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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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entgegen. Als zugleich mit diesem Gedanken sein Blick auf das Telegerät an der Wand fiel, erschrak er ob der plötzlichen Überlegung, die durch sein Bewußtsein schoß.
    Er zuckte zusammen.
    Lehoure verengte die Augen.
    „Entschuldigen Sie, Mister Crane, ich möchte Sie nicht verletzen – aber würden Sie mir Ihren Psychefilm zeigen?“
    Cranes Hand fuhr instinktiv hoch, so diktierend und dennoch einschmeichelnd klang die Frage. Mitten in der Bewegung hielt er jedoch inne, als ihm jäh bewußt wurde, welches Risiko er eben einging, würde er seinen Psychefilm vorweisen.
    Eine Sekunde lang sah er Lehoure stumm an, dann versetzte er mit gefaßter Stimme: „Sie sind unverbesserlich, Lehoure. Wenn ich nicht genau wüßte, daß es Ihnen höllisches Vergnügen bereitet, gerade in solch gelockerten Situationen wie der momentanen andere Leute durch derartige Bemerkungen aus der Fassung zu bringen, würde ich Sie auf Verletzung der Privatsphäre verklagen.“ Crane lächelte bei den letzten Worten, seine glänzend-weißen Zähne zeigend. „Aber so …“ Er machte eine nachsichtige Handbewegung. „Wir wollen einander doch nicht den Abend verderben, oder?“ Er grinste, absichtlich den lauernden Ausdruck in Lehoures Augen übersehend.
    Drüben wurden eben die ersten Takte eines Shakelift angeschlagen. Francois, Lehoures Gattin, war ihrer Unterhaltung nicht gefolgt. Sie sah zur mechanischen Band.
    Sidney Crane schob eine Hand auf sein Glas zu, umfaßte mit der anderen eine Flasche. Lehoure fixierend, goß er zuerst diesem und dann sich selbst ein. Der Franzose sagte nichts; er schien sich aus einem unerklärlichen Grunde nicht wohl in seiner Haut zu fühlen.
    „Prost, Lehoure!“ Crane hob sein Glas. „Auf Ihr Wohl. Vergessen wir, worüber wir eben sprachen.“
    Lehoure zögerte, dann hob auch er sein Glas.
    „Auf Ihr Wohl, Crane.“ Er nahm einen Schluck. „Und – Sie haben recht, der Abend liegt noch vor uns. Das heißt, der Morgen, der immerhin schon vor einer Weile begonnen hat.“
    Das stimmt, dachte Sidney Crane. Mit einemmal hämmerte das Ticken so hart in seinem Kopf, daß unwillkürlich seine Hand in die Tasche fuhr.
    Das Klicken des Uhrdeckels ging in dem schrillen Lärm der Leute unter. Die Musik schwoll an. Francois erhob sich, Lehoure stand ebenfalls auf. Im Hintergrund des Raumes konnte Sidney Crane via Spiegel den Gastgeber, den alten Earnest sehen, wie er sich straffte. Zugleich mit dieser Wahrnehmung tasteten seine Finger über das Ziffernblatt. Sein Blick heftete sich auf den leuchtenden Kreis an Earnests Brust, dem Zeichen der Interzeit-Kontrolle. Seine Fingerspitzen erstarrten auf den winzigen Zeigern der Uhr.
    Einige Sekunden noch, dann –
    Das Ticken war abrupt verschwunden. Die Musik schien auszusetzen.
    Denn hinein in diesen Moment platzte das Schrillen des Telegerätes.
     
    *
     
    Es verlief alles nach Erwartung.
    Earnest war sofort am Apparat, ließ den Visor ausgeschaltet und lauschte am Hörer. Nach etwa einer halben Minute sagte er etwas, nicht laut, aber Crane, der wußte, was es war, konnte ihm die Worte von den Lippen ablesen.
    „Wir kommen sofort!“ bedeuteten die Lippenbewegungen.
    Crane drehte sich im gleichen Augenblick um, den Gästen zugewandt. Die kurze Unterbrechung war bereits überbrückt.
    Er holte sich eine Zigarette aus seinem Etui, steckte sie zwischen die Lippen. Als er sie in Brand setzte, stand Earnest vor ihm. Crane wußte, was kommen würde und war mit einemmal völlig gelassen.
    Er blickte über das glimmende Ende der Zigarette hinweg auf Earnest. Dieser sagte:
    „Kommen Sie, Sidney. In Ihrem Büro ist eingebrochen worden!“
    Crane hob überrascht die Brauen, und eine steile Falte erschien auf seiner Stirn.
    „Was?“
    „Sie haben richtig gehört. Ein Einbruch in Ihrem Büro.“
    Earnest blickte ernst. „Von einem Zeiter“, fügte er nach einigen Sekunden hinzu.
    Sidney Crane überlegte nicht lange. Er hatte sich auf diese Situation vorbereitet.
    „Los, machen wir, daß wir hinkommen!“
    Earnest sprach kurz zu einem grauhaarigen Herrn an einem der Tische.
    Es dauerte kaum eine halbe Minute, und Earnest kam zurück, noch im Vorbeigehen seinen Elastikmantel überwerfend. Crane folgte ihm.
    „Wir können meinen Wagen nehmen. Er steht gleich hier“, rief Crane, als sie ins Freie traten. Die Dunkelheit der Nacht umhüllte sie. Nur das Innere des Wagens war beleuchtet. Die kleinen Skalenlämpchen glühten wie beobachtende Augen, während unsichtbare
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