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TS 81: Das Problem Epsilon

TS 81: Das Problem Epsilon

Titel: TS 81: Das Problem Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. W. Mommers , Ernst Vlcek
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verdächtigt werden. Die Einladung Earnests kam nur gelegen. So konnte er sich ein Alibi beschaffen. Das beste, das es gab. Und wenn Earnest auf den Gedanken kam, er habe sich die Akte selbst gestohlen? Unwahrscheinlich. Das Kontrollauge im Tresor würde ihn verraten, das konnte Earnest also bei der ersten Untersuchung klären. Deswegen war sein Alibi doppelt. Nicht er, sondern Thacker hatte die Papiere entwendet. Mit seiner Hilfe natürlich, wie geplant. Was aber Thacker nicht wußte, war, daß er, Sidney Crane, sein eigenes Ziel vor Augen hatte.
    Der Schlüssel hatte Earnest nachdenklich gemacht. Er konnte Crane damit aber nicht festnageln, das wußten sie beide. Und dabei war es die einfachste Sache der Welt gewesen. Crane hatte den Schlüssel Thacker gegeben, dieser damit den Tresor geöffnet und ihn Sidney zurückgebracht – in sein vor Earnests Haus parkendes Autojet.
    Er mußte herausfinden, welche Bewandtnis es mit Akte 02 hatte. Und was Thacker wirklich beabsichtigte. Davon hingen seine nächsten Schritte ab.
    Als wolle eine unsichtbare Macht diese Feststellung unterstreichen, stoppte der Wagen in einer etwas abgelegenen Avenue.
    Sidney Crane dankte dem Chauffeur und sagte, er benötige ihn nicht mehr. Damit sprang er aus dem Wagen und überquerte mit langen Schritten die von Bäumen eingesäumte Straße.
    Thacker mußte bereits zurück sein. Ein Blick auf die Uhr sagte es Crane. Er befühlte mit der Rechten das kühle Metall seines Nadlers, zog seine Hand wieder zurück und stürzte die Treppe hoch.
    Crane vergewisserte sich, daß er vor der richtigen Tür stand, dann läutete er.
    Die Tür öffnete sich nur einen Spaltbreit. Dahinter erschien Thackers Kopf, mit den ergrauten Schläfen und den vorsichtig blickenden Augen. Sein dunkles Gesicht glänzte vor Schweiß.
    Wortlos ließ er Crane eintreten. Als Crane durch die armselige Küche ins Wohnzimmer schritt, hörte er hinter sich die Tür ins Schloß fallen.
    „Bin eben erst angekommen“, meinte Thacker und machte sich an einer komplizierten Apparatur in einer Zimmerecke zu schaffen. Von seiner Tätigkeit kurz aufblickend fragte er: „Wie stehen die Aktien?“
    „Alles glatt gegangen. Und die Akte?“ forschte Crane. Von Earnests Verdacht sagte er nichts.
    Thacker machte noch einige Handgriffe, dann drehte er sich vollends um.
    „So, das wär’s“, sagte er und wischte sich die Hände ab.
    Die beiden Männer starrten sich an.
    Und wieder beschlich Crane das eigentümliche Gefühl, als er sich selbst in die Augen blickte – sich, einem um neun Jahre älteren Thacker, dessen Gesicht von Falten durchzogen war.
    Sorgen lagen in seinem Gesicht. Sorgen und noch etwas anderes.
    Warum mißtraute er diesem Mann? Seinem zukünftigen Ich?
    Crane wußte um die Antwort, doch so sehr er sich auch dagegen sträubte, sie als möglich zu akzeptieren, sie haftete fest in seinem Gehirn.
    Thacker blickte ihn immer noch forschend an, sagte aber schließlich:
    „Du hast Angst, Sidney. Das sieht man.“
    „Angst?“ begehrte Crane auf, zögerte und meinte: „Ja, vielleicht hast du recht – aber es ist etwas anders geartet als Angst …“
    „Fürchtest du, daß man dir die Erinnerung löschen könnte?“
    „Ja, wahrscheinlich“, log Crane.
    „Das ist leicht bereinigt.“ Thacker lächelte und wies auf die Apparatur. Crane folgte seinem Blick.
    „Ich habe eine Bombe eingebaut …“
    Crane machte einen Schritt nach vorne. „Wieso? Willst du etwa hierbleiben?“ Dann plötzlich lachte er. „Nein, das würdest du nicht. Natürlich nicht.“
    „Du hast recht. Aber ich habe einige Vorkehrungen getroffen – für unsere Flucht“, erwiderte Thacker.
    „Die Akte!“ sagte Crane heftig.
    „Sie ist gut aufgehoben.“
    Was sagte Thacker da? Cranes Stimme drohte ihn zu verraten, seine Sinne spannten sich an. Er hatte sich aber wieder in der Gewalt, als er sagte:
    „Ich verstehe nicht ganz.“
    Thacker schien die Ruhe selbst. „Ich wollte sichergehen. Schließlich habe ich keine Ahnung, wie ich früher einmal dachte und was ich tat …“
    Crane begann zu lachen. Dabei folgten seine Augen jeder von Thackers Bewegungen.
    „Wir sind also wieder bei deiner Amnesie angelangt. Hast du dir schon eine Theorie zugelegt?“ Crane fühlte, wie seine Handflächen, die er aufeinander gepreßt hatte, feucht wurden.
    „Eine Theorie? … Vielleicht.“ Thacker schritt zur hinteren Wand und lehnte sich gegen die Seitenwand eines offenen Schrankes, der allerlei undefinierbares

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