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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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Herrn Hudsons Genesung, dann bin ich am Ende meiner Weisheit.“
    Fenner Lee warf Fellini einen warnenden Blick zu. Dieser winkte ab.
    „Geheimniskrämerei ist nicht notwendig“, sagte er laut. „Ich habe Herrn Hudson nicht vorenthalten, wie es um ihn steht.“
    Hudson nickte bestätigend. „Ja. Auf mein eigenes Verlangen hin. Ich hasse es, von einem Arzt belogen zu werden. Wenn ich sterbe, möchte ich wissen, wann.“
    „Ist es wirklich so ernst?“ erkundigte sich Fenner Lee.
    „Ach was“, bagatellisierte Fellini und wischte alle Bedenken mit einer Handbewegung beiseite.
    „Machen Sie mir nichts vor, Doc“, sagte Hudson wissend. „Ich bin mir ganz darüber im klaren, wie schlecht es um mich steht. Oder ließen Sie mich auf Marunke nur zum Spaß unter Quarantäne stellen?“ An Fenner Lee gewandt fuhr er fort: „Er brachte mich in einem isolierten Raum unter. Die Luft, die ich atmete, wurde nitriert. Mit keinem Menschen kam ich in Berührung. Und was weiß ich, welche Vorkehrungen er noch getroffen hat, um einer eventuellen Ansteckungsgefahr aus dem Wege zu gehen. Ja, und dann wurde ich noch in einem isolierten Wagen zum Raumschiff gebracht. Ob Sie es glauben oder nicht, aber ich habe nicht das geringste von Marunke erblickt. Keinen Lichtschimmer.“ Eine Erregung hatte sich während der letzten Worte seiner bemächtigt.
    Lee wollte eben einwerfen, daß er, Hudson, dabei nichts versäumt habe, als ihm Fellini zuvorkam.
    „Schon gut, schon gut“, sagte dieser beschwichtigend, wobei er wieder das gewohnte Lächeln auf seine Züge zauberte. „Jedenfalls werden Sie auf Aldebaran geheilt. Wenn Sie wenigstens Ihre Erinnerung hätten, dann könnte man vielleicht herausfinden … Aber das wird Sie gewiß langweilen, Herr Lee.“
    „Nicht im geringsten“, winkte dieser ab.
    „Aber mich“, sagte da Hudson spontan. „Vielleicht könnten wir ein etwas erfreulicheres Gesprächsthema finden. Sie müssen verstehen, Herr Lee, aber mich interessiert alles. Ich fühle mich wie ausgehöhlt. Alles, wo einmal Erinnerungen gewesen sein mußten, ist leer.“
    „Oh, nicht doch. Ich kann Ihren Wissensdurst sehr wohl verstehen. Mir ging es einmal so ähnlich“, eröffnete ihm Fenner Lee. Er zog einen Stuhl zu sich heran und nahm Platz. Dabei hatte er ihn so gestellt, daß er den ganzen Raum überblicken und jeden anderen Passagier im Auge behalten konnte. Fellini hatte sich ebenfalls gesetzt.
    „Wie meinen Sie das – Ihnen ging es genauso?“ fragte Hudson.
    „Was sind Sie eigentlich?“ meldete sich Doktor Mamblin vom anderen Ende des Raumes zu Wort. Sein stechender Blick ruhte auf Fenner Lee. „Ich meine, was sind Sie von Beruf – oder wenn Sie keinen haben: was treiben Sie?“
    Fenner Lee versuchte, beide Fragen zugleich zu beantworten, obwohl die Fragesteller in ganz anderen Richtungen saßen.
    „Ich kann Ihre Fragen im selben Zusammenhang beantworten“, sagte er. Er blickte Hudson an. „Ich habe selbst einmal für einige Zeit mein Gedächtnis verloren. Das passierte mir auf Soufeil V, bei einer Zicken-Stampede.“ Und zu Mamblin gewandt, fuhr er fort: „Mein Beruf – wenn man meine Tätigkeit als solchen bezeichnen kann und nicht vielmehr eine Berufung nennt – führte mich dorthin. Ich bin Stammvater.“
    „Interessant“, ließ Fellini von sich hören. Alle blickten Fenner Lee an. Sogar Efrem Timbald sah vom Bildschirm auf.
    „Was ist ein Stammvater ?“fragte Hudson. „Und was sind Zicken ?“
    „Was eine Stampede ist, wissen Sie?“ wollte Lee erfahren.
    „Ja, sicher“, gab Hudson zurück. „Ich habe nicht alles vergessen.“
    Lee nickte. „Das leuchtet ein.“ Er sprach zu Hudson, aber alle schenkten ihm Gehör.
    „Ein Stammvater ist ein von der Regierung gestellter Mann, der auf einer unbekannten Welt ausgesetzt wird, um dessen Eignung für eine menschliche Besiedlung festzustellen. Er ist also mehr oder weniger ein Versuchskaninchen. Zicken sind antilopenartige Dreihörner mit gewaltigen Hufen. Ich geriet in eine Stampede, und die Gefahr und die Angst um mein Leben lösten eine zeitweilige Amnesie aus.“
    „Was ist Amnesie?“ fragte Hudson. Während es ihm Fellini erklärte, beantwortete Fenner Lee eine Frage, die ihm Eugen Meister stellte.
    „Warum ich mich auf Marunke befand?“ wiederholte er. Dabei beglückwünschte er sich in Gedanken. Es lief alles wie am Schnürchen. Äußerlich wurde er ein wenig nachdenklich. „Ja, das ist so eine Sache … Ich hatte nämlich wieder einen

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