Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
Vom Netzwerk:
würde.
    „Diesen Herren bleibt ja immer noch Ihre Kabine“, sagte Fellini, Meister anlächelnd.
    „Dort werde ich mich auch hinbegeben“, bemerkte Meister würdevoll.
    Mamblin erhob sich ebenfalls. „Ich höre mir diese Angeberei auch nicht an“, gab er bekannt.
    „Warum also kamen Sie nach Marunke?“ fragte Fellini.
    Fenner Lee räusperte sich. „Wie gesagt, es hing mit meinem letzten Auftrag zusammen.“ Er machte eine Pause und sah Meister zu, wie er in seiner Kabine verschwand, dann setzte er sich zurecht und erzählte:
    „Ich werde mich kurz fassen. Ich sollte einen Planeten betreten, dessen wissenschaftliche Erforschung praktisch abgeschlossen war. Ich sollte als einziger Mensch mit tausend Arbeitern ein Jahr lang auf ihm ausgesetzt werden. Willis Erde war …“
    Doktor Mamblin, der eben im Begriff war, seine Kabinentür zu öffnen, blieb stehen. „Willis Erde?“ fragte er.
    „Wenn Sie schon kein Interesse zeigen, dann stören Sie wenigstens nicht“, fuhr Fellini ihn an.
    „Sie waren Stammvater auf Willis Erde …?“ fragte Mamblin wieder, ohne auf Fellini zu achten.
    „Ja“, bestätigte Fenner Lee.
    Mamblin schritt zu seinem Sitzplatz zurück.
    „Lassen Sie sich durch meine Anwesenheit nur nicht stören“, sagte er zu Fenner Lee. Dieser holte tief Atem und begann von neuem zu erzählen.
    „Ich mußte also nach Willis Erde. Eigentlich ein ganz verrückter Name, den diese Welt nach ihrem Entdecker, Kapitän Willi, erhielt. Als jener durch das Teleskop auf den Planeten geblickt hatte, rief er aus: „Eine zweite Erde!“ Daher auch: Willis Erde. Danach kamen die wissenschaftlichen Teams und stellten ihre theoretischen und praktischen Tests an. Die Ergebnisse fielen durchwegs positiv aus. Also rechnete man auch nicht mit einer ernstlichen Gefahr. Aber diese war vorhanden. Ich sollte ein Jahr auf Willis Erde bleiben – es wurde jedoch kaum ein Monat daraus. Die erste Zeit ging alles gut. Mit den Arbeitern hatte ich keine Schwierigkeiten, das Wetter war immer ausgezeichnet, obgleich in den Berichten stand, daß sich oft größere Naturkatastrophen einstellten – ganz plötzlich, von einer Minute zur anderen.
    Naturkatastrophen erlebte ich nicht. Eines Tages aber …“
     
    *
     
    Der Stammvater ließ den Blick hinüber zum Horizont wandern, wo die Sonne gerade im Untergehen war. Eine große Sonne, die die bauschigen Wolken violett färbte. Ein leichter Wind war aufgekommen, der die Geräusche der Insekten und das erste Sich-Melden der Nachtvögel zu ihm herüber trug, gemeinsam mit dem Duft von Pflanzen und frischer, reicher Erde. Die Arbeiter hatten sich zur Ruhe begeben, und ihre Lieder von der Heimat, die der Vergangenheit nachtrauerten, klangen zu ihm herauf.
    Das Haus des Stammvaters stand auf einem Hügel. Von hier aus konnte man über das weite, wilde Land blicken. Wälder so weit das Auge reichte. Im Westen führten sie bis zum Horizont, im Norden wurden sie von einem Gebirgszug begrenzt. So schön diese Welt auch war, mit der Erde konnte man sie nicht vergleichen. Nicht, daß man einen Vergleich scheuen müßte, ganz im Gegenteil: aber diese Welt war anders. Viel faszinierender. Eigenartig auf eine ganz bestimmte Art.
    Hier würde man seine Wanderlust vergessen können, dachte der Stammvater. Aber nicht nur das. Es wäre vielleicht ganz gut, sich einmal Gedanken über die Zukunft zu machen. Er brauchte nicht erst Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen, er wußte, daß dies auf jeden Fall der geeignete Platz war, um ansässig zu werden. Aber in seinem Innern wußte er auch, daß dies nur ein kurzer Traum sein würde. Er hielt es nirgendwo länger als ein Jahr aus. Stets zwang ihn irgend etwas weiterzuziehen. Zur nächsten Welt. Neuen Boden für das Menschengeschlecht erobern. Seltsam eigentlich, daß er es nirgends länger aushielt. Vielleicht lag es daran, daß nach dieser Zeit dann die Menschen kamen. Und mit ihnen das geschäftige Treiben. Möglich, daß er ihre Gesellschaft nicht ertragen konnte.
    Wie lange würde diese Welt nach ihrer Freigabe zur Besiedelung wohl noch ruhig bleiben? Wie lange noch, bis die Stahlbauten aus dem Boden schießen und die Erhabenheit dieser Natur zerstören würden?
    Seltsam, auch in Gegenwart der Arbeiter fühlte er sich nicht so eingeengt wie im Beisammensein mit Menschen. Er blickte hinunter zu den Lagerfeuern der Nicht-Menschlichen, wie die Arbeiter vom arroganten Homo sapiens genannt wurden. Es waren alles einmal stolze Völker gewesen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher