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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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würde er auf jeden Fall versuchen, nur verstand er persönlich unter dem Wort „entlarven“ etwas anderes als sein Auftraggeber, Sir Walt Earnest. Das gehörte zu dem Teil seines Planes, den Thacker nicht kannte.
    Um Thacker auf die Spur zu kommen, wenn es diese Spur gab, mußte er den Fall allein lösen, zumal er ureigenste Interessen dabei verfolgte, von denen Earnest nichts ahnen konnte.
    Als er den Raum durchquerte, die Hand griffbereit in der Innentasche seines Elastikrockes, schwang etwas wie wilde Genugtuung in seinen Gedanken. Man hatte ihn bisher unterschätzt, das war einesteils gut, würde sich aber bald ändern, entweder wenn er Thacker überführte, oder aber …
    Einer der Techniker, die an einer sich über zwei lange Wände erstreckenden Schalttafel saßen, erhob sich.
    „Darf ich um Ihren Ausweis bitten?“
    Sidney Crane zog die griffbereite Identitätskarte hervor. Mit dem einen Finger der rechten Hand aber hielt er die Spezialmarke über seinen Namen, die ihn als befugten Beamten der Interzeit-Kontrollbehörde auswies. Man brauchte seine Identität nicht unbedingt zu kennen.
    Der Techniker warf einen kurzen Blick darauf und gab sich zufrieden. Er öffnete ihm eine Tür.
    „Sie haben Glück. Sie können Sir Anastos jetzt antreffen. Er ist in seinem Büro.“
    Crane dankte und war mit einem Schritt draußen im Korridor. Doch sein Weg führte in die entgegengesetzte Richtung. Die übliche Meldung beim jeweils zuständigen Koordinator der Behörde, in dieser Ära bei Sir Anastos, würde seinen Plan vereiteln.
    Er gelangte ins unterste Stockwerk, zeigte seine Marke vor und nahm im Fond eines Polizeiwagens Platz.
    Crane blickte auf die Uhr. Thacker mußte ungefähr um diese Zeit ankommen. Er mußte ihn noch rechtzeitig erreichen. Crane wollte sichergehen. Er gab dem Chauffeur die Adresse an, und dieser stellte den Wagen auf Automatik ein. Der Wagen glitt schneller werdend davon. Die Häuserschluchten, die an ihnen vorbeizogen, wurden zu weißen und grauen Fetzen.
    Was, wenn Thacker recht hatte? Wie hatte er noch gesagt …
     
    *
     
    „Diese Akte ist ungemein wichtig für uns, Sidney.“ Thacker schritt vor ihm auf und ab, die Hände zu Fäusten geballt. Er wirkte älter als er war.
    Wie konnte ich mich in diesen neun Jahren nur so verändern? fragte sich Crane. Laut sagte er:
    „Du sagtest, sie bestimme über Leben und Tod von uns …“ Er überlegte einen Augenblick, zurückgelehnt in einem Fauteuil. „Aber mir scheint“, fuhr er fort, „daß sie in erster Linie darüber Aufschluß gibt, weshalb deine Erinnerung seit dem Zeitpunkt vor neun Jahren – in meiner Gegenwart also – unvollständig ist, ja, daß sie, was deinen oder auch meinen Beruf betrifft, sogar fehlt.“
    Thacker blieb stehen. Er sah seinem jüngeren Ich ins Gesicht.
    „Gewiß. Über dies und über Leben und Tod. Ein Glück, daß ich bei meinen Nachforschungen überhaupt auf die Akte gestoßen bin. Ein reiner Zufall. Ich wollte nichts anderes als Angaben über die vergangenen neun Jahre.“
    Es war ein eigenartiges Gefühl, sich selbst in die Augen zu sehen … wie er später nochmals feststellen mußte, in der Tatnacht, vor Earnests seitenrichtigem Spiegel.
    Aber die Dringlichkeit in Thackers Stimme war überzeugend – nur daß sie auch auf etwas anderes, das in Thackers Gedanken war, hinwies. Er hatte einmal während ihrer Unterhaltung ein Dokument in der Akte erwähnt, das ihm von größerer Bedeutung zu sein schien. Er hatte gesagt, daraus ließe sich in seiner Zeit Geld machen.
    „Wir müssen die Akte in unseren Besitz bekommen. Oder willst du, daß man dir in den nächsten Tagen die Erinnerung löscht?“
    Die Antwort darauf war natürlich „Nein“.
    Dennoch konnte sich Crane nicht des Gefühles erwehren, daß irgend etwas an dieser Sache nicht stimmte. Was sollte er tun? Er konnte Thacker schließlich nicht verhaften lassen. Außerdem: die Möglichkeit war nicht von der Hand zu weisen, daß Thacker, mit all dem, was er sagte, recht hatte.
    Und dann …
     
    *
     
    So war der Plan entstanden. Er hatte auf ein Dokument aus Ära IV geachtet, Thacker, als es ankam, davon in Kenntnis gesetzt. Alles weitere war einfach.
    Der Leiter der Abteilung „Interne Forschung“, an den die Akte zur Weitergabe gerichtet war, hatte einen harmlosen Unfall gehabt. Also gelangte die Akte in Cranes Tresor. Selbst darin vor dem abgemachten Zeitpunkt Einsicht zu nehmen, war unklug. Crane würde bei einer Untersuchung des Falles

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