kahns in Ordnung waren. Denn, obwohl ihm Andruck und Schwerelosigkeit längst nicht mehr unbekannt waren, konnte er diese Begleiterscheinungen einfach nicht ausstehen.
    Es dauerte nur einen Augenblick, bis sie sich im Weltraum befanden. Das bemerkte Fenner Lee am plötzlichen näselnden Surren der Motoren, das das ohrenbetäubende Getöse ablöste. Nichtsdestoweniger aber würde dies auf die Dauer ebenso nervenzermürbend wirken.
    So gut es ging, machte er es sich auf seinem Lager bequem und überdachte die Lage. Hatte er sich alles gut eingeprägt? Er durfte keinen Fehler begehen. Es hing alles von einem planmäßigen Verlauf ab. Und zwar viel. Das ganze uneingeschränkte Fortbestehen einer Rasse. Er mußte seine Rolle also gut spielen. Er mußte damit ans Ziel kommen.
    Die Minuten verstrichen. Vom Gemeinschaftsraum her drangen einige Stimmen, die er sich aber nicht zu entwirren bemühte.
    Plötzlich klopfte es an seine Tür. Er arbeitete sich von seinem Lager hoch und ging zur Tür. Schwungvoll öffnete er sie.
    Der Mann vor ihm war klein, dick und besaß flinke Augen. Sein wahres Alter sah man ihm höchstens an der kahlen Schädeldecke und an dem Kranz weißer Haare, der diese einrahmte, an. Über dessen Schulter hinweg sah Fenner Lee vier weitere Männer, die es sich in den Stühlen bequem gemacht hatten.
    Mit breitem Lächeln und hoher Stimme sagte der Mann vor ihm: „Sie müssen Fenner Lee sein!“
    „Sie kennen mich?“ fragte er erstaunt.
    „Nur die Namen der Passagiere“, antwortete der Dicke. „Und da ich mich mit den anderen Herren schon bekannt gemacht habe, bleibt nur noch ein Name.“ Er lächelte entschuldigend. „Wir dachten, Ihnen sei übel, weil Sie nicht herausgekommen sind. Aber ich sehe mit Beruhigung, daß unsere Sorgen umsonst waren.“
    „Da haben Sie recht“, meinte Fenner Lee mit seinem eindrucksvollsten Lächeln.
    „Übrigens, ich heiße Fedor – Fedor Fellini.“ Der Dicke streckte ihm die Hand hin. Fenner Lee drückte sie mit einem Teil seiner Kräfte. Fedor entzog ihm seine Wurstfinger schnell.
    Fenner Lee schloß seine Kabine. Fellini nahm ihn an der Armbeuge und führte ihn in den Raum.
    „Ich werde Sie erst einmal mit den anderen Herren bekannt machen“, meinte er dabei. „Fangen wir gleich mit Herrn Eugen Meister an …“
    Er blieb bei einem schlaksigen dünnen Mann stehen, der sich aufrichtete, als ihm Lee die Hand reichte. Er hatte ein faltiges, sorgenvolles
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