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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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Stolz auf ihr Schaffen und froh, daß sie lebten. Aber dann war der Mensch gekommen, hatte sie verachtet, weil sie entweder Schuppenwesen waren oder sonstwie dem Menschen unähnlich. Er hatte sie verachtet ob ihrer Einfachheit. Da hatte er ihren Stolz gebrochen, nur weil sie noch nicht seine Entwicklungsstufe erreicht hatten. Er hatte sie für niedrige Arbeiten eingesetzt – und sie als Krönung ihrer Demütigungen schließlich gegeneinander in Arenen kämpfen lassen.
    Die Arenen waren so eine Sache für sich. Man hatte erkannt, daß der Mensch noch nicht für das friedliche Leben geeignet war: er hatte noch zu viel von der Wildheit seiner Ahnen. Und um den Kämpfen der Menschen untereinander ein Ende zu bereiten, hatte man andere Wesen sich gegenseitig bekämpfen lassen – in öffentlichen Arenen.
    Wer wohl der Wilde war, der Mensch oder der Nicht-Mensch?
    Ein Reporter hatte ihn einmal gefragt, wie er es denn mit seinem Gewissen vereinbaren könnte, einerseits den Menschen Vorwürfe zu machen, die die Nicht-Menschlichen mißhandelten, andererseits sich aber dafür hergebe, sie unter seiner Aufsicht für die Menschen arbeiten zu lassen. Damals hatte er keine Antwort gegeben, heute wußte er eine.
    Die tausend Cyler, Moklonen, Wih’s und wie sie alle heißen mochten, brauchten bei ihm nicht mehr zu arbeiten als Menschen – stünden sie unter seiner Aufsicht. Und wären es Menschen, die unten im Tal ihre Lagerfeuer brennen hätten, sie müßten genauso zupacken.
    Daß es auch unter den Nicht-Menschlichen üble Charaktere gab, war nicht von der Hand zu weisen – bekanntlich ist selten ein Ast ganz rein von Blattläusen. Aber der Mensch, so empfand er, sollte doch erst einmal selbst seinen Stammbaum von den Blattläusen säubern, bevor er sich erdreistete, andere als minderwertig zu behandeln, die ihm rein charakterlich mindestens ebenbürtig waren. Aber was nützte es?
    Gerade als er daran ging, die Funkverbindung mit dem Raumschiff, das um den Planeten kreiste, herzustellen, kam einer der Vorarbeiter aufgeregt zu ihm gerannt. Es war ein mächtiger Cyler, dessen Flügelstutzen auf seinem Rücken erregt zitterten.
    „Herr!“ rief er mit offenem Fischmund, aus dem keuchend sein Atem stieß. „Zwei Moklonen … gerade, vor Minuten … sie gestritten, dann …“
    „Was sagst du da?“
    Der Cyler nickte mit seinem riesigen Kopf.
    „Sie sind beide sterben“, sagte er.
    „Sie sind tot?“
    „Ja, Herr. Tot wie Baumast.“
    Der Stammvater stellte sich vor den mächtigen Cyler und blickte staunend zu ihm auf. „Sind sie vom Baum gefallen?“
    Der Cyler schüttelte den Kopf. „Nein. Sie selbst sich töten. Streiten um Baumast.“
    „Komm, gehen wir hinunter“, sagte der Stammvater. Er war aus dem Bericht nicht recht klug geworden. Ganz abgesehen davon, waren die Moklonen äußerst friedfertige Wesen. Er glaubte, den Bericht des Cylers falsch zu deuten.
    Sie schritten durch die Reihen der Arbeiter, die alle zu singen aufgehört hatten. Eine seltsame Unruhe hatte sich ihrer bemächtigt, wie sie dergleichen der Stammvater noch nie an ihnen bemerkt hatte.
    Dann kamen sie zu einem Lagerfeuer, um das sich eine Gruppe von Moklonen geschart hatte. Der Cyler ging voran und schob sie auseinander. Da lag der Blick frei auf zwei am Boden liegenden Gestalten.
    Sie waren tot, das stand einwandfrei fest. Der Cyler bückte sich und hob einen Ast auf. Er reichte ihn dem Stammvater.
    „Baumast“, sagte er dabei.
    „Um diesen Ast haben sie sich gestritten?“ staunte der Stammvater. Er konnte keine nennenswerten Absonderlichkeiten an ihm feststellen, die jemanden – und gar einen Moklonen veranlaßt haben mochten, dafür zu töten.
    „Ja“, bestätigte der Cyler.
    Der Stammvater musterte noch einmal die beiden Toten und befahl, einen von ihnen zur Untersuchung hinauf in seine Hütte zu bringen. Das Holz wollte er ebenfalls mitnehmen, um es einigen Tests zu unterziehen. Vielleicht würde das Mikroskop einiges enthüllen, was normalerweise dem Auge verborgen blieb. Er konnte sich aber immer noch nicht vorstellen, was es sein könnte.
    Nachdenklich ging er den Weg zurück, kam an einigen dunkel gegen den sternenklaren Himmel abstechenden Blockhütten vorbei. Sie waren als vorübergehende Behausung für die späteren Kolonisten gedacht.
    Und erneut fiel ihm die Unruhe auf, die allen Bewegungen der Arbeiter innewohnte. Sie schlenderten umher, als suchten sie etwas.
    Aber keiner stieß den anderen an. Auch vor dem Stammvater
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