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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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Taststrahlen über die Straße schnellten, auf jede Bewegung achtend.
    Sie sprachen kein Wort zueinander, nicht einmal als der Wagen sein Ziel erreicht hatte und sie ausstiegen.
    Es dauerte keine Minute, da waren sie in der 73. Etage des Hochhauses angelangt. Hier befand sich die staatliche Interzeit-Kontrollbehörde, deren Leiter Sir Walt Earnest war.
    Als sie eintraten, wurden sie bereits erwartet.
    Ein Agent im dunkelgrauen Elastikanzug führte sie ohne viele Worte durch den Korridor an den Büros vorbei. Sie bogen rechts ab, der Agent an der Spitze, dahinter Earnest, Sidney Crane als letzter. Er ließ sich nichts anmerken von seinen Gedanken, obwohl er im Augenblick unbeobachtet war. Der Plan mußte gelingen; Thacker hatte alles genau vorbereitet. Und Crane wußte, was er zu tun hatte – wußte mehr als Earnest und seine Agenten, was immer sie bis jetzt herausgefunden haben mochten. Er wußte sogar mehr als Thacker selbst. Das Wissen darum machte ihn selbstsicher.
    Die Tür zu seinem Amtsraum stand offen.
    „Aufgebrochen“, stellte Earnest lakonisch fest.
    Crane schenkte dem Schloß keine Aufmerksamkeit. Er betrat den Raum, die Lage mit einem Blick erfassend.
    Nichts war verändert. Alles stand auf seinem Platz. Der Tresor war verschlossen. Es überraschte ihn nicht, aber er tat, als sei er verwundert.
    „Eigenartig. Es scheint nichts verändert.“ Er schritt zum Tresor, und Earnest folgte ihm.
    Ein Sicherheitsbeamter machte inzwischen noch einige 3-D-Aufnahmen. Grelles Aufleuchten tauchte den Raum für Sekundenbruchteile in ein schmerzendes Zwielicht.
    Die beiden Agenten vor dem Tresor traten zur Seite.
    „Die Automatik schlug Alarm“, sagte einer von ihnen, Earnest zugewandt. „Um genau Null Uhr Zwölf. Also vor neun Minuten.“
    „Haben Sie schon überprüft, ob der Tresor berührt wurde?“
    „Jawohl, Sir. Es hat sich jemand daran zu schaffen gemacht.“
    Earnest blickte Crane stumm an.
    „Zu schaffen gemacht? Ich sehe nichts davon.“
    Der Agent meldete sich zu Wort: „Er wurde geöffnet. Wir haben es mit den Richtgeräten festgestellt, Sir.“ Er wies auf eine Apparatur am Boden.
    Sidney Crane zögerte nicht. Er zog seinen Schlüssel aus der Tasche, preßte die Fingerballen des Daumens und des Zeigefingers gegen die flache Fotoplatte am anderen Ende und schob den Kamm klickend ins Schloß. Mit gekonnter Bewegung drehte er das Schloß um seine Achse, stellte die Kombination ein, drehte wieder und ließ nach einigen Handgriffen die Tresortür aufschwingen.
    Sein erster Blick galt dem zweiten Fach, das leer aus dem spärlich erleuchteten Tresorinneren gähnte. Dann drehte er den Kopf zu Earnest. Dieser sah ihn forschend an.
    „Das zweite Fach von oben“, sagte er knapp. „Die Akte fehlt.“
    Der Sicherheitsbeamte mit dem Aufnahmegerät war herbeigekommen. Kurz flammte das Licht auf, tauchte das erwähnte Tresorfach in blendende Helligkeit. Wie um zu unterstreichen, wie leer es war.
    Earnest blieb einen Augenblick stehen, überlegte, dann machte er einen Schritt zu dem Agenten mit dem Richtgerät.
    „Hannon“, befahl er, „kümmern Sie sich um das Kontrollgerät.“
    Sidney Crane sagte nichts, bis sich Earnest an ihn wandte.
    „Um welche Akte handelte es sich?“ fragte er.
    Crane hätte am liebsten frohlockt, als er daran dachte.
    „Akte 02 … Vermerk: geheim, intern“, sagte er, und sekundenlang schwebte ihm das Bild Thackers vor Augen, wie er gelacht und dann ernst fortfahrend von seinem Verdacht berichtet hatte. Crane wischte das Bild fort und berichtete weiter, mit tonloser Stimme. „Sie stammte von Ära IV, der nächsten Zeitstation.“
    Earnest nickte. „Ich weiß; ich erhielt eine Mitteilung.“
    Damit hatte Crane gerechnet – und Thacker. Crane blickte zurück zum Tresor, an dem sich Hannon zu schaffen machte. Hoffentlich war Thacker kein Fehler unterlaufen. Das könnte unangenehm werden. Jetzt mußte noch alles klappen, später …
    „Kennen Sie den Inhalt?“ fragte Earnest finster.
    Crane verneinte. „Ich erhielt die Akte erst gestern früh. Zufällig. Sie war eigentlich für die Abteilung ‚Interne Forschung’ bestimmt. Der Leiter war plötzlich erkrankt …“
    „Das ist dumm. Bis die nächste Patrouille aus Ära IV kommt, könnte es zu spät sein.“ Er schritt zum Tresor. Crane folgte ihm, den Blick auf das Kontrollgerät, versteckt in der Stahlpanzerung, gerichtet. Er fühlte eine innere Anspannung, die gewiß in seiner Haltung resultierte, anderen gegenüber

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